Kölner Kirche zeigt älteste römische Bibliothek nördlich der Alpen

Kostbarer "Zufallsfund"

Das hatte niemand erwartet: Bei Ausgrabungen sind Archäologen auf ein zweistöckiges Gebäude der Römerzeit gestoßen. Die Fundstücke, die ab diesem Freitag auch in der Kölner Antoniterkirche zu sehen sind, waren einst eine Bibliothek.

Evangelische Antoniterkirche in Köln / © Walencienne  (shutterstock)
Evangelische Antoniterkirche in Köln / © Walencienne ( shutterstock )

Die Ausstellung "Archäologische Funde im AntoniterQuartier" präsentiert eine Auswahl der Fundstücke, die zwischen April und November 2017 von der Denkmalpflege der Stadt Köln südlich der Antoniterkirche freigelegt wurden. Darunter auch Teile der ältesten römischen Bibliothek nördlich der Alpen. Die Archäologen waren bei bauvorgreifenden Ausgrabungen auf die kostbare Bibliothek gestoßen. Die Ausstellung ist kostenfrei zu den Öffnungszeiten der Kirche zu sehen.

Bibliothek aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus

"Im Regelfall liefert Archäologie keine Zufallsfunde", sagte der Direktor des Römisch-Germanischen Museums Köln, Marcus Trier, am Freitag in Köln. Sein Team leitete die Ausgrabungen. Man habe natürlich gewusst, dass man sich im Herzen Kölns genau dort befinde, wo das antike Forum des römischen Kölns war. Es habe aber niemand erwartet, dass man auf ein derart großes, repräsentatives Gebäude mit mindestens zwei Geschossen stoßen würde.

Aufgedeckt wurde der Grundriss eines rechteckigen, 20 mal neun Meter großen Gebäudes mit Anbau aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Christus. Aufgrund der nischenartigen Gliederung der Innenwände und anhand von Vergleichen mit anderen Gebäuden könne man davon ausgehen, dass es sich um ein Bibliotheksgebäude handele, sagte Dirk Schmitz vom Amt für Archäologische Denkmalpflege und Abteilungsleiter des Römisch-Germanischen Museums.

Gemme, Schmuckstein und Weihwasserbecken

Zu den Fundstücken gehört etwa eine Gemme eines Fischliebhabers aus dieser Zeit. Dabei handelt es sich um einen Schmuckstein, der möglicherweise in einen Ring eingefasst war. Eingearbeitet in den Stein ist ein Knurrhahn, der im Mittelmeer vorkommt.

Aber auch aus anderen Jahrhunderten habe man faszinierende Funde gemacht, sagte Schmitz. Dazu gehöre etwa ein mittelalterliches Weihwasserbecken aus dem Jahr 1260, das zur Erstausstattung der neu erbauten Kirche des Ordens der Sackbrüder gehört habe. Das Becken ist nun dauerhaft in der Antoniterkirche zu sehen.

Das massive römische Fundament der Bibliothek bleibt unter dem Neubau des Gemeindezentrums der Antoniterkirche erhalten. Ein Teil der Bibliothek soll zudem der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Pfarrer Markus Herzberg bat hierfür um Spenden: Nach all den baulichen Umplanungen, die durch den Fund nötig gewesen seien, fehle hierfür Geld. Benötigt würden etwa noch 200.000 Euro. Die römische Bibliothek wird dann im Rahmen von Führungen der Antoniter City Tours zu besichtigen sein.

 


Quelle:
epd
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