Kolumbiens ELN-Guerillachefs unter Entführungsverdacht

Friedensprozess in Gefahr?

Rückschlag für die Friedensgespräche der kolumbianischen Regierung mit der ELN-Guerilla: Die Generalstaatsanwaltschaft wirft mehreren Führungsmitgliedern der linken Rebellen vor, sie hätten im Jahr 2016 mehrere Journalisten entführt.

ELN-Rebellen / © Christian Escobar Mora (dpa)
ELN-Rebellen / © Christian Escobar Mora ( dpa )

Das Zentralkommando der ELN habe die Weisung erlassen, die Arbeit von inländischen und ausländischen Pressevertretern zu behindern und Druck auszuüben, erklärte die Staatsanwaltschaft. Zu den Beschuldigten gehört der Chefkommandeur der Guerillagruppe, Antonío García alias Gabino.

Entführungen von Journalisten

In der bis heute umkämpften Region Catatumbo im Osten Kolumbiens soll die ELN im Mai 2016 eine spanische Journalistin eine Woche lang entführt haben. Wenig später seien zwei kolumbianische Presseteams ebenfalls kurzzeitig entführt worden. Ein Jahr später gingen die Guerilleros demnach gegen ein holländisches Filmteam vor.

Zu den Beschuldigten gehört auch Israel Ramírez Pineda, alias Pablo Beltrán, Chefunterhändler der ELN bei den Gesprächen mit der Regierung. Mitte Mai haben beide Seiten in der kubanischen Hauptstadt Havanna ihre seit mehreren Wochen unterbrochenen Friedensverhandlungen wieder aufgenommen. Die Gespräche, die außer einem vorübergehenden mehrmonatigem Waffenstillstand bisher kaum substanzielle Fortschritte gebracht haben, begannen im Februar 2017 in Ecuador.

Jahrzehntelanger Konflikt

Mit der größeren Farc-Guerilla unterzeichnete der kolumbianische Regierung bereits Ende 2016 ein umfassendes Friedensabkommen. Seit der Entwaffnung der Farc-Kämpfer rivalisieren allerdings kriminelle Gruppen, Paramilitärs, Dissidenten der einstigen Farc und teils auch die ELN-Guerilla um die Kontrolle in den von den Guerilleros verlassenen Gebieten. Gewalttaten gegen die Bevölkerung und die Verfolgung von Aktivisten in diesen Regionen bedrohen den Fortbestand des Friedensprozesses. Der in Umfragen führende Rechtsaußen-Kandidat Iván Duque kündigte an, im Fall eines Sieges bei der Präsidentenwahl, die an diesem Sonntag stattfindet, den Vertrag mit der Farc zu überarbeiten und die Gespräche mit der ELN zu überdenken.

Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben.


Quelle:
epd