Kölner Kinderprinz Balthazar I. ein Domsingschüler

Vertraut mit "kölsche Tön"

Musikalisch ist er und pointensicher. Rhythmusgefühl hat er, und singen kann er auch. Kein Wunder als Schüler der Kölner Domsingschule. Beim dortigen Auftritt begeisterte Kinderprinz Balthazar I. seine Freunde und die Lehrer.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Kölner Kinderdreigestirn beim Auftritt / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kölner Kinderdreigestirn beim Auftritt / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Kinderprinz Balthazar I. geht in die vierte Klasse der Kölner Domsingschule. Und da ist Singen fester Bestandteil des Stundenplans. Schließlich hat die zweizügige Lindenthaler Grundschule in Trägerschaft des Erzbistums den besonderen Auftrag der Nachwuchsförderung für die Chöre am Hohen Dom zu Köln. Da ist man also vertraut mit "kölsche Tön", die nicht immer nur liturgisch passen müssen.

Und so eroberte Kinderprinz Balthazar I. bei seinem Besuch der Kölner Domsingschule an Weiberfastnacht mühelos mit seinem Mottolied "Mer Kölsche danze us der Reih!" die Herzen der insgesamt etwa 200 Mitschüler im Sturm. Alle Erst- bis Viertklässler standen in der Aula auf den Stühlen, als sie den Auftritt des Dreigestirns samt Garde-Gefolge beklatschten und jeweils in den gleichermaßen charmant wie mitreißend von Balthazar Zeibig vorgetragenen Refrain einstimmten.

Starke Konkurrenz

Gegen eine starke Konkurrenz hatte sich der Neunjährige bei einem Casting im Frühjahr 2017 durchgesetzt und ist damit einer der etwa zehn Narrenherrscher, die die Kölner Domsingschule seit ihrem Bestehen bislang gestellt hat. Fast 150 Auftritte muss Balthazar in dieser Session gemeinsam mit Jungfrau Marie und Bauer Kai stemmen, allein an Weiberfastnacht sind es 15, die Prinzenführerin Elisabeth Conin mit einem strengen Ablaufprogramm geradezu minütlich taktet und die das Kinderdreigestirn in Kitas, Krankenhäuser, Seniorenheime und Hospize genauso führt wie zur Polizei, Feuerwehr oder in Bankhäuser.

Sogar als Einlauf-Kinder des 1. FC Köln durften sie in dieser Session mit dabei sein. Aber das größte Highlight, schildert der fröhliche Rotschopf mit den geschminkten Bäckchen noch immer sichtlich angetan, sei mit Abstand der Flug nach Berlin zur Bundesfamilienministerin und der Besichtigung des Reichstags gewesen.

Nun aber singt er noch einmal von den "Drei Hillije Künninge" und nimmt sich dabei selbst aufs Korn, zumal an seiner Seite Kaspar und Melchior fehlen, er dafür aber mit Jungfrau und Bauer das Trio komplettiert. Überhaupt zeigt sein Vortrag Witz und Humor: "Ich weiß, dat Fastelovend nit nur danze ist, denn ich hann Erfahrung, war auch schon Jardist. Dat janze Johr müsse mer Pänz funktioniere. In der Schull müsse mer andauernd jet Neues liere. In der jecken Zick heijßt et: lache, danze, singe un sich verkleiden. Fastelovend es dat schönste – ich kann dat richtig jot leiden!"

Sketch, Lied oder Tanz

Ob groß oder klein, erstes oder viertes Schuljahr – im Mittelpunkt der alljährlichen Sitzung in der Domsingschule stehen vor allem gute Ideen und viel Musik. Jede Klasse denkt sich etwas aus und bereitet mit dem Lehrer einen Sketch, ein Lied oder aber auch einen Tanz vor. "Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Nur bei Pistolen, Gewehren und Kostümbeiwerk, das an die bittere Realität in anderen Teilen der Welt erinnert, hört der Spaß auf. Sie bleiben an diesem Tag zuhause. Das ist bei uns Gesetz", sagt Schulleiterin Gertrud Trebels bestimmt, die – wie immer – gemeinsam mit dem Schulseelsorger die Moderation übernimmt und dafür ausnahmsweise mal fünfe gerade sein lässt.

Diesmal schlüpfen sie und Burkhard Hofer in das lustige Outfit von Schlafmützen, die sogar in der Schule übernachtet haben und sich am nächsten Morgen über das jecke Treiben der Pänz in ihrer Lehranstalt verwundert die Augen reiben.

Als fester Bestandteil dieser bei allen höchst beliebten Schulveranstaltung – und als "Stimmungskanone" in jedem Fall unverzichtbar – gilt Musiklehrer Gisbert Brandt, der schon vor dem eigentlichen Beginn der Karnevalsfeier mit seiner Band "Los Krawallos" dem Publikum im Saal mächtig einheizt und mit ehemaligen Domsingschülern an den Instrumenten einen kölschen Hit nach dem anderen anstimmt.

Seine Bläser, die eigens von den weiterführenden Schulen an diesem Vormittag in die Clarenbachstraße kommen, mischen sich diesmal mit den Nachwuchsmusikern aus der Domsingschule. Diese wiederum unterstützen mit ihren Querflöten, Oboen, Trompeten und Posaunen das Ensemble tatkräftig und unterbrechen die launigen Vorträge und Witze der Kinder immer wieder mit einem zustimmenden Tusch.

Originelle Höhepunkte

Denn originelle Höhepunkte sind sie alle ausnahmslos – die Auftritte der Sechs- bis Zehnjährigen, die im Vorfeld fleißig an ihrer Nummer gearbeitet und phantasiereich auch die nötigen Requisiten zu den Kostümen zusammengetragen haben. Ob der Hit "Cowboy und Indianer" oder die "Echten Fründe" der Erstklässler, das Piratenlied, die Talentshow á la Heidi Klum der 4a, das "Fliegerlied" des Lehrerkollegiums zum Finale oder "Stammbaum" von den Bläck Fööss – alle Beteiligten sind mit spürbar ausgelassener Freude und viel Kreativität bei der Sache.

Und dass sich hier oder da in der fünften Jahreszeit zudem noch so manch verborgene Begabung offenbart, hat sicher nicht allein damit zu tun, dass Karneval in der Domsingschule von je her groß geschrieben wird. Eine bühnenreife Begabung wie die von Kinderprinz Balthazar ist vielmehr Beleg dafür, dass das der Schule zugrunde liegende Konzept einer möglichen Talentschmiede aufgeht.


Quelle:
DR