Lage für Christen in Aleppo verschärft sich weiter

Schmutziger Krieg

Der Basar von Aleppo ist zerstört. Im domradio.de-Interview bedauert der Geschäftsführer von Biblische Reisen, Georg Röwekamp, den Verlust. Und stellt fest: "Doch alle menschlichen Opfer sind schlimmer als die kulturellen." Denn wieder starben in Syrien Menschen. Für Christen spitzt sich die Lage weiter zu.

 (DR)

Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der bewaffneten Opposition erreichten inzwischen auch die mehrheitlich christlich bewohnten Stadtviertel im Zentrum Aleppos, berichtet die libanesische Tageszeitung "Daily Star" (Montag). Christliche Bewohner Aleppos beklagen Medienberichten zufolge wachsende islamistische Übergriffe. Die bewaffneten Oppositionskämpfer werfen den syrischen Christen demnach Regierungstreue vor. Nach Schätzung des Präsidenten der armenischen Haigazian-Universität in Beirut, Paul Haidostian, wurden mittlerweile rund 25 Prozent der syrischen Armenier durch den Krieg vertrieben. Ihre Ziele seien vor allem Armenien oder der Libanon.



In einem Interview des arabischsprachigen Internetportals Abouna.org (Sonntagabend) begrüßte der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Gregorios Yohanna Ibrahim, die jüngste Verurteilung des Waffenhandels mit Syrien durch Papst Benedikt XVI. Gleichzeitig forderte Gregorios ein deutliches Wort des Papstes zu dem "schmutzigen Krieg", der bislang unter Christen wie Muslimen "Zehntausende Opfer, Hunderttausende Verletzte und mehr als zwei Millionen Vertriebene" gefordert habe.



Auch Kloster unter Beschuss

Der Erzbischof betonte, der Papstbesuch im Libanon sei eine Unterstützung für Syriens Christen und Muslime in einer kritischen Situation. Dass Benedikt XVI. trotz der schwierigen politischen Bedingungen und seines hohen Alters in die Region gereist sei, sei positiv aufgenommen worden. Die päpstliche Botschaft für Frieden in Syrien bezeichnete Gregorios als "starken Schrei an die Welt", sich bei den Konfliktparteien für ein Ende der Zerstörung des geliebten Landes und für gegenseitigen Respekt der Religionen als Grundprinzip des Zusammenlebens einzusetzen.



Die in Syrien lebende Franziskanergemeinschaft berichtete am Montag, bei Kampfhandlungen in Aleppo seien bereits Ende August das Kloster und ein weiteres Gebäude beschossen und beschädigt worden. Verletzte habe es nicht gegeben. Die Lage in Aleppo beschrieben die Ordensleute, die über 35 Tage ohne Telefon und Internet gewesen seien, als zunehmend schwierig.