Kühnert warnt vor religiös motivierter Homophobie

Fundamentalistische Glaubensgruppen

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat vor dem Christopher Street Day in Berlin vor religiös motivierten homophoben Übergriffen gewarnt. Ob die Übergriffe muslimisch oder christlich motiviert seien, spiele für die Opfer keine Rolle.

Mann mit einem Armband in Regenbogenfarben / © Andrey_Popov (shutterstock)
Mann mit einem Armband in Regenbogenfarben / © Andrey_Popov ( shutterstock )

Das könne er anhand von Erfahrungsberichten aus seinem Wahlkreis in Berlin Schöneberg sagen, dem "größten Regenbogen-Kiez, den wir in Deutschland haben", sagte Kühnert im TV-Sender "Welt" am Donnerstag.

Diskriminierung immer eine Einschränkung der Lebensqualität

Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär / ©  Bernd von Jutrczenka (dpa)
Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

"Was die immer wieder sagen ist, dass es für ihre Lebensqualität - oder die Einschränkung ihrer Lebensqualität - vollkommen egal ist, ob die Faust, die ihnen ins Gesicht geschlagen wurde, von einem muslimischen Menschen kommt, ob die von einem deutschen Neonazi kommt, ob die von einem christlichen Fundamentalisten oder ähnlichem kommt - am Ende bedeutet es immer Unfreiheit und Diskriminierung."

Radikalisierung in Glaubensgruppen

Grundsätzlich sieht Kühnert Homophobie und Transphobie in ganz verschiedenen Glaubensgruppen. "Wir wissen, dass religiöser Fundamentalismus eine der Triebfedern von Diskriminierungen nicht gewollter Lebensweisen ist. Dazu kann sexuelle Orientierung und anderes mehr gehören. Und deswegen haben wir uns mit den Radikalisierungsprozessen in solchen Gemeinden, Glaubensgruppen oder was auch immer auseinanderzusetzen."

Eigeninitiative gefragt

Er erwarte, "dass das auch in den Glaubensgemeinschaften selbst eine Rolle spielt", so Kühnert. "Denn für Muslime gilt genauso wie für Christen wie für die meisten anderen Gruppen in der Gesellschaft: Die Mehrheit derer, die dem anhängt, möchte das nicht." Die Glaubensgruppen müssten selbst dafür sorgen, dass Homophobie und Transphobie in ihren Reihen nicht geduldet werden, fordert Kühnert:

"Da muss man sich auch klar distanzieren, auch diejenigen aus den eigenen Reihen verbannen, die immer und immer wieder mit Grenzüberschreitungen auftreten."

Theologe: Bibel verurteilt Homosexualität nicht

Nach Ansicht des Bonner Professors für die Exegese des Alten Testamtens, Ulrich Berges, verbietet die Bibel Homosexualität nicht. Das gelte auch für Levitikus 18, 22, sagte Berges im Gespräch mit DOMRADIO.DE.

"Der Text Levitikus ist ungefähr 500 Jahre vor Christus geschrieben worden. Er bezieht sich immer auf einen Analverkehr zwischen Männern, wobei der Analverkehr immer ein Akt der Demütigung ist. Das ist also überhaupt nicht zu vergleichen mit einer freien, zwischen gleichen Partnern geschlossenen oder versprochenen Lebensbeziehung", so Berges.

Homosexuelles Paar / © LikClick (shutterstock)
Quelle:
KNA