Königin Letizia von Spanien wird 50

Agnostikerin gewinnt die Herzen ihrer katholischen Landsleute

Letizia von Spanien gilt als "agnostisch": als jemand, der auf die Frage nach der Existenz Gottes "Ich weiß es nicht" antwortet. Trotz des untypischen Profils hat die Königin die Herzen ihres katholischen Volks erobert.

Autor/in:
Manuel Meyer
Letizia, Königin von Spanien / © Legan P. Mace/SOPA Images via ZUMA Wire (dpa)
Letizia, Königin von Spanien / © Legan P. Mace/SOPA Images via ZUMA Wire ( dpa )

Am Tag des Heiligen Jakobus Ende Juli zeigte Spaniens Königin Letizia mal wieder, dass sie sich nicht von gesellschaftlichen Zwängen beeindrucken lässt. Beim traditionellen Besuch am Apostelgrab in der Kathedrale von Santiago de Compostela war sie dabei. Doch während sich König Felipe VI. und die beiden Töchter bekreuzigten, hielt Letizia ihre Hände vor laufenden Fernsehkameras still.

Die Überraschung war nicht groß. Es ist kein Geheimnis, dass die Monarchin überzeugte Agnostikerin ist, auch wenn sie das nicht offen zugeben darf. Dennoch ging mal wieder eine, wenn auch kurze, Welle der Entrüstung durch das katholische Spanien. Mal wieder gab es Vergleiche zur tiefreligiösen Schwiegermutter Königin Sofia, der viele Spanier immer noch nachtrauern.

Letizia beliebt im Land

Felipe VI., König von Spanien, und Königin Letizia / © Lorena Sopêna/EUROPA PRESS (dpa)
Felipe VI., König von Spanien, und Königin Letizia / © Lorena Sopêna/EUROPA PRESS ( dpa )

Aber längst hat Letizia, die am Donnerstag (15. September) 50 Jahre alt wird, die Herzen der meisten Spanier erobert. "Letizia ist eine moderne, emanzipierte und selbstbewusste Frau, die mit beiden Füßen auf dem Boden und im 21. Jahrhundert steht", sagt Königshausexpertin Pilar Eyre der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das kommt gut an in einem Land, das mittlerweile zu den progressivsten Europas gehört.

Abtreibungen ab 16 Jahren, Legalisierung der aktiven Sterbehilfe, verschärfte Sexualstrafgesetze, Menstruationsurlaub: Spanien, ehemaliges Macho-Land und konservative Hochburg, wird in Europa zum liberalen Vorreiter. Dazu passt eine Königin wie Letizia gut.

Unermüdlich setzt sie sich für Frauenrechte, gegen Frauenhandel, Prostitution und häusliche Gewalt ein. Zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine trug sie eine Bluse, deren Farben ihre Solidarität mit dem Land untermauerte.

Schreibt Reden selber

Ihre Reden und Statements schreibt die frühere TV-Journalistin selber - und immer wieder findet sie treffende, überzeugende und alarmierende Worte. Für die sozial engagierte Königin, die sich besonders für Themen wie Gesundheit, Ernährung und Bildung einsetzt, sind Ausstellungseröffnungen und Empfänge von Staatsgästen eher ein unwichtigerer Teil ihrer Arbeit. Und sie hasst es, wenn Medien nur über ihre Haare und ihre Kleider berichten anstatt über ihre humanitären Arbeit.

Sie fährt lieber wie Anfang Juni nach Mauretanien, um in dem afrikanischen Land spanische Entwicklungsprojekte anzustoßen. Sie bereiste zahlreiche lateinamerikanische Länder, um Frauenschutzprojekte anzustoßen und - wie kurz vor Weihnachten 2020 - in Honduras den Hurrikan-Opfern persönlich spanische Hilfspakete zu bringen.

Brachte König Felipe näher ans Volk

Mit Königin Letizia von Spanien (dpa)
Mit Königin Letizia von Spanien / ( dpa )

Die aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Letizia Ortiz Rocasolano, Tochter eines Journalisten und einer Gewerkschafterin aus dem nordspanischen Oviedo, hat es geschafft, das von Affären und Finanzskandalen des Alt-Königs Juan Carlos angekratzte Image der Monarchie wieder aufzupolieren, versichert Königshausexpertin Eyre.

Vor allem gelang es ihr, König Felipe näher ans Volk zu bringen. Letizia von Spanien geht mit ihm gerne ins Kino oder zum Essen ins Zentrum von Madrid. Mit ihren Freundinnen ist sie auf Konzerten zu sehen. Im Sommer rockte sie noch mit ihren Töchtern auf einem Konzert von Harry Styles ab. Doch gerade am Anfang eckte sie mit ihrem eigenwilligen, modernen Charakter an. "Egal, was sie machte oder anzog: Sie wurde immer kritisiert, stets mit Königin Sofia verglichen", so Eyre. Allein die Tatsache, dass sie zuvor schon einmal zivil verheiratet war, wurde ihr zur Last gelegt. Als Letizia und Kronprinz Felipe vor 19 Jahren ihre Verlobung bekanntgaben und die bekannte TV-Journalistin den Thronfolger vor laufenden Kameras sogar bat, sie ausreden zu lassen, waren viele schockiert.

Wieder die alte Letizia

Felipe VI., König von Spanien, und Königin Letizia besuchen das Kloster Santa Maria de Poblet / © David Domench/EUROPA PRESS (dpa)
Felipe VI., König von Spanien, und Königin Letizia besuchen das Kloster Santa Maria de Poblet / © David Domench/EUROPA PRESS ( dpa )

Die Spanier waren an eine leise, gefügige, fast untertänige Königin Sofia gewöhnt, die sich stets im Schatten von Juan Carlos I. bewegte. So wurde Letizia immer unsicherer und schließlich zur Eisprinzessin, die niemanden an sich heranließ. Aber das änderte sich, als Juan Carlos nach einer Reihe von Skandalen 2014 abdankte und ihr Mann Felipe den Thron bestieg.

Seit sie als Königin im Palast mitentscheiden kann, ist sie wieder die alte Letizia - selbstsicher, bestimmt und neugierig. So wird man sie am 18. Oktober auch in Frankfurt erleben, wo sie zusammen mit König Felipe die Buchmesse eröffnet, bei der Spanien in diesem Jahr das Gastland ist.

Quelle:
KNA