Kritik zur Anerkennung der Katholischen Pfadfinderschaft

Veraltete Rollenbilder und Gesellschaftsmodelle

Die Katholische Pfadfinderschaft Europas entstand als konservative Abspaltung der Pfadfinder. Lange waren sie umstritten, die Bischofskonferenz hat sie im Dezember als Verein anerkannt. Das sorgt für Irritation bei den Jugendverbänden.

Lilie auf der Uniform eines Pfadfinders / © tGfoto (shutterstock)
Lilie auf der Uniform eines Pfadfinders / © tGfoto ( shutterstock )

Kirchliche Jugendverbände kritisieren die Anerkennung der Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE) durch die Deutsche Bischofskonferenz. Dieser Schritt sei "nur schwer" nachvollziehbar, erklärten der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) und die Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) am Dienstag in Düsseldorf. Die über lange Zeit umstrittene Organisation hatte bereits im Dezember den Status eines "privaten kanonischen Vereins" erhalten. Ihr Sitz wurde vom hessischen Langen nach Augsburg verlegt.

Konfliktreiche Geschichte

Die Geschichte der KPE, die ihre Mitgliederzahl auf etwa 2.500 beziffert, ist konfliktbehaftet. Sie entstand 1976 als konservative Abspaltung der DPSG. Ihre ersten Mitglieder hielten der DPSG vor, das katholische Glaubensleben zu vernachlässigen. In den meisten deutschen Bistümern gab es lange Widerstand gegen Niederlassungswünsche der KPE.

"Aus aktuellen Verbandsveröffentlichungen wird aus unserer Sicht deutlich, dass die KPE ein Verband ist, der an veralteten Rollenbildern und Gesellschaftsmodellen festhält, die nicht mit den Werten und der Arbeitsweise von DPSG, PSG und BDKJ übereinstimmen", heißt es in der Stellungnahme der Jugendverbände. "Daher sehen wir keine Grundlage für gemeinsame Kooperationen oder Zusammenarbeit in den nächsten Jahren." Die KPE hatte bereits mitgeteilt, sich dem BDKJ als Dachverband nicht anschließen zu wollen.

"Kritische" Überwachung erforderlich

Wegen der bundesweiten Anerkennung müssten künftig alle Bischöfe die Arbeit der Vereinigung "kritisch" überwachen, so der BDKJ. "Dies betrifft insbesondere die Frage der Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, geistlichen Missbrauchs und von Grenzverletzungen allgemein." Der BDKJ könne nicht beurteilen, ob "diese systemischen Ursachen für Missbrauch und Gewalt mittlerweile aufgearbeitet und beseitigt wurden".

Der Austausch zwischen den deutschen Bischöfen und der KPE habe 2012 begonnen, erklärte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Dabei seien mit Blick auf die Vergangenheit und die Neuausrichtung des Vereins "Vorbehalte ausgeräumt" worden. Bei den Gesprächen unter Beteiligung von BDKJ-Vertretern sei es auch um Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Rollenbilder und Prävention sexualisierter Gewalt gegangen. Der BDKJ gab an, Gespräche im Rahmen des Bereichs der Jugendseelsorge der Bischofskonferenz weiterführen zu wollen.

Quelle:
KNA