Kölner Kardinal kritisiert Neue Medien und lobt authentischen Papst

Echte Begegnung statt "Gefällt mir"

Medienempfang im Erzbischöflichen Haus in Köln: Joachim Kardinal Meisner spricht über soziale Netzwerke, Gespräche in Rom und den Limburger Bischof.

Joachim Kardinal Meisner beim Medienempfang / © Boecker
Joachim Kardinal Meisner beim Medienempfang / © Boecker

In einer Rede bei einem Medienempfang in Köln kritisierte Erzbischof Joachim Kardinal Meisner die modernen Medien, namentlich die "sozialen Netzwerke", die sich immer mehr "zwischen das Ich und das Du schieben". Statt um Begegnung und Nähe gehe es dort nur um Quantität und Geschwindigkeit. Das passe zu unserer Gesellschaft, in der ein ausgeprägter Individualismus um sich greife, so Meisner.

"Was ist dann noch gemeinsame, verbindliche Basis unseres Gemeinwesens, wenn jeder Einzelne (...) Gestalter und Erhalter seiner Individualität ist?", fragte der Kardinal und berichtete von einer Beobachtung während des Eucharistischen Kongresses in diesem Jahr in Köln, bei dem die Menschen sich zum stillen Gebet in der Kirche einfanden, um das Allerheiligste anzubeten. In dieser Betrachtung der Hostie finde sich "das Sinn stiftende Du", so Meisner. Aus dem Dialog mit Gott wachse die Fähigkeit zur echten Gemeinschaft.

Papst Franziskus ist authentisch ohne PR

Eine zweite Erfahrung sei für ihn prägend gewesen: "Es ist die Beobachtung, wie positiv die Medien über Papst Franziskus berichten. (...) Denn diese Person ist anders als andere. Und das liegt wohl darin begründet, dass Franziskus authentisch ist in der Hinwendung zum Du." Der Papst beeindrucke die Menschen, ohne Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege zu betreiben, lobte der Kardinal.

Meisners abschließende Frage an die versammelten Journalisten lautete: "Was können wir der neuen "Kirche" der sozialen Netzwerke, die "keinen Sinn stiftet", entgegenhalten? Für Christen laute die Antwort: "Das Du Gottes, der sich in Christus offenbart hat."

Limburg: Wir sind eine Kirche

Auf Fragen von Journalisten äußerte der Kardinal sein Bedauern über den Konflikt um den Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst. "Das ist eine ortsgegebene, sehr schmerzliche Sache, nicht nur für Limburg. Wir sind eine Kirche", sagte der Kölner Erzbischof.

Wenn man in der Kirche mal nicht weiter wisse, dann müsse der Vatikan aushelfen, sagte Meisner und verwies damit auf den "brüderlichen Besuch" des Vatikan-Gesandten Kardinal Giovanni Lajolo in Limburg. Der Limburger Bischof steht seit längerem u.a. wegen angeblicher Verschwendung in der öffentlichen Kritik.

Gespräche in Rom über baldigen Rücktritt

Am Rande des Medienempfangs kündigte Kardinal Meisner an, kommende Woche im Vatikan sein Rücktrittsgesuch zu besprechen. Meisner hatte bereits im Sommer angekündigt, dass er mit Vollendung seines 80. Lebensjahres am 25. Dezember dieses Jahres als Erzbischof von Köln zurücktreten wolle.

Vielleicht lasse der Papst ihn ja auch noch im Amt, bis er sieben Wochen später sein 25-jähriges Jubiläum als Kölner Erzbischof feiere, fügte er hinzu. Meisner steht seit 1989 an der Spitze der größten deutschen Diözese. Im Zusammenhang mit seinem Abschied wolle er beim Papst noch "einige Bitten" vorbringen, sagte er.

Ein katholischer Bischof muss nach geltendem Kirchenrecht mit 75 Jahren dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Dies hatte auch Meisner getan. Papst Benedikt XVI. hatte dieses Gesuch jedoch abgelehnt. Diesmal geht Meisner jedoch nach eigenen Worten davon aus, dass sein Rücktrittsgesuch angenommen werde.


Quelle:
DR , epd