Kongress "Freude am Glauben" mit weniger Teilnehmern

In die Jahre gekommen

Nach zwei Jahren Corona-Pause hat der 20. Kongress "Freude am Glauben" in Regensburg stattgefunden. Die Fundamental-Opposition zum Reformprojekt Synodaler Weg ist aber in die Jahre gekommen und hat Mobilisierungsprobleme.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
Blick auf das Podium beim Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken (Archiv) / © Bert Bostelmann (KNA)
Blick auf das Podium beim Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken (Archiv) / © Bert Bostelmann ( KNA )

"Was ER euch sagt, das tut" - dieses Wort aus dem Johannes-Evangelium gab dem dreitägigen Treffen im Regensburger Kolpinghotel das Motto vor. Doch sich von IHM sagen zu lassen, was nun zu tun sei, darauf wollten sich offenbar nicht mehr allzu viele einlassen.

Der 500 Personen fassende Große Saal war auch während der Hauptvorträge nicht einmal zur Hälfte besetzt, eine gewisse Auszehrung beim Publikum im Vergleich zu früher unübersehbar.

In die Jahre gekommen

In besseren Zeiten hat das den Kongress seit nunmehr gut 20 Jahren ausrichtende Forum Deutscher Katholiken um den ehemaligen Marketingprofessor Hubert Gindert aus Kaufering mehr als 1.500 Personen mobilisiert. 2018 war die Teilnehmerzahl noch knapp vierstellig, 2019 lag sie bei 700. Dazu ist die Schar derer, die sich für dieses Format ehrenamtlich engagieren, in die Jahre gekommen.

Hubert Gindert / © Christopher Beschnitt (KNA)
Hubert Gindert / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Gindert wird im Herbst 89 Jahre alt, auch mehrere wichtige Mitstreiter befinden sich im oder kurz vor dem neunten Lebensjahrzehnt, sie wurden bei dem Kongress mit Blumen und einem Buchgeschenk bedacht. Der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Werner Münch, auch schon 81 Jahre alt, kündigte an, er wolle sich aus persönlichen Gründen nach sechs Jahren aus seiner Rolle als Schirmherr zurückziehen und damit eine Verjüngung des Vorstands einleiten.

Wie geht es weiter?

Wer kommt nach? Als Moderator trat der Hamburger Rechtsanwalt Roger Zörb in Erscheinung, ein Konvertit aus dem Bergischen Land, Jahrgang 1967, Oberstleutnant der Reserve.

Zörb berichtete bei der Vorstellung eines der Hauptreferenten, Abt Maximilian Heim aus Heiligenkreuz bei Wien, wie maßgeblich für seinen Eintritt in die katholische Kirche die Begegnung mit Heim und den Zisterziensern in deren Filiale im Ruhrgebiet gewesen sei. Gindert würdigte Heiligenkreuz mit seiner Theologisch-Philosophischen Hochschule Papst Benedikt XVI. als "Ort der Hoffnung und der Zuversicht für uns alle".

Archivbild: Blick auf Teilnehmer beim Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken / © Bert Bostelmann (KNA)
Archivbild: Blick auf Teilnehmer beim Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken / © Bert Bostelmann ( KNA )

Mit einem schneidigen Vortrag über die "Reform, die die Kirche wirklich braucht", machte der an mehreren Hochschulen in Rom lehrende Theologe und ehemalige Fallschirmjäger Ralph Weimann (Jahrgang 1976) auf sich aufmerksam. In der Linie seines theologischen Vorbilds Joseph Ratzinger sah der bei den Legionären Christi sozialisierte Weimann im Einfluss der "68er" und dem marxistisch inspirierten "Primat der Praxis" wesentliche Faktoren für den aus seiner Sicht desolaten Zustand der Kirche.

Und dass nur "die Offenbarung Gottes vor der Willkür des Einzelnen und der Diktatur der Mehrheit" schützen könne. Weshalb "die wesentlichste Reform, die wir alle brauchen, eine neue Hinführung zu Jesus Christus" sei. Damit konnte sich der Referent anhaltenden Beifall sichern.

Bischof Meier angereist

Wie sah es mit bischöflicher Präsenz aus? Als Quasi-Gastgeber hielt der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer den Eröffnungsgottesdienst, in dem er aber auf scharfe Aussagen verzichtete. Nuntius Nikola Eterovic und Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki schickten Grußworte.

Als einziger Diözesanbischof war aus Augsburg Bertram Meier angereist, den mit der Familie Gindert alte Beziehungen verbinden. Mit seiner auf den Synodalen Weg gemünzten Warnung vor einem "deutschen (Sonder)weg", der am Ende "in eine deutsche Nationalkirche führt", traf Meier die Befürchtungen seiner Zuhörerschaft. Um anschließend sogleich nach Augsburg zurückzukehren.

Bischof Bertram Meier / © Dieter Mayr (KNA)
Bischof Bertram Meier / © Dieter Mayr ( KNA )

Als Werner Münch zu einer Generalabrechnung mit den gesellschaftspolitischen Vorhaben der Ampel-Koalition ansetzte (Leihmutterschaft, neues Personenstandsrecht, PID als Kassenleistung), ertappte sich Moderator Zörb beim Wunsch, CDU-Fraktionschef Friedrich Merz würde einmal so im Bundestag auftreten. Um diese Hoffnung mit seinem nächsten Satz gleich wieder ad acta zu legen.

Die in Regensburg versammelten Reste eines konservativ-katholischen Milieus sind aber nicht nur politisch heimatlos geworden. Die Frage steht im Raum, was diese Christen mit den Reformkräften ihrer Kirche, mit dem Mainstream noch verbindet und ein weiteres Auseinanderdriften verhindern könnte. Ob "Exorziertes Salz", wie es der Verein "Reine Herzen" an seinem Info-Stand anbot, dafür geeignet ist?

Kaum Medienecho

Der Lokalzeitung war die Versammlung bis zum Wochenende keine Notiz wert. Gloria von Turn und Taxis beherrschte mit dem Auftakt zu den Schlossfestspielen in Sankt Emmeram die Schlagzeilen. Gegeben wurde der Opernklassiker "Otello".

Am Samstagnachmittag machte ein feministisches Kollektiv namens "Eben.Widerspruch" gegen den Kongress mobil und brachte laut "Mittelbayerischer Zeitung" rund 150 Demonstrierende in der Regensburger Innenstadt auf die Straße. Das Katholikentreffen sei "kein harmloses Wochenendvergnügen", so die Organisatoren, sondern queer-feindlich. Dafür dürfe es in Regensburg keinen Raum geben.

Forum Deutscher Katholiken

Das "Forum Deutscher Katholiken" wurde am 30. September 2000 in Fulda, nach einem Gespräch mit Erzbischof Dyba, gegründet. Es versteht sich als ein Zusammenschluss von Gemeinschaften und Einzelpersönlichkeiten. Das "Forum" will papst- und kirchentreue Katholiken unterschiedlicher Spiritualität und geistlicher Ausrichtung in katholischer Weite zu einem lockeren Verband zusammenführen.

Archivbild: Blick auf Teilnehmer beim Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken / © Bert Bostelmann (KNA)
Archivbild: Blick auf Teilnehmer beim Kongress "Freude am Glauben" des Forums Deutscher Katholiken / © Bert Bostelmann ( KNA )
Quelle:
KNA