Kulturhauptstadt 2010: Kirchenprojekte "könnten Modellcharakter" haben

Kirchen sind gefragte Partner

Den Kirchen kommt nach Ansicht des Vorsitzenden Geschäftsführers der Ruhr 2010 GmbH, Fritz Pleitgen, "eine Schlüsselrolle" im Programm der europäischen Kulturhauptstadt Ruhr 2010 zu. Die von katholischer und evangelischer Seite eingereichten Projekte könnten Modellcharakter haben, sagte Pleitgen am Dienstagabend in Mülheim. Der Essener Bischof Felix Genn kündigte an, das Ruhrbistum werde sich im Kulturhauptstadt-Programm "bescheiden, aber kraftvoll" einbringen.

 (DR)

Als Beispiele nannte Pleitgen ein interreligiöses Friedensfest und Symposien zum Umgang mit leerstehenden Kirchenbauten. "Diese Frage wird uns weit über das Jahr 2010 hinaus beschäftigen", so der frühere WDR-Intendant.

Die in den nächsten Monaten stattfindenden Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Diözese seien ein Vorgeschmack dessen, was die Besucher 2010 erwarte, so Bischof Genn. Die Veranstaltungen sollten auch dazu genutzt werden, die Themen Religion und Glaube ins Gespräch zu bringen. Pleitgen und Genn äußerten sich auf dem Jahresempfang der katholischen Akademie im Bistum Essen, "Die Wolfsburg".

Für das Kulturhauptstadt-Programm liegen der Ruhr 2010 GmbH nach eigenen Angaben rund 2.000 Projektanträge vor. Diese würden in den nächsten Monaten gesichtet und bewertet, so Pleitgen. Im Herbst soll die Auswahl bekanntgegeben werden. Die katholische Kirche plant unter anderem "Kulturtankstellen" entlang der Hauptverkehrsadern des Ruhrgebiets, ein Kirchenatelier für die verschiedenen Künste sowie ein Projekt mit der Essener Philharmonie und der Folkwanghochschule zur Entwicklung der Mehrstimmigkeit auf Basis der "Musica Enchiriadis", einer um 900 verfassten Lehrschrift aus der ehemaligen Benediktinerabtei Essen-Werden.

Die Auftaktveranstaltung zu dem ganzjährigen Großereignis ist für den 9. Januar 2010 geplant. Bislang stehen zur Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen in Essen und dem Ruhrgebiet 48 Millionen Euro zur Verfügung. Das Motto der Kulturhauptstadt lautet "Kultur durch Wandel - Wandel durch Kultur". Die Organisatoren erwarten sechs Millionen Besucher.