"Das bedeutet, dass der Staat die institutionellen Akteure der Unterdrückung, insbesondere die Spezialeinheit ESMAD, zurückzieht", sagte Calis Erzbischof Dario de Jesus Monsalve Mejia dem Portal "Blickpunkt Lateinamerika" des kirchlichen Hilfswerks Adveniat.
Sicherheitskräfte mobilisieren
Stattdessen müsse der Staat die Sicherheitskräfte zum Schutz aller, einschließlich friedlicher Demonstranten, mobilisieren und garantieren, dass keine Waffen gegen das Leben der Bürger eingesetzt würden und Waffenbesitz stärker kontrolliert werde. "Dass bewaffnete Zivilisten durch die Straßen von Cali gefahren sind, um zu töten oder zu verletzten, darf nicht wieder geschehen."
Zu den Angriffen auf einen indigenen Protestmarsch in Cali vor wenigen Tagen sagte Monsalve: "Es gibt hier viel Rassismus und Diskriminierung in den unterschiedlichen Sektoren der Gesellschaft.
Verbreitete Ideologie der Selbstverteidigung
Und es gibt auch eine verbreitete Ideologie der Selbstverteidigung." Er habe sich für die Vorfälle bei den Indigenen entschuldigt, so der Erzbischof weiter. "Ich hoffe, dass die Vorfälle untersucht und ordnungsgemäß bestraft werden, insbesondere jene, die auf völlig unangemessene Weise auf den Einsatz von Waffen zurückgegriffen haben."
Die Kirche versuche zwischen beiden Seiten zu vermitteln. "Auf der einen Seite wollen wir den betroffenen Sektoren der Gesellschaft dabei helfen, dass der Protest friedlich bleibt und auf der anderen Seite den Staat dabei unterstützen, dem Volk die Rechte zu ermöglichen, die ihm zustehen", so Monsalve.
Massenprotesten und Unruhen
Kolumbien wird seit Wochen von Massenprotesten und Unruhen erschüttert, die sich an einer inzwischen zurückgenommenen Steuerreform entzündeten. Eine Hochburg der Proteste war die Millionenmetropole Cali. Laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen wurden im ganzen Land mehr als vier Dutzend Menschen getötet, die Mehrheit von Sicherheitskräften.
Die Regierung spricht von Hunderten verletzten Polizisten. In einigen Städten gab es gewaltsame Attacken von Demonstranten auf offizielle Einrichtungen und Polizeistationen.