Kongress zur göttlichen Barmherzigkeit in Rom

"Habt keine Angst"

Für Rom-Touristen war es eine schlechte Woche. Zumindest, wenn sie die Lateran-Basilika besichtigen wollten. Dort wiesen Türsteher die Besucher an den Vormittagen schon an einer Absperrung 100 Meter vor dem Eingang ab: "Sie können nicht durch, hier tagt ein Kongress." Die Lateran-Basilika als schnöder Konferenzraum? Mitnichten. Die Kirche beherbergte den ersten Apostolischen Weltkongress zur Göttlichen Barmherzigkeit.

 (DR)

Von Mittwoch bis Sonntag standen Vorträge, Gebete und Arbeitsgruppen auf dem Programm. Teilnehmer waren etwa der russisch-orthodoxe Bischof Hilarion, Kardinal Philippe Barbarin von Lyon, Kurienkardinal Francis Arinze sowie der Krakauer Kardinal und ehemalige Papstsekretär Stanislaw Dziwisz. Sie sprachen über göttliche Barmherzigkeit im Alten und Neuen Testament, in der Feier der Liturgie, die Bedeutung des Themas im interreligiösen Dialog und die Rolle von Papst Johannes Paul II.

Der polnische Papst hatte die Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes als Zentrum der christlichen Lehre besonders verbreitet und den ersten Sonntag nach Ostern als Barmherzigkeits-Sonntag proklamiert. Er stand damit gewissermaßen als Patron über dem Kongress. Schon an der Eingangstür begrüßte ein Bild des vor drei Jahren verstorbenen Papstes die Teilnehmer mit dem Schriftzug: "Habt keine Angst!" Und Papst Benedikt XVI. würdigte die Bedeutung seines Vorgängers für das Thema der göttlichen Barmherzigkeit bei einer Gedenkmesse am Mittwoch ebenso wie der Leiter des Kongresses, der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, in seiner Auftaktrede.

Erinnerung an Papst Johannes Paul II.
Die Erinnerung an Papst Johannes Paul II. sowie die theologischen Grundlegungen der hochrangigen Kirchenvertreter waren aber nur die eine Seite des Kongresses, der zugleich auch ein kirchliches Ereignis für die Stadt Rom war. Auf dem Abendprogramm standen ein missionarisches Open-Air-Festival sowie zwei Vorstellungen über biblische Texte.

Die Gemeinschaft "Cenacolo", die schon nach dem Eröffnungsvortrag von Kardinal Schönborn den Platz vor der Lateran-Basilika mit Musik und Tanz in einen Festplatz verwandelt hatte, präsentierte die Geschichte über den verlorenen Sohn; und die Gemeinschaft "Schalom" spielte die Erzählung vom barmherzigen Vater nach - auf einer großen Bühne auf der Piazza Navona, einem Platz im Herzen Roms. Die Bibel, an diesem Abend präsentiert als professionelles Musical mit Schauspiel und Gesang.

"Mich interessiert das Thema"
"WACOM" lautete dem Eventcharakter angemessen der griffige Titel des Kongresses - eine Kurzform des englischen Mottos "world apostolic congress on mercy". Die fünf Buchstaben, geschrieben in einen windmühlenartigen Kreis aus roten Flügeln, zierten Plakate und Informationsbroschüren, Mützen und Stoffrucksäcke.

Die Mischung aus stillem Gebet, theologischen Vorträgen und künstlerischer Umrahmung kam an bei den rund 3.000 Teilnehmern, die aus aller Welt nach Rom gekommen waren. "Mich interessiert das Thema", begründet etwa Matthew Hudgson aus dem australischen Perth sein Kommen. Eigens für die fünf Kongresstage hatte er einen 20-Stunden-Flug auf sich genommen. Bereut hat der 24-Jährige, der im Organisations-Team für den nächsten Weltjugendtag mitarbeitet, die Anreise nicht: "Wer weiß, wann es so etwas noch einmal gibt." Einen Termin für einen zweiten WACOM gibt es bisher noch nicht.

Von Caroline Schulke (KNA)