Kreisdechant Brennecke und Pfarrer Möers erinnern sich an den WJT

"Etwas unglaublich Tolles erlebt"

Am 16. August vor 20 Jahren kam die Jugend der Welt aus allen Erdteilen in Köln zusammen, um mit Papst Benedikt wenige Tage später auf dem Marienfeld Vigil und Messe zu feiern. Für viele sind das bis heute unvergessliche Momente.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Papsthügel auf dem Marienfeld 2005 (KNA)
Papsthügel auf dem Marienfeld 2005 / ( KNA )

Achim Brennecke steckt mitten im Umzug. Wenn man so will, im absoluten Chaos, wie er selbst einräumt. "Ich muss mich verkleinern, von vielem trennen. Das ist nicht einfach", stellt der Kreisdechant aus Oberaußem, zuständig für den Rhein-Erftkreis, fest, der mit 70 Jahren das Amt nun in jüngere Hände legt. Und trotzdem ist er voller Vorfreude auf seinen letzten großen Einsatz am 29. August. Denn dann ist es 20 Jahre her, dass Papst Benedikt auf dem Frechener Marienfeld – etwa 20 Kilometer südwestlich vom Kölner Dom – mit 1,1 Millionen Jugendlichen den XX. Weltjugendtag gefeiert hat. Und dieses Jubiläum richtet Brennecke nun aus – wie auch in all den 19 Jahren zuvor. 

Kreisdechant Achim Brennecke beim Erinnerungs-Gottesdienst auf dem Papsthügel / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kreisdechant Achim Brennecke beim Erinnerungs-Gottesdienst auf dem Papsthügel / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Entsprechend hat er sich auch diesmal früh um den Hauptzelebranten und Ehrengast gekümmert: Erzbischof Heiner Koch aus Berlin und damals Generalsekretär des WJT wird diesmal den Festgottesdienst feiern. Bereits vor einem Jahr hat Brennecke ihn für diesen besonderen Gedenktag "gebucht" und ist stolz, dass es ihm gelungen ist, damit denjenigen für das Jubiläum gewonnen zu haben, bei dem schon lange vor dem Kölner WJT alle Fäden für das Mega-Event zusammenliefen und der damals im Vorfeld auch das Konzept samt dem Motto "Venimus adorare eum" erarbeitet und die Deutsche Bischofskonferenz mit diesem Vorschlag überzeugt hatte.

Und nun wird die 20-Jahr-Feier erneut unter dieser Überschrift stehen: Wir sind gekommen, um ihn anzubeten. "Der Mensch braucht Erinnerungen und Erlebnisse wie diese, an denen er seinen Glauben festmachen kann", betont der scheidende Kreisdechant. Ihn hätten die Tage damals auf dem Papsthügel jedenfalls geradezu beseelt, so dass er seit dem ersten Jahrgedächtnis, das damals noch mit Kardinal Meisner stattgefunden habe, der dem Papsthügel eigens eine Loreto-Madonna geschenkt hat, den wiederkehrenden Jahrestag in Eigeninitiative gestalte. Und schon jetzt macht sich der Seelsorger Gedanken, dass diese Tradition – immer an einem Freitag Ende August – auch in Zukunft weitergeführt wird. "Das wäre jedenfalls mein großer Wunsch", sagt er.

Achim Brennecke

"Auch wenn es sentimental ist, aber bis heute berührt mich, was wir dort miteinander am Abend der Vigil, aber auch am folgenden Morgen bei der Abschlussmesse mit dem Heiligen Vater erlebt haben."

Noch heute erinnert sich Brennecke an das Großereignis auf dem Papsthügel, als wäre es gestern gewesen, und ruft sich immer wieder die Eindrücke von damals ab. "Die einprägsamen Lieder, die wir auch jetzt wieder singen werden, die unfassbar lange Prozession auf den Berg, die vielen Konzelebranten – und ich als einer von 10.000 Priestern aus aller Welt, die sich am Fuß des Hügels versammelt hatten. Es war der größte Gottesdienst, an dem ich je teilgenommen habe", schwärmt er. "Auch wenn es sentimental ist, aber bis heute berührt mich, was wir dort miteinander am Abend der Vigil, aber auch am folgenden Morgen bei der Abschlussmesse mit dem Heiligen Vater erlebt haben. Für mich ist das ein Ort geblieben, an dem ich dem Himmel jedes Mal, wenn ich dorthin für eine Messfeier zurückkehre – ob allein oder in großer Gemeinschaft – ein Stück näher bin." Es sei so wichtig, die Erinnerung an diese einmalige geistliche Erfahrung wach zu halten. Unvorstellbar für ihn, dieser Hügel, der für viele zu einem Gnadenort geworden sei, könne in Vergessenheit geraten.

Ausstellung zum 20-jährigen Jubiläum des WJT

Damit das nicht geschieht, hat auch Ludger Möers, leitender Pfarrer in Kerpen-Südwest, eine Idee entwickelt. Mit der Ausstellung "Die Welt zu Gast in Kerpen" erinnern die Kirchengemeinde St. Martinus und der "Verein Heimatfreunde der Stadt Kerpen" in Kooperation mit dem städtischen Archiv an dieses Weltjugendereignis, das direkt vor der Haustür stattgefunden hat und bei dem Ströme von Jugendlichen durch die Straßen der Kolpingstadt gezogen sind. So beschreibt es der heute 59-Jährige rückblickend, der damals BDKJ-Diözesanpräses und Pfarrvikar in Köln-Blumberg war, von daher bei diesem Treffen vor allem für die Jugendverbände aus dem Erzbistum, aber auch ganz Deutschland zuständig war. In den Tagen vor den Hauptgottesdiensten auf dem Papsthügel hat er sich daher rund um die Deutzer Kirche St. Heribert aufgehalten, weil hier für die Verbände ein großes Café als Sammelpunkt eingerichtet worden war. Die Ankunft von Benedikt XVI. auf dem Rhein – das gesamte Rheinufer war von Menschenmengen gesäumt – und am Wochenende die Gottesdienste auf dem Papsthügel seien dann das absolute Highlight gewesen.

Pfarrer Ludger Möers vor der Kirche in Manheim-Alt / © Jörg Loeffke (KNA)
Pfarrer Ludger Möers vor der Kirche in Manheim-Alt / © Jörg Loeffke ( KNA )

"In all den Tagen so viele fröhliche junge Menschen zu sehen, war ungemein eindrucksvoll" resümiert Möers rückblickend und auch, dass in Kerpen alle zu Gastgebern wurden und diese jungen Leute aufnahmen. "Andauernd kamen am Bahnhof Sonderzüge mit jungen Pilgern an." Es sei das größte Ereignis in der Geschichte von Kerpen gewesen. "Seitdem hatten wir nie mehr so viele Menschen zu Gast. Wir haben etwas unglaublich Tolles erlebt, was so nicht noch einmal wiederkommt." 

Ludger Möers

"Es war ein einmaliges großes Fest des Glaubens und der Gemeinschaft, das viele als positives Erlebnis mit Kirche abgespeichert haben."

 

Alle hätten nur positive Erinnerungen an diese Zeit. Bei aller Erschöpfung, die später dann eingesetzt habe, sei er dankbar für diese einzigartigen Erfahrungen und die vielen tollen Menschen, die er kennengelernt habe. "Es war ein einmaliges großes Fest des Glaubens und der Gemeinschaft, das viele als positives Erlebnis mit Kirche abgespeichert haben. So etwas schweißt zusammen." Er selbst werde die Bilder von damals jedenfalls nicht mehr vergessen. Vor allem die Momente nicht, in denen er dann später in der Gruppe der Stadt- und Kreisjugendseelsorger oben auf der Altarinsel gestanden und damit "ganz nah dran" gewesen sei, aber auch auf die mehr als eine Million jungen Menschen geschaut habe. Es sei eine ganz wunderbare Zeit des Austauschs, der Freundschaft und der geistlichen Erfahrung gewesen.

Und daher auch die Initiative zu dieser Kerpener Ausstellung im Haus für Kunst und Geschichte. Gezeigt werden unter anderem das Holzkreuz, das Papst Benedikt der Stadt Kerpen als Dank für die von der ganzen Stadtgesellschaft zu stemmende Organisation überreicht hat, aber auch das für den WJT charakteristische Messgewand, das Möers damals getragen und nun als Exponat zur Verfügung gestellt hat, den typisch blauen Rucksack mit dem Weltjugendtagslogo, Verpflegungspakete, diverse Zugangskarten zum Marienfeld und Papsthügel, eine Hostienschale, eine Bischofsmitra und viele Fotografien sowie zusammengetragene Fakten und Presseerklärungen zum Nachlesen.

Als Wegweiser im Niemandsland dient großes Kreuz

Wer heute zum Papsthügel pilgert, muss er paar Stunden Fußweg einplanen. Ähnlich wie vor 20 Jahren. Denn diese imposante Erhebung, die damals innerhalb von knapp zwei Monaten mit 80.000 Kubikmetern Erde künstlich aufgeschüttet und von Kardinal Meisner auf den Namen "Berg der 70 Nationen" getauft wurde – weil dort Delegierte aus 70 Ländern zu Beginn des Jahres 2005 Erde aus ihren Ländern niedergelegt hatten – liegt in einer Art Niemandsland. Wer den Weg nicht genau kennt, kann sich schnell verirren, zumal die Beschilderung dorthin nur sehr spärlich ist. Als Wegweiser dient vor allem das große Kreuz, das bei der Einweihung des Hügels als Wahrzeichen errichtet wurde und auch an die Vorgeschichte dieses Areals als 500 Jahre alter Wallfahrtsort erinnern soll. 

Das Marienfeld selbst ist eine rund 260 Hektar umfassende Ackerfläche in dem rekultivierten Braunkohletagebau Frechen, aus dem noch bis 1986 aus einer Tiefe von 250 Metern gefördert wurde. Im Norden wird es vom Fürstenberggraben, einer Flussverbindung zwischen dem östlich des Feldes gelegenen Fürstenberg-Maar und dem nordwestlich gelegenen Boisdorfer See begrenzt, während sich südlich das Industriegebiet Kerpen-Türnich befindet. Heute führen ausgewiesene Fuß- und Wanderwege durch dieses Naherholungsgebiet, in dem Autoverkehr nicht vorgesehen ist und daher zum bevorstehenden Jubiläum auch eigens ein Shuttle-Service eingerichtet wird. 

Auch zweiter Jahrestag 2007 mit Bischof Heiner Koch

Anlässlich des ersten WJT-Jahrestages fand am 26. August 2006 eine Sternstunden-Wallfahrt zum Marienfeld statt, die mit einer von Kardinal Meisner gefeierten Vigil nach dem Vorbild von 2005 endete. Anschließend folgten rund 500 jugendliche Pilger dem Aufruf des damaligen Diözesanjugendseelsorgers Mike Kolb, in dieser Nacht zum Kölner Dom zu pilgern, wo in den frühen Morgenstunden eine Eucharistiefeier mit abschließendem Frühstück stattfand. Im Herbst desselben Jahres begann man dann mit weiteren Baumaßnahmen: So wurden eine Informationstafel am Aufgang sowie zwölf Kirschbäume, ein offener Basaltaltar und später für die Pilger auch noch ein sogenannter Dreikönigsweg angelegt. Der zweite Jahrestag auf dem Marienfeld fand mit Heiner Koch – damals seit einem Jahr Weihbischof in Köln – am 25. August 2007 statt. Und die neu errichtete kleine Marienkapelle auf dem Papsthügel wurde am 5. September 2009 von Joachim Kardinal Meisner eingeweiht. 

Der Hügel ist ein weltbekannter Ort geblieben, der als Aussichtsplattform einen Blick in die weite Ebene bietet und, eingebettet in einen Kulturerlebnisraum, mit Lauf- und Radwegen für Ruhe und Erholung steht. Spaziergänger, Jogger, Radfahrer und Nordic Walker finden auf diesem schönen Fleckchen Erde inzwischen ideale Strecken vor, die rund ums Jahr genutzt werden. Aber jedes Jahr im August kommen hier vor allem viele Beterinnen und Beter zusammen, die noch einmal an die Vergangenheit anknüpfen und hier etwas von diesem besonderen Weltjugendtagsfeeling erleben wollen, das bis heute ihrem Glauben einen unvergesslichen Impuls gegeben hat.

Gottesdienst mit Erzbischof Koch auf dem Papsthügel im Marienfeld

In Erinnerung an den Weltjugendtag 2005 feiern der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch und Kreisdechant Achim Brennecke am Freitag, 29. August, um 18 Uhr einen Gottesdienst auf dem Papsthügel im Marienfeld im Rhein-Erft-Kreis. Koch war vor 20 Jahren als Generalsekretär mit seinem Team maßgebend für die Vorbereitung und Gestaltung des Weltjugendtags 2005 verantwortlich.

Das Marienfeld in Köln / © Marcel Krombusch (DR)
Das Marienfeld in Köln / © Marcel Krombusch ( DR )
Quelle:
DR

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