Kölner Literaturhaus feiert 25. Geburtstag

Literatur ist systemrelevant

In die Welt reisen, zurückblicken in die Geschichte, über den eigenen Tellerrand hinaus ins Leben und in die Zukunft blicken - und das vom eigenen Sofa aus. Literatur bietet diese Möglichkeit und kann verhindern, dass wir uns engstirnig in die eigene Meinungsblase sozialer Netzwerke verabschieden. Literatur ist gerade in Corona-Zeiten systemrelevant. Jetzt feiert das Kölner Literaturhaus seinen 25. Geburtstag.

Bettina Fischer / © Claus Daniel Herrmann (Literaturhaus Köln)

“Ein Literaturhaus ist ein Ort der Begegnung. Schriftstellerinnen und Schriftsteller treffen sich dort mit ihren Leserinnen und Lesern. Es ist ein Ort, der Literatur lebendig vermittelt”, sagt Bettina Fischer. Aber wie geht das? Lebendige Begegnung in Corona-Zeiten, in denen keine Präsenz-Veranstaltungen im Literaturhaus stattfinden können. Das Team vom Literaturhaus um Bettina Fischer bietet jetzt digitale Formate und Lesungen an, die sehr gut angenommen werden. “Wir merken, Literatur ist eine der Kulturen, mit denen Menschen sich zurzeit verstärkt befassen. Lesen kann man auch zuhause sehr, sehr gut. Und auch Literatur-Veranstaltungen kann man zuhause sehr gut in digitalen Formanten verfolgen. Wir kriegen da sehr positive Rückmeldungen auf unsere verschiedenen Angebote.” Dabei beschränkt sich die Teilnahme nicht auf das reine Zuhören und Zuschauen. Die Lesungs-Besucher können auch im digitalen Raum mitreden und per Chat der Autorin oder dem Autoren Fragen stellen. Keine Frage, Literatur sei gerade in Corona-Zeiten unbedingt systemrelevant, sagt Bettina Fischer: “Denn sie öffnet uns den Blick in andere Welten, in ganz andere Länder, in die Vergangenheit, in die Zukunft. All dorthin können wir in Büchern reisen und sitzen zugleich dabei auf unserem Sofa. Was passt besser in diese Zeit?”

Große Namen und Debütlesungen

25 Jahre. Das Kölner Literaturhaus feiert Geburtstag. Und es hat allen Grund dazu, denn über 3 000 Autorinnen und Autoren waren in all den Jahren Gäste des Hauses. Unter ihnen das 'who is who' der Weltliteratur. Nobelpreisträger wie Imre Kertész oder Herta Müller, aber auch etliche Debütanten, die das Literaturhaus entdeckt und vorgestellt habe, betont Bettina Fischer. “Deshalb können wir nicht nur von großen bekannten Namen reden, sondern wir reden auch von interessanten Vermittlungsformaten. Und das bedeutet z.B., dass wir ein interdisziplinäres Lyrik-Festival machen. Wir machen auch Comic Festivals und da stellen wir auch diejenigen vor, die uns da besonders ins Auge fallen”.

Begegnungen mit Autorinnen und Autoren

Seit über 20 Jahren ist Bettina Fischer im Literaturhaus dabei. Wenn sie sich an besondere Begegnungen mit Autorinnen und Autoren erinnert, dann gerät sie ins Schwärmen. Da ist zum Beispiel der 98 jährige Georg Stefan Troller, den sie vom Kölner Bahnhof abgeholt hat. “In seinem hohen Alter springt er aus dem Zug, und wenn ich ihm den Koffer abnehmen möchte, dann sagt er ‘nein, nein, den will ich lieber selber tragen’ und ist ein Grandseigneur. Ein Mensch, der die Höhen und Tiefen der letzten 100 Jahre erlebt hat und darüber auch sprechen kann und das mit seinem Publikum teilt. Diese Abende bleiben unvergessen für uns”. Andere Abende mit Schriftstellern im Literaturhaus nehmen plötzlich eine ganz andere Wendung. Es passiert etwas Unerwartetes. “Als Hanif Kureishi nach Köln gekommen ist, mussten wir nach einer Stunde die Veranstaltung abbrechen. Er wollte nämlich unbedingt ein Fußballspiel sehen. Das war auch sehr interessant. Dann sind wir hinterher in die Kneipe gegangen und der Abend war in seiner zweiten Hälfte alles andere als literarisch - aber auch sehr schön”, erzählt Bettina Fischer.

25. Geburtstag wird digital gefeiert

Das Kölner Literaturhaus wird 25 Jahre alt. Es sei sehr schade, dass man das nicht mit einer großen Party und allen Literaturfreunden in Köln feiern könne, sagt die Leiterin des Literaturhauses. Wegen Corona geht das nicht. Und so weicht das Literaturhaus auch hier ins Internet aus und zeigt auf der Literaturhaus-Internetseite einen Geburtstags-Film, eine Hommage zum Geburtstag. “In dem Film hören wir Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, die übers Lesen nachdenken, natürlich auch über die Bedeutung von Literaturvermittlung und uns obendrein verraten, was ihre Lieblingslektüren sind”.


Symbolbild Bücher, Bibliothek / © Billion Photos (shutterstock)
Symbolbild Bücher, Bibliothek / © Billion Photos ( shutterstock )
Quelle:
DR