Kritik und Proteste begleiten Start des olympischen Fackellaufs in China

"Das werden Trauerspiele"

Der Start des olympischen Fackellaufs am Montag in Peking ist in Deutschland von Protesten gegen Chinas Tibet-Politik begleitet worden. "Die Olympischen Spiele werden Trauerspiele", sagte die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen bei einer Kundgebung. In Hannover appellierten Menschenrechtler an den Olympia-Sponsor VW, seine Unterstützung für den Fackellauf durch Tibet zurückzuziehen. Mahnwachen waren in 25 deutschen Städten geplant, darunter vor der chinesischen Botschaft in Berlin.

 (DR)

In Peking entzündete der chinesische Staats- und Parteichef Hu Jintao das Olympische Feuer auf dem Platz des Himmlischen Friedens. "Der hundertjährige Traum der chinesischen Nation, Gastgeber der Olympischen Spiele zu sein, ist in Erfüllung gegangen", sagte Vizepräsident Xi Jinping vor rund 5.500 geladenen Gästen. Der Hürdensprinter Liu Xiang war der erste Läufer auf dem Platz.

Die Zeremonie fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt.
Anders als am Sonntag in Athen kam es nicht zu Protesten. Das Olympische Feuer soll in den kommenden 130 Tagen durch 19 Länder auf fünf Kontinenten reisen. Erste Etappe ist Kasachstan. Trotz der Unruhen in Tibet hält die chinesische Regierung an ihrem Plan fest, die Fackel durch die tibetische Hauptstadt Lhasa und auf den Gipfel des Mount Everest tragen zu lassen.

Peking bekräftigte unterdessen die Kritik am Dalai Lama, dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter. "Der selbst erklärte geistliche Führer hat offensichtlich seine Identität vergessen, seine Religion missbraucht und zu viel politisiert", schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Peking habe Beweise dafür, dass der Friedensnobelpreisträger hinter den Ausschreitungen vom 14. und 15. März in Tibet stecke.

"Der Fackellauf durch Tibet verhöhnt die Opfer"
Die tibetische Exilregierung in Indien wies die Vorwürfe zurück. Die Ereignisse in Tibet seit dem 10. März müssten durch unabhängige internationale Experten untersucht werden. Nach chinesischen Angaben kamen 19 Menschen ums Leben. Die Exiltibeter schätzen die Zahl auf rund 140 Tote. Etwa tausend Tibeter seien verhaftet worden.

In Hannover appellierte die Gesellschaft für bedrohte Völker an den Volkswagen-Konzern, den olympischen Fackellauf durch Tibet nicht als Sponsor zu unterstützen. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) solle als Aufsichtsratsmitglied des Unternehmens verhindern, dass der Fackellauf von VW-Fahrzeugen begleitet wird, erklärte die Menschenrechtsorganisation bei einer Mahnwache.

Die Menschenrechtler übergaben ihren Appell der niedersächsischen Staatskanzlei. "Der Fackellauf durch Tibet verhöhnt die Opfer der Verfolgung durch das chinesische Regime und wird unter den Tibetern Zorn und Empörung säen", heißt es darin. Die Organisation sandte auch einen Appell an den VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Darin warnen die Menschenrechtler, der Autokonzern dürfe sich nicht in Widerspruch zu seinen eigenen Grundsätzen begeben, die Menschenrechte zu schützen.