Kolumbiens Regierung und Rebellen unterzeichnen neuen Friedensvertrag

Bischöfe sehen noch viel Arbeit

Wenige Stunden vor der geplanten Unterzeichnung haben sich die kolumbianischen Bischöfe hinter das neue Friedensabkommen gestellt. Der Vertrag wird am Donnenstag in der Hauptstadt Bogotá unterzeichnet.

Kolumbien: ELN ist zweitgrößte Rebellengruppe  / © Mauricio Duenas Castaneda (dpa)
Kolumbien: ELN ist zweitgrößte Rebellengruppe / © Mauricio Duenas Castaneda ( dpa )

Die vergangenen Monate hätten sich in einen Moment des Zuhörens und des Dialogs mit Blick auf die Meinung des kolumbianischen Volkes verwandelt, schrieben sie in einer am Mittwoch auf der Internetseite der Bischofskonferenz verbreiteten Erklärung.

Nun seien die politischen Funktionsträger, die Gerichte, die Zivilgesellschaft und alle Kolumbianer gefragt, das Abkommen auch umzusetzen. Der zwischen der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos und der linksgerichteten Guerilla-Organisation FARC ausgehandelte Vertrag wird am Donnerstag in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota unterschrieben.

Geplant ist eine bescheidenere Zeremonie als bei der Unterzeichnung des ersten Friedensvertrags Ende September in der Küstenstadt Cartagena. Damals waren eine ganze Reihe ausländischer Staats- und Regierungschefs sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zugegen. Ein Chor sang Friedenslieder, Kampfflugzeuge donnerten über den Hafen hinweg.

Auszeichnung mit Friedensnobelpreis

Regierung und FARC hatten sich jüngst auf ein überarbeitetes Friedensabkommen verständigt, das in der kommenden Woche durch den Kongress abgesegnet werden soll. Zuvor hatten beide Seiten nach vierjährigen Verhandlungen einen ersten Friedensvertrag ausgehandelt, der zunächst unterschrieben, anschließend aber bei einer Volksabstimmung abgelehnt wurde. Für seine Bemühungen wurde Kolumbiens Präsident Santos mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Die Kirche in Kolumbien hat zugleich die marxistische Rebellengruppe ELN aufgefordert, ein Lebenszeichen des seit April entführten Ex-Kongressabgeordneten Odin Sanchez zu präsentieren. Es sei vernünftig ein solches Lebenszeichen zu fordern, um zu wissen, dass die Geisel nicht tot sei, sagte der Vorsitzender kolumbianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Augusto Castro, dem Sender Blu Radio. Die Kirche stellte sich damit hinter eine Forderung der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos.

Zugleich unterstrich Castro die Bereitschaft der Kirche, bei den geplanten Friedensgesprächen der Regierung mit der ELN mitzuarbeiten. Kolumbiens Regierung hatte Ende Oktober den Beginn der Friedensgespräche mit der zweitgrößten Guerillagruppe verschoben. Der designierte Friedensnobelpreisträger Santos begründete dies mit der bislang nicht erfolgten Freilassung Sanchez'.

Zweitgrößte Rebellengruppe

Die katholische Bischofskonferenz in Kolumbien hatte eigens einen "Rat für den Frieden" aus fünf Bischöfen gebildet. Sie sollen unterstützend bei den Gesprächen zwischen der Regierung und der ELN-Guerilla eingreifen können, sofern dies von den Verhandlungspartnern gewünscht wird.

Die ELN wurde 1964 von Studenten, radikalen Befreiungstheologen und linken Intellektuellen aus Protest gegen die Armut der Kleinbauern gegründet. Sie ist nach der linksgerichteten FARC die zweitgrößte Rebellenbewegung des Landes. Für die Friedensverhandlungen mit der FARC hatte Santos zuletzt den Friedensnobelpreis zugesprochen bekommen. Die Gespräche zwischen Regierung und FARC mündeten inzwischen in einen neuen Friedensvertrag, der am Donnerstag in Bogota unterschrieben und wenig später vom Kongress abgesegnet werden soll.

Schwerste Umweltzerstörungen

Nach Schätzungen der kolumbianischen Behörden verfügt die ELN über eine Truppenstärke von 2.500 Männern und Frauen und ist überwiegend im Osten des Landes aktiv. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen rund 7.000 Tötungen, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der Marxisten.

Die Gruppe wird zugleich für schwerste Umweltzerstörungen durch mehr als 1.300 Anschläge auf Öl-Pipelines verantwortlich gemacht.


Erzbischof Luis Augusto Castro / © Escher (Adveniat)
Erzbischof Luis Augusto Castro / © Escher ( Adveniat )
Quelle:
KNA , dpa