Kroatien bereitet sich intensiv auf den Papstbesuch vor

Papst, ja bitte - Kosten, nein danke

In Zagreb geht es seit Tagen geschäftig zu: Im ganzen Land verkünden Plakate entlang der Ausfallstraßen ein Großereignis, das die meisten Kroaten freudig begrüßen: den Besuch von Papst Benedikt XVI. an diesem Wochenende. Umstritten ist alleine die Frage der Kosten der Reise.

Autor/in:
Veronika Wengert
 (DR)

Nur wenige Schritte von der Kathedrale konkurrieren gleich mehrere Souvenirgeschäfte um die Gunst der Käufer: Sie bieten Kerzen, Magneten, Aufstellbildchen und Kissen mit dem Konterfei des Papstes. Direkt daneben im Regal dessen Vorgänger, Papst Johannes Paul II. (1978-2005), auf einer Kaffeetasse für umgerechnet vier Euro. Dreimal war das katholische Kirchenoberhaupt bereits in Kroatien: 1994, 1998 und 2003. Darauf sind viele der 4,4 Millionen Einwohner, von denen 90 Prozent katholisch sind, heute noch stolz.



Trotz der allgemeinen Begeisterung für den Besuch läuft das Geschäft in dem kleinen Souvenirladen bislang sehr verhalten. "Die Menschen haben kein Geld", meint die Verkäuferin. Am Samstag muss sie ihren Laden ohnehin schließen - aus Sicherheitsgründen. Dann feiert der Papst nur wenige Meter entfernt auf dem zentralen Ban-Jelacic-Platz einen Gottesdienst, zu dem vor allem junge Menschen eingeladen sind. Entsprechend modern gibt sich das bischöfliche Organisationskomitee, das die Pilger per Twitter, Facebook und eine eigene Website auf dem Laufenden hält.



Auch das Traditionshotel "Dubrovnik", von dem man direkt auf den Platz herabblickt, ist bislang nur zur Hälfte ausverkauft. Sicher, die spezielle Verkehrsregelung zum Papstbesuch macht eine Zufahrt in die Innenstadt unmöglich. Doch auch in anderen Herbergen der Stadt sind noch Zimmer frei. Viele werden kostenlos auf dem Messegelände übernachten oder in Privatfamilien.



300.000 Karten verteilt

"Wir Kroaten lieben den Papst", sagt die Rentnerin Vesna Kovac aus Zagreb überschwänglich. Schon vor Wochen hat sie sich ihre Eintrittskarte für die sonntägliche Papstmesse auf dem Hippodrom von Zagreb gesichert. Campingstühle dürfen mitgebracht werden. Darüber freut sich die 68-jährige Rentnerin, denn schließlich will sie möglichst früh dort sein und kann nicht allzu lang stehen. Die Pforten zum Gelände öffnen um Mitternacht. Mehrere Hunderttausend Pilger werden erwartet, darunter auch Exilkroaten aus Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Österreich und Deutschland.



Bislang habe man 300.000 Karten verteilt. Doch selbst wer noch keine habe, könne diese noch am gleichen Tag erhalten, berichtet Robert Sreter vom Organisationskomitee der Erzdiözese. Logistisch ist man gut aufgestellt: 2.200 Busparkplätze stehen in der Nähe des Hippodroms zur Verfügung; mehr als 2.000 Freiwillige stehen bereit.



Und auch geistlich bereiten sich die Kroaten gewissenhaft vor: Schon seit Wochen gehört der Vorplatz des Nationaltheaters jeden Sonntagabend den Gläubigen. Und in dieser Woche findet jeden Abend eine zusätzliche Marienmesse in der Kathedrale statt. Bereits seit April beten Gläubige im schmiedeeisernen Pavillon des Zrinjevac-Parks allabendlich den Rosenkranz - auch wenn sich manchmal gerade mal knapp ein Dutzend Menschen einfinden.



Kosten in der Kritik

Gleich daneben plantschen heute Kleinkinder in einem Springbrunnen, junge Menschen sitzen mit der Gitarre auf dem Rasen. Eine von ihnen ist die Studentin Katarina Filipovic. Sie steht dem Papstbesuch zwiespältig gegenüber: Einerseits setze er ein positives Zeichen für Kroatien auf dem Weg zu einer demokratischen Zivilgesellschaft und bei der Annäherung an die EU, der das Land noch 2013 beitreten möchte. Andererseits kritisiert die junge Frau die hohen Kosten. Die Regierung spare doch buchstäblich an jeder Ecke - und gebe nun so viel Geld dafür aus.



Über Wochen spekulierten die kroatischen Medien, wie teuer der Papstbesuch wohl sein könnte. Von bis zu sechs Millionen Euro war die Rede - bis Zagrebs Kardinal Josip Bozanic die Zahlen offenlegte: Zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Euro sind einkalkuliert, jeweils zur Hälfte von Staat und Kirche getragen.