Königin Silvia eröffnet in Köln die erste Malteser-Demenzstation in Deutschland

"Es geht um Würde"

Die schwedische Königin Silvia hat am Samstag im Kölner Hildegardis-Krankenhaus eine Station für Demenzkranke eröffnet. Nach Angaben des Krankenhausträgers Malteser Hilfsdienst ist es die erste Demenzstation der Malteser nach dem Modell "Silviahemmet".

Autor/in:
Inga Kilian
 (DR)

Schnell wird noch das letzte Herbstlaub vor dem Eingang des Kölner Malteser Krankenhauses Sankt Hildegardis zusammengefegt, dann ist alles bereit für den hohen Besuch. Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes, Ärzte und Gäste warten gespannt auf Königin Silvia von Schweden, die das Krankenhaus besucht, um hier die erste Demenzstation nach dem Modell der von ihr gegründet Stiftung "Silviahemmet" (Silviaheim) zu eröffnen.

Die Silvia-Station gilt deutschlandweit als Modellprojekt. Zwar sind eigene Stationen für Demenzpatienten in Altenpflegeeinrichtungen durchaus üblich, spezielle Stationen an einem Krankenhaus mit Normalversorgung sind nach Angaben der Malteser bisher jedoch so gut wie nicht vorhanden. Weltweit steigt die Zahl der Demenzerkrankungen stetig an. Allein in Deutschland leiden derzeit eine Million Menschen unter der Krankheit, für die es bis heute keine Heilung gibt. Nordrhein-Westfalen gilt in Sachen Demenz als Vorreiter. Elf Demenz-Servicezentren bilden hier ein bundesweit einmaliges
Informations- und Unterstützungsnetzwerk für Fachleute, Betroffene und Angehörige.

Mit kurzer Verspätung erscheint ihre königliche Hoheit. Empfangen von Applaus und Blitzlichtgewitter lächelt sie und beginnt zu erzählen. Sie berichtet von der Begegnung mit einer Demenzkranken in einem schwedischen Altenheim. "Die alte Frau fragte mich, wo ich arbeite. Ich sagte ihr, dass mein Arbeitsplatz das Schloss sei und daraufhin wollte sie wissen, ob ich dem Kronprinzen und der Königin schon einmal begegnet sei." Damals sei ihr klar geworden, dass Demenzkranke in einer vollkommen anderen Welt lebten, einer Welt, in der es keinen Unterschied zwischen Gestern und Heute gebe. "Die einzige Brücke zwischen diesen Welten können die Angehörigen sein, aber auch sie brauchen Unterstützung", so die deutschstämmige Monarchin aus Skandinavien.

Königin Silvia berichtet, wie schwer es gewesen sei, die fortschreitende Demenzerkrankung ihrer eigenen Mutter mit ansehen zu müssen. "Demenzkranke Menschen vergessen ihr Leben", sagt Königin Silvia. "Das ist für sie selbst und für ihre Angehörigen schwer zu ertragen." Den Patienten trotz ihrer Krankheit ein würdiges und friedvolles Leben zu ermöglichen und ihre Angehörigen zu entlasten, dieses Ziel verfolgt die von ihr im Jahr 1996 gegründete "Silviahemmet"-Stiftung. Die in Stockholm gelegene Einrichtung fördert die Demenzforschung und bietet spezielle Pflegekurse an. Auch die Maltesermitarbeiter wurden hier ausgebildet und auf ihre Arbeit auf der "Station Silvia" vorbereitet. "Es erfüllt mich mit Wärme, diese Station eröffnen zu dürfen", sagt die Königin, als sie den "Meilenstein" enthüllt.

Im Sankt Hildegardis-Krankenhaus ermöglicht die Silvia-Station von nun an die spezielle Versorgung von Menschen, die neben einer akuten Erkrankung zugleich an Demenz leiden. Auf der Station werden die Kranken von speziell geschulten Pflegekräften betreut. Auch die räumliche Gestaltung ist den Bedürfnissen der Patienten angepasst.

Farbig gestaltete Möbel und ein spezielles Lichtkonzept schaffen Orientierungshilfen, ein großer Wohn- und Essbereich wirkt der Isolation des Kranken entgegen. Zugleich ist der Tagesablauf weitaus flexibler gestaltet, als auf einer Normalstation. Spielrunden, Backstunden und Ausflüge in den Therapiegarten sorgen für Geselligkeit und geben dem Patienten Sicherheit. "Es geht uns um einen würdevollen Umgang mit den dementiell erkrankten Menschen, wir wollen ihnen zeigen, dass ihr Leben trotz der Krankheit lebenswert ist", erklärt der geschäftsführende Präsident der Malteser, Johannes Freiherr Heereman von Zuydtwyck.