Sondersendung zum 10. Todestag von Hans Knipp

Kölns bekanntester Unbekannter

Fast 900 Lieder hat er zum kölschen Liedgut beigetragen, trotzdem kennt kaum jemand den Namen Hans Knipp. Das DOMRADIO würdigt das Wirken eines der bedeutendsten kölschen Musiker, am 14. November von 11:30 bis 17 Uhr.

Knipp am Schreibtisch (privat)
Knipp am Schreibtisch / ( privat )

Martin Mölder und Uta Vorbrodt haben die Sendung vorbereitet und moderieren - live im DOMRADIO-Studio werden auch Bömmel Lückerath von den Bläck Fööss und sein Bruder Klaus Lückerath von den Paveiern sein. Außerdem Annette Fuchs und Andreas Opitz, zwei Musikanten von der bunt zusammengewürfelten Band "De Knippschaff". Sie spielen Konzerte, die ausschließlich aus Hans-Knipp-Liedern bestehen, damit der große Musiker, Texter und Komponist nicht in Vergessenheit gerät.  Selbstverständlich wird das eine Sendung mit viel Musik, und mit vielen "Geschichten von der B-Seite".

"Für mich ist Hans Knipp größer als Ostermann und Karl Berbuer"

Zu Wort kommt Wicky Junggeburth, der das Archivieren für Hans Knipp übernommen hatte. Unterhaltsam berichtet er zum Beispiel davon, wie kein Künstler bereit war, das Lied "Ene Besuch im Zoo" zu singen. Das "Enfant Terrible" des Kölner Karnevals, Horst Muys, ließ sich schlielich überreden. Nach 10 Minuten Diskussion sagte Muys: "Ich habe schon so viel Driss gesungen, dann sing ich das jetzt auch noch". Was natürlich auf Kölsch viel schöner klingt.

Für den singenden Ex-Prinzen Wicky Junggeburth, der eines der größten Archive Kölscher Musik besitzt steht fest: "Für mich ist Hans Knipp größer als Ostermann und Karl Berbuer"

Bilder aus dem Stadtbild

Große Wertschätzung hegt auch Hartmut Priess, Bassist A.D. der Bläck Fööss und enger Freund von Hans Knipp. Wie die Zusammenarbeit begann, was der wahre Hintergrund für den knippschen Evergreen "Oh Oh Katrin" ist und warum Jesus am Barbarossaplatz plötzlich musikalisch in direkten Zusammenhang mit Elvis Presley kam - all diese Geheimnisse lüften wir in der Sendung am Volkstrauertag, den 14. November. Warum Hans Knipp, der dem Volk aufs Maul schaute, Hartmut Priess von Beginn an faszinierte, das verrät er uns in unserer Sondersendung.

Hans Knipp konnte Bilder aus dem Stadtbild beschreiben, wie kaum ein anderer. Aus seiner Feder stammt zum Beispiel die herzensgute alte Frau Schmitz mit dem Kissen auf ihrer Fensterbank, die große Sympathie in der Nachbarschaft findet und der man gern ein paar Blumen schenkt.

"Mir schenke der Ahl e paar Blömscher": der Anfang einer großen Karriere, die zeitlebens im Hintergrund blieb. Denn Hans Knipp war kein Bühnentyp. Als introvertierter, spiritueller, ernsthafter Mensch konnte Knipp, der im Dezember 2011 starb, große philosophische Fragen auf den Punkt bringen, und sie kölsch-musikalisch festhalten.

Knipp war im wahren Wortsinne ein Ver-Dichter

Eine wunderbare Gabe, sagt der Kölner Psychologe Wolfgang Oelsner. "Knipp machte aus Hochkultur, die nicht jedem zugänglich ist, einen absolut verdichteten Vers. Beispiel: Nietzsche - Zarathustra - Doch alle Lust will Ewigkeit." Und daraus macht Hans Knipp den später von den Paveiern interpretierten Song: "Noh kein Loss noh Hus ze jonn" (noch keine Lust nach Hause zu gehen).

Dieses, wie fast alle seiner veröffentlichten 883 Texte - plus zahlreiche nicht Veröffentlichte, schrieb Knipp mit seiner Gitarre am Küchentisch, unter Zuhilfenahme seines Kassettenrekorders. Und auch für die Sonderreihe "Kölsche Weihnacht" schickte Knipp seine Aufnahmen an befreundete Musiker, die dann immer die Rohversionen zu hören bekamen.

Kölsche Weihnacht

"Immer im August kam ein Paket mit 20 Demos, und ein mit Weihnachtsbaum bemalter Briefumschlag," sagt Klaus Lückerath von den Paveiern, "und dann setzten wir uns im Sommer hin, mit der eigens gegründeten Hans Muff Kombo, und spielten live die Lieder ein. 'Der Nussknacker', 'Unser Bäumche', 'heilig Abend auf dem Dom' oder 'Vürm Huus do blös der Wind'."

Hans Knipp schrieb unter anderem auch für die Höhner, Renate Fuchs, Marita Köllner, die Kolibris, Wicky Junggeburth und King Size Dick. Der Mann, der weder einen Schulabschluss hatte, noch irgendeine Ausbildung je zu Ende gebracht hat, der die "Willi-Ostermann-Medaille in Gold" und den Kölner Literaturpreis bekam, hat das Liederschreiben in einer Phase tiefer Depression begonnen.

Er sagte 1998: "Anscheinend muss man nur wollen und mit dem Rücken zur Wand stehen, oder es sollte einfach so sein."

Im Radio am 14. November, 11:30 bis 17 Uhr

Wir würdigen Hans Knipp mit einer Sondersendung, in der viele Weggefährten und Kenner der kölschen Musikszene zu Wort kommen. Dabei spielen wir viel wunderbare Knipp-Musik - lustige, melancholische, Menschen beschreibende.

Sprechen werden wir auch über seine Kölsche Messe, die er 2009 zusammen mit Buchautor Dieter Glave geschrieben hat - und die bis heute unveröffentlicht ist. Wiederholung der Sendung: 01.01.2022 von 16-22 Uhr.


 

Brief von Hans Knipp / © Uta Vorbrodt (DR)
Brief von Hans Knipp / © Uta Vorbrodt ( DR )


 

Uta Vorbrodt / © Ide Lödige (DR)
Uta Vorbrodt / © Ide Lödige ( DR )


 

Martin Mölder / © Maximilian Helmes (DR)
Martin Mölder / © Maximilian Helmes ( DR )
Quelle:
DR