Kurschus hält Kirchenasyl für Kriegsverweigerer für möglich

"Einzel- und Ausnahmefall"

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, steht einem möglichen Kirchenasyl für Russen, die den Einsatz in der Ukraine verweigern, nicht ablehnend gegenüber. Kritik übt sie an Wladimir Putin.

Annette Kurschus / © Paolo Galosi (epd)
Annette Kurschus / © Paolo Galosi ( epd )

"Sollte sich eine Gemeinde dazu entschließen, einem russischen Menschen, der nicht in den Krieg ziehen will, Schutzraum zu bieten, könnte ich das nachvollziehen", sagte Kurschus den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag, online).

Kritik an Putin und Forderungen an Politik

Der russische Präsident Wladimir Putin "verheizt die eigenen Leute. Er schafft Elend in vielen russischen Familien", so die westfälische Präses. "Die Entscheidung, Kirchenasyl zu gewähren, liegt bei der einzelnen Kirchengemeinde, und sie ist immer ein Einzel- und Ausnahmefall, in dem die Gemeinde sich sehr sorgfältig mit der individuellen Situation dieses einen konkreten Menschen befasst."

Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland

"Putin verheizt die eigenen Leute."

Insgesamt sei die Hilfsbereitschaft in Deutschland gegenüber geflüchteten Menschen aus der Ukraine "enorm". Das sei nicht zuletzt in den Kirchengemeinden zu beobachten, sagte Kurschus. "Der Bund ist in der Verantwortung, bei der Unterbringung der Geflüchteten angemessen zu helfen. Die Forderung der Kommunen nach einer stärkeren finanziellen Unterstützung ist verständlich."

Kirchenasyl

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Schon aus dem vierten Jahrhundert ist bekannt, dass Flüchtlinge in Kirchen Schutz suchten.

Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA