Kölner Theologe hält Anerkennung eines Martyriums Shahbaz Bhattis für möglich

Vom Minister zum Märtyrer

Ist der ermordete pakistanische Minister Shahbaz Bhatti ein katholischer Märtyrer? Der Kirchenhistoriker Prof. Helmut Moll hält eine Anerkennung für möglich. Gegenüber domradio.de erklärt der im Erzbistum Köln für Selig- und Heiligsprechungsverfahren verantwortliche Theologe den dafür notwendigen Weg.

Für seinen Glauben gestorben  Shahbaz Bhatti (DR)
Für seinen Glauben gestorben Shahbaz Bhatti / ( DR )

Es gehe zunächst um die Bestimmung von drei Kriterien, "wann ein katholischer Christ ein Blutzeuge sein kann", so der Prälat am Dienstag (08.03.2011) in dem Gespräch mit domradio.de. Zwei Voraussetzungen seien bereits erfüllt. Bhatti habe als Christ Zeugnis für seinen Glauben gegeben und auch selber "als Minister als Christ gehandelt". Ob Bhatti auch das dritte Kriterium erfülle, müsse noch überprüft werden. Hierfür müsse die Bereitschaft erkennbar sein, für seinen christlichen Glauben sein Leben zu lassen. Dies könne allerdings auch "habituell" geschehen und müsse nicht "konkret gesagt" worden sein.



Geprüft werde all dies zunächst auf diözesaner Ebene, so Moll. In diesem Fall sei der zuständige Bischof in Pakistan verantwortlich. Erst dann müsse die vatikanische Heiligsprechungskongregation entscheiden. Wie schnell das gesamte Verfahren abläuft, hänge auch davon ab, wie "eindeutig das Martyrium" sei und wie schnell die Diözese arbeite. "Das kann in zehn Jahren passieren." Bei ihrer nächsten Vollversammlung Ende März will sich die pakistanische Bischofskonferenz mit der Anerkennung Bhattis als Märtyrer befassen.



Kardinal Tauran bezeichnet Bhatti als Märtyrer

Kurienkardinal Jean-Louis Tauran hatte den ermordeten pakistanischen Minderheiten-Minister am Wochenende als Märtyrer bezeichnet. "Er ist getötet worden, weil er Christ war", sagte der Präsident des interreligiösen Dialog-Rates gegenüber Radio Vatikan. Über den Sender wurde ein Schreiben von Bhatti publik, das Tauran als eine Art "geistliches Testament" bezeichnete. Darin schrieb der Politiker, ihm seinen höhere Regierungsämter angeboten worden, falls er seinen Kampf für die Christen aufgäbe. Er habe abgelehnt, auch wenn er sich damit in Lebensgefahr begeben habe.



Ihm gehe es nicht um Popularität oder Macht; er wolle Christus nachfolgen, "für ihn leben und für ihn sterben", schrieb der katholische Minister. Obwohl Extremisten ihn und seine Familie mehrmals bedrohten und versuchten, ihn einzusperren und zu töten, habe er keine Angst in Pakistan, fügte er hinzu.



Parlamentssitz Bhattis mit Katholik nachbesetzt

Inzwischen wurde bekannt, dass der Abgeordnetensitz Bhattis mit einem Katholiken nachbesetzt worden ist. Die Wahlkommission entschied sich für Javed Michael (50), wie der vatikanische Missionspressedienst Fides berichtet. Michael, ein Mitglied der Regierungspartei Pakistan People"s Party, gelte auch als Favorit bei der Besetzung des Ministeramtes für religiöse Minderheiten.



Michael soll sowohl bei der Regierung als auch in christlichen Kreisen Anerkennung genießen, berichtet Fides unter Berufung auf Beobachter. Er sei Mitglied der Provinzregierung Sindh gewesen und habe sich bereits für religiöse Minderheiten eingesetzt. Als mögliche weitere Kandidaten werden laut Fides der Katholik Jacob Daniel, der Christ Khalid Gill und der muslimische Intellektuelle Ansar Burney genannt.



Bhatti, einziger christlicher Minister im pakistanischen Kabinett, war am vergangenen Mittwoch auf offener Straße in Islamabad erschossen worden. Als Hintergrund der Tat gilt die Kritik des 42-Jährigen am umstrittenen Blasphemiegesetz des Landes. Ein am Tatort zurückgelassenes Flugblatt verweist auf eine Dachorganisation militanter islamistischer Gruppen.