Kolumbianer Kardinal Pimiento wird 100 Jahre alt

Ältester Kardinal kommt aus Kolumbien

Dass der moderne Mensch immer älter wird, gilt auch für Kardinäle. Der Kolumbianer Kardinal Jose de Jesus Pimiento Rodriguez ist einer von drei hundertjährigen Kardinälen seit 1750 und rückt damit vor im Club der vielen Italiener.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Pileolus und Mitra / © Harald Oppitz (KNA)
Pileolus und Mitra / © Harald Oppitz ( KNA )

100 Jahre, das sind 36.525 Tage, 876.600 Stunden und 3,156 Millionen Sekunden. Nach diesen Zahlen klingt die Marke willkürlich – und doch werden Menschen, die 100 Jahre leben, quasi in eine neue Sphäre gehoben. Der derzeit älteste Kardinal der Weltkirche, der Kolumbianer Jose de Jesus Pimiento Rodriguez, erreicht diese Schwelle an diesem Montag. Er ist erst der dritte in diesem Hunderter-Club seit 1750 - und mutmaßlich in der gesamten Geschichte des Kardinalskollegiums.

Bischofsernennung von Papst Pius XII.

Seine Bischofsernennung erhielt Pimiento noch von Papst Pius XII. (1939-1958). Das Erzbistum Manizales leitete er in der sogenannten Kaffeezone Kolumbiens in schwieriger Zeit (1975-1996). Seit 1983 tobte in dem südamerikanischen Land der jahrzehntelange Bürgerkrieg mit neuer Härte: als Drogenkrieg und mit der Gründung paramilitärischer Einheiten. In Anerkennung seiner Leistungen für Kirche und Gesellschaft machte Papst Franziskus den Kolumbianer Anfang 2015 zum Kardinal.

Ältester Bischof der Weltkirche ist Pimiento freilich nicht. In dieser Kategorie rangiert er nur auf Rang fünf (s. Infobox) - noch gut drei Jahre hinter dem früheren Erzbischof von La Serena in Chile, Bernardino Pinera Carvallo (103).

Eine Durchsicht der Statistiken der vergangenen 250 Jahre ergibt: Kardinal ist offenkundig ein recht gesunder Beruf. Von den derzeit 223 Kardinälen der Weltkirche sind 29 und somit mehr als jeder achte 90 Jahre oder älter (s. Infobox). Auf Pimiento folgen derzeit der Libanese Nasrallah Pierre Sfeir (98,7), emeritierter maronitischer Patriarch von Antiochien, und der baskische Kurienkardinal Roger Etchegaray (96,4).

Natürlich: Dass der moderne Mensch immer älter wird, gilt auch für Kardinäle. In den Senioren-Top-20 der letzten 250 Jahre (s. Infobox) dominiert eindeutig das 21. Jahrhundert. Die größte Überraschung aber ist ein Pariser Erzbischof, der noch von Napoleon Bonaparte eingesetzt wurde: Jean-Baptiste de Belloy (1709-1808).

Jean-Baptiste de Belloy wurde durch Napoleon zum Erzbischof

Sein früheres Bistum Marseille, einer der ältesten Bischofssitze Frankreichs, war im Zuge der Französischen Revolution 1791 aufgehoben worden. Als Papst Pius VII. auf Verlangen Napoleons 1801 die Bischöfe des Ancien Regime um ihren förmlichen Amtsverzicht bat, gehorchte der 92-jährige Belloy als erster; die meisten anderen Bischöfe folgten. Aus Dankbarkeit machte ihn Napoleon 1802 zum Erzbischof von Paris; 1803 erhielt er den Kardinalshut.

Trotz seines fast biblischen Alters verwaltete de Belloy die Kirche von Paris mit Energie - und regierte bis zu seinem Tod mit 98,66 Jahren. Er lebte 36.038 Tage - und war damit fast 200 Jahre lang der wohl älteste Kardinal der Geschichte. Erst Kardinal Ignatius Kung Pin-Mei (1901-2000), Bischof von Shanghai, schickte sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts an, diese Marke zu knacken. 30 Jahre seines Lebens hatte er in chinesischer Haft verbracht; erst 1988 durfte er in die USA ausreisen. Dort starb er im Alter von 36.017 Tagen - 21 Tage jünger als de Belloy.

Vier Jahre nach Kardinal Kung starb der Wiener Kardinal Franz König (1905-2004). Sein Leben dauerte ebenfalls exakt - 36.017 Tage! Allerdings war de Belloy inzwischen, nur gut ein Jahr nach Kungs Tod, von Corrado Bafile abgefangen worden. Der italienische Vatikandiplomat (1903-2005), einst auch päpstlicher Nuntius in Deutschland, war 2003 der erste Kardinal, der die 100-Jahre-Marke überwand. Bis heute ist er mit 101,5 Jahren der ewige Senior im Senat des Papstes.

Auf Rang zwei rangiert mit 100,7 Jahren Loris Francesco Capovilla (1915-2016), der langjährige Privatsekretär von Papst Johannes XXIII. (1958-1963). Capovilla, zwischenzeitlich Erzbischof von Chieti und Prälat von Loreto, ist zugleich der älteste überhaupt kreierte Kardinal. Papst Franziskus wollte mit dieser Geste 2014 auch seinen Vorgänger, den Konzilspapst Johannes XXIII., ehren: Dessen Heiligsprechung konnte Capovilla so im Kardinalsstand verfolgen, im einstigen Haus seines Dienstherrn in Sotto il Monte Giovanni XXIII bei Bergamo.

Ältester deutscher Kardinal war Paul Augustin Mayer

Mit Abstand ältester deutscher Kardinal der vergangenen 250 Jahre ist Paul Augustin Mayer (1911-2010). Der aus Altötting stammende Benediktiner hatte seit den 70er Jahren bis 1991 wichtige Ämter an der römischen Kurie inne. Er starb wenige Wochen vor seinem 99. Geburtstag in Rom - und rangiert damit noch auf Rang fünf der All-Time-Skala. Allerdings könnte er in rund zwei Monaten vom libanesischen Kardinal Sfeir verdrängt werden.

Die "größten Chancen" auf dieser Rangliste hat derzeit der französische Kurienkardinal Etchegaray. Am Freitag (15. Februar) erreichte er mit 35.208 Tagen die Top 20, indem er den Italiener Francesco Carafa della Spina di Traetto (1722-1818) hinter sich ließ. "Nur" 220 Tage später stünde er dann schon auf Rang 13 - und in knapp einem Jahr zöge er auch an dem Österreicher Alfons Maria Stickler (1910-2007) vorbei.

Und noch ein Wort zu Papst Benedikt XVI.: Beließe man den vormaligen Kurienkardinal Joseph Ratzinger in der Statistik der Kardinäle, so rückte er am kommenden Samstag (23. Februar) auf Rang zwei der ältesten Deutschen vor. Dort stand bislang mit 33.552 Tagen Lebenszeit der Kölner Erzbischof Josef Frings (1887-1978). Bis zum ältesten Papst der Kirchengeschichte ist es freilich noch ein wenig weiter: Leo XIII. (Vincenzo Gioacchino Pecci, 1810-1903) lebte 34.108 Tage und starb mit 93,4 Jahren - im Amt.


Jose de Jesus Pimiento Rodriguez / © Romano Siciliani (KNA)
Jose de Jesus Pimiento Rodriguez / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA