Kritik am IOK

 (DR)

Die russische Mannschaft wird nicht komplett von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen. Diese Entscheidung teilte IOC-Präsident Thomas Bach am Sonntag (24.06.16) in Lausanne mit. Es liege vielmehr nun an den einzelnen internationalen Sommersportverbänden, darüber zu befinden, ob russische Athleten in den jeweiligen Sportarten antreten dürften oder nicht.

Unter der Führung des deutschen Präsidenten Bach hatte das Exekutivkomitee des IOC zuvor bei einer Telefonkonferenz beraten, ob nach den russischen Leichtathleten das komplette Land von den Sommerspielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen werden solle.

Demonstrativ hatte Kremlchef Wladimir Putin zuletzt die Gründung einer neuen Anti-Doping-Kommission in Russland angekündigt - womöglich auch, um einem Komplett-Bann zu entgehen. Die Leitung der Kommission soll vermutlich der 81-jährige Witali Smirnow übernehmen, der seit 45 Jahren IOC-Mitglied ist. "Er hat einen absolut tadellosen Ruf und genießt das Vertrauen der olympischen Familie", sagte Putin der Agentur Interfax zufolge.

Die russischen Leichtathleten sind von der Entscheidung am Sonntag nicht betroffen, sie bleiben von den Rio-Spielen ausgeschlossen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte am vergangenen Mittwoch die Suspendierung des russischen Leichtathletik-Verbandes durch den Weltverband IAAF als regelkonform bestätigt.

Mit Unverständnis reagierten Funktionäre, Sportler und Doping-Fahnder auf die Entscheidung der IOC-Spitze, das russische Team trotz nachgewiesenen Staatsdopings nicht komplett von den Spielen auszuschließen. Diskus-Olympiasieger Robert Harting sagte: "Bach ist für mich Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems. Ich schäme mich für ihn". Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein sagte: "Bach hat sich politisch kaufen lassen. Er lügt die Welt an, wenn er öffentlich predigt, es gelte für jeden Sportler die Unschuldsvermutung. Wie viel kann man als IOC-Präsident denn noch lügen?" (dpa)