Kolumbien wählt Nachfolger von Präsident Santos

 (DR)

Kolumbien wählt am Sonntag einen neuen Präsidenten. Gut 36 Millionen Kolumbianer sind aufgerufen, einen Nachfolger von Präsident Juan Manuel Santos zu bestimmen. Santos, der nach zwei vierjährigen Amtszeiten nicht mehr antreten darf, erhielt für seine Dialogpolitik mit der Farc-Guerilla 2016 den Friedensnobelpreis. Die Wahl ist auch eine Abstimmung über die Zukunft des Friedensprozesses. Die Umfragen führen der Rechtsaußenkandidat Iván Duque und der linksgerichtete Gustavo Petro an. Da vermutlich kein Kandidat eine absolute Mehrheit der Stimmen erhalten wird, ist für den 17. Juni eine Stichwahl geplant.

Duque liegt in Umfragen deutlich in Führung. Er lehnt das Abkommen mit der Farc als Straffreiheit für Terroristen ab und vertritt streng konservative Werte. Er kandidiert für die Partei Demokratisches Zentrum, in der Ex-Präsident Álvaro Uribe den Ton angibt. Uribe ist Wortführer der Kritiker des Friedensprozesses und steht im Verdacht, Verbindungen zu den paramilitärischen Todesschwadronen zu haben, die im über fünf Jahrzehnte andauernden blutigen Konflikt in Kolumbien brutale Verbrechen begangen haben.

Petro liegt in allen Umfragen auf dem zweiten Platz. Der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá präsentiert sich als Alternative zur traditionellen Politik und besetzt neue Themen wie Tierschutz und Verteidigung der Homosexuellen-Rechte. Da Petro nicht von den größeren Linksparteien unterstützt wird, gilt sein bislang gutes Abschneiden als eigentliche Überraschung dieser Wahl.

Auch der in Umfragen mit einigem Abstand drittplatzierte Germán Vargas Lleras, der bis März 2017 Vizepräsident war, hat Chancen auf einen Einzug in die zweite Runde. Er ist der Kandidat der politischen Mitte und kann im Gegensatz zu Petro auf die Unterstützung eines großen Parteiapparats bauen.

Die inzwischen in eine politische Partei verwandelte Farc-Guerilla nimmt an dieser Wahl nicht teil. Der ehemalige Kommandeur Rodrigo Londoño Echeverri verzichtete aus Gesundheitsgründen auf die geplante Kandidatur. Chancen wurden ihm im Vorfeld nicht eingeräumt. Schon bei der Parlamentswahl im März erlangte die Farc nicht mal ein Prozent der Stimmen.

(epd/25.05.18)