Krimiautor Jan Costin Wagner über „Tage des letzten Schnees“

Die melancholische Melodie des Lebens

„Kann das Leben den Tod überwinden? Diese Frage stand für mich immer im Kern meines Schreibens“, sagt Jan Costin Wagner im domradio.de Interview: „Man kann sich dieser Frage nur nähern, indem man die Protagonisten eines Romans auf die schlimmste mögliche Probe stellt und dann die Frage aufwirft, kann das Leben trotzdem den Tod überwinden“. In seinem fünften Krimi „Tage des letzten Schnees“ mit dem wortkarge finnische Kommissar Kimmo Joentaa stirbt ein elfjähriges Mädchen bei einem Autounfall mit Fahrerflucht. Der Kommissar wird dabei auch zum Trauerbegleiter der Eltern.

Jan Costin Wagner / © Gunter Glücklich
Jan Costin Wagner / © Gunter Glücklich

„Kommissar Kimmo ist über die Romane hinweg so entwickelt, dass er aus seinem eigenen Verlusterleben Kraft schöpft, für andere da zu sein“, erzählt der Bestsellerautor. In seinem ersten Roman „Eismond“ stirbt die Frau des Kommissars an Krebs. Er weiß, was es heißt, die schlimmste menschliche Katastrophe zu erleben. In dem Roman „Tage des letzten Schnees“ beschreibt Jan Costin Wagner, wie der schweigsame Kommissar den Eltern hilft: „Er ist bei ihnen, indem er einfach nur präsent ist und indem er signalisiert: ich bin hier - ich bin für euch da.“

Kann das Leben den Tod überwinden? Jan Costin Wagner entwirft in „Tage des letzten Schnees“ stille, melancholische Bilder, die trösten. Der Vater des verstorbenen Mädchens Anna sucht nach ihrem Tod nach einer Melodie: „Es gibt diese Melodie, die der Vater das ganze Buch über suchen wird, weil Anna diese Melodie summt, kurz bevor sie stirbt, und es ist die Sehnsucht, die sich in dieser Melodie wieder spiegelt, das heißt der Vater möchte nach dieser Melodie greifen, die er niemals kennen wird, weil nur Anna sie gekannt hat, aber indem er sie sucht, ist Anna auch weiterhin da. Allein in diesem Bild ist für mich schon eine Möglichkeit der Überwindung des Todes begründet“.