Kölner Kirchen bieten vielfältiges Programm im Advent

"Gegenpol zum Konsum auf den Straßen"

Die Kölner Kirchengemeinden der Innenstadt möchten den Advent zum Leuchten bringen. Der leitende Pfarrer Dominik Meiering präsentiert ein reiches Angebot der Kirchen für Menschen, die die Adventszeit bewusst wahrnehmen möchten.

Symbolbild Adventskranz in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Adventskranz in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die Überschrift Ihres Advents- und Weihnachtsprogramms lautet, "damit es heller wird". Vermutlich spielt das nicht nur auf das Licht an, oder? 

Domkapitular Dominik Meiering (KiK)
Domkapitular Dominik Meiering / ( KiK )

Domkapitular Dr. Dominik Meiering (Leitender Kölner Innenstadtpfarrer): Genau. Das Motto haben wir damals zur Corona-Zeit kreiert, weil alle Menschen für sich allein im Dunkeln und im Düsteren saßen. Das betraf vor allen Dingen die Seele und die Moral, woraufhin wir uns gedacht haben, dass wir dem einen Gegenpol entgegensetzen müssen. 

So entstand das Motto und das ist geblieben. Meiner Meinung nach passt es super, denn es gibt immer etwas, das heller werden muss, und wenn es unsere eigenen Herzen sind. 

DOMRADIO.DE: Sie bieten jede Menge Gottesdienste, aber auch kulturelle Veranstaltungen an. Unter "Konzerte" gibt es zum Beispiel die Veranstaltung "Grill, Glühwein und Gesang in Sankt Michael". Was hat es damit auf sich? 

Meiering: Wir haben uns gesagt, dass wir nicht nur Veranstaltungen in den Kirchen mit Führungen, Gottesdiensten und Konzerten machen dürfen, sondern wir müssen auch ein bisschen auf die Straße gehen. Deswegen haben wir unterschiedliche Veranstaltungen. 

Das Wichtigste ist das Kerzen-Fahrrad, mit dem wir unterwegs sind. Das wandert von Kirche zu Kirche. Dabei gibt es häufig Glühwein und Livemusik zum gemeinsamen Singen. So versuchen wir etwas von der freudvollen Hoffnung der Adventszeit zu den Menschen zu tragen.

Eine solche Veranstaltung wird auch in Sankt Michael stattfinden. Da gibt es ein großes Weihnachtsliedersingen. Darauf freuen wir uns sehr am Freitagnachmittag um 17:00 Uhr. 

DOMRADIO.DE: Vor allen Dingen freuen sich Familien über solche Angebote. Was haben Sie da besonderes im Programm?

Dominik Meiering

"Kinder dürfen selbst mit der Kerze die stockfinstere Kirche entdecken."

Meiering: Wir haben über 1.000 Veranstaltungen in dieser Advents- und Weihnachtszeit. Wer das mal ein bisschen genauer erkunden möchte, geht einfach auf unsere Internetseite damitshellerwird.koeln. Dort kann man auch nach Themen suchen. Also wann sind die nächsten Konzerte oder wann finden die Veranstaltungen für Kinder statt? Es ist aber auch möglich, nach dem eigenen Kirchort zu suchen und zu sehen, was denn bei einem vor Ort stattfindet. 

Ganz großartig finde ich zum Beispiel, mit Kindern die Kirchen zu erkunden. Da gibt es am nächsten Samstag um 17:00 Uhr in Sankt Gereon ein schönes Highlight. Da gehen wir mit Kerzen durch die Kirche und die Kinder dürfen selbst mit der Kerze die stockfinstere Kirche entdecken. Das sind wundervolle Veranstaltungen, die richtig reinschlagen. 

DOMRADIO.DE: Bei den Rorate-Messen sorgen Kerzen ja auch für eine besondere Atmosphäre. Für wen wäre das denn etwas? 

Meiering: Das sind ganz besondere Gottesdienste, die vielleicht auch einen Gegenpol zu der Geschäftigkeit und dem Konsum auf den Straßen darstellen. Es sind Gottesdienste, die ganz im Kerzenschein stattfinden und bei denen adventliche Lieder gesungen werden. In manchen Kirchen wie zum Beispiel in Sankt Aposteln wird ab nächster Woche an jedem Abend der Gottesdienst nur im Kerzenschein stattfinden.

Da kommen die Menschen hin, wenn sie zur Ruhe kommen wollen, wenn sie durchatmen wollen, wenn sie noch mal vor Weihnachten mit sich selbst in den Kontakt kommen wollen. Am Freitagabend ist das Kerzen-Fahrrad bei so einer Rorate-Messe und einer Beichtgelegenheit in der Kirche Herz Jesu. Auch in den Kirchen Sankt Andreas und in Sankt Kolumba gibt es immer wieder die Möglichkeit zum Gespräch, zur Beichte, also zur inneren Einkehr, zum Anhalten und Nachdenken. 

Man kann vielleicht auch einen kleinen "Putz" machen. Nicht nur den Hausputz zu Hause beim Weihnachtsbaum, sondern einen "Seelenputz". Dann geht es mit viel größerer Freude und Dynamik in die Weihnachtstage. 

DOMRADIO.DE: Der Advent endet mit dem Heiligen Abend. Die Weihnachtszeit geht aber noch weiter. Und auch im neuen Jahr bieten Sie etwas an. 

Dominik Meiering

"Es herrscht da immer eine tolle Atmosphäre."

Meiering: Das Programm geht bis zur Taufe des Herrn. Da haben wir auch zwischen den Jahren und Anfang des Jahres jede Menge Angebote. Großartig sind immer die Jahresabschlusskonzerte, zum Beispiel in Sankt Aposteln. An dem Nachmittag wird ein großes Konzert mit Weihnachtsliedern und Bläsern stattfinden.

Interessant ist, dass die Jahresabschlussgottesdienste viel besser besucht werden als die Neujahrsgottesdienste. Das war früher umgekehrt. Es herrscht da immer eine tolle Atmosphäre. Man schaut auf das vergangene Jahr zurück und wird für das kommende Jahr ermutigt. Es wird also eine ganze Fülle von Dingen angeboten. 

Das Interview führte Elena Hong.

Advent

Advent ist für Christen die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. Die Adventszeit beginnt am vierten Sonntag vor dem Christfest. Das Wort kommt vom lateinischen "adventus" und bedeutet "Ankunft". Gemeint ist die Ankunft Jesu auf Erden.

In den Gottesdiensten an den Advents-Sonntagen werden häufig Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft des Erlösers prophezeien. Die vier Kerzen des zum jüngeren Brauchtum zählenden Adventskranzes symbolisieren das Kommen des "Lichts der Welt". Die Zweige immergrüner Tannen stehen für das ewige Leben.

Traditioneller Adventskranz / © Jozef Kubica (KNA)
Traditioneller Adventskranz / © Jozef Kubica ( KNA )
Quelle:
DR