Generalvikar Meiering berichtet vom Glaubensleben in Kenia

"Gott wird ständig ins Gespräch gebracht"

Das Leben mit Gott ist in Kenia selbstverständlich, sagt Generalvikar Dominik Meiering. Er war Teil einer Delegation aus dem Erzbistum Köln, die in dem ostafrikanischen Land unterwegs war - und Hilfe zugesagt hat.

Keniabesuch einer Kölner Delegation mit Generalvikar Meiering / © Peter Kerenyi (Erzbistum Köln)
Keniabesuch einer Kölner Delegation mit Generalvikar Meiering / © Peter Kerenyi ( Erzbistum Köln )

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich auf den Weg nach Kenia gemacht und das Land in den vergangenen zwei Wochen besucht? 

Generalvikar Dominik Meiering: Es war eine Solidaritätsreise. Wir haben in den zehn Tagen unterschiedliche Orte in Kenia besucht. Wir waren in Mombasa, Nairobi, in der Gegend um Turkana und in Kisumu. Mombasa ist eine quirlige Stadt, in der auch viele Muslime leben. Die Hauptstadt Nairobi, in der allein tausend Seminaristen in einer katholischen Universität studieren und drumherum 160 Orden und religiöse Gemeinschaften leben. Turkana ist ganz im Norden des Landes in einer Halbwüste. Dort sind die Hälfte der Menschen Nomaden. Es gibt tolle Projekte für Bildungsarbeit und Gesundheitsservice. Und am Ende waren wir noch in der Diözese Kisumu. Da gibt es eine tolle Partnerschaft zwischen einer Gemeinde aus dem Erzbistum Köln, nämlich aus Mondorf, und einer Gemeinde dort. Die Partnerschaft besteht schon seit 41 Jahren. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um die Partnerschaft zu intensivieren und auf diese Art und Weise mit den Menschen Glauben wieder neu zu entdecken. 

DOMRADIO.DE: Nicht nur das Gesellschafts-, sondern auch das Gemeindeleben sieht in Kenia wahrscheinlich ganz anders aus als bei uns, oder? 

Generalvikar Meiering: Absolut. Meistens gab es eine Gemeinde und diese Pfarrgemeinde hatte sogenannte Out-Stations gegründet. Es wird auch von "Gemeinde pflanzen" gesprochen. Man fängt an mit kleinen christlichen Gemeinschaften, die sich regelmäßig treffen. Meistens beginnt es unter einem Baum, man trifft sich dort. Und dann schaut man: Wollen wir diesen Ort dauerhaft etablieren? Und dann gibt es meistens eine kleine Kapelle. Und dann trifft man sich dort, betet miteinander, feiert Gottesdienst. Aber dann kommt noch etwas anderes dazu: Eine Erste-Hilfe-Station, oder ein Pfarrzentrum als Versammlungsort. Und so wächst nach und nach um diese Out-Station herum eine Gemeinde, die aus den unterschiedlichen Dörfern kommt und sich versammelt. Und am Sonntag ist immer richtig was los. Da ist Gottesdienst und es wird anschließend zum Beispiel darüber gesprochen, welche Hygienevorschriften beachtet werden müssen, damit man nicht krank wird. Es ist über das Glaubensleben hinaus aus das Leben, das miteinander gelernt wird, und die Freude, die man sich gegenseitig schenkt. 

DOMRADIO.DE: Sie haben an einem Ort den Grundstein für ein besonderes Haus gelegt. Was steckt dahinter für eine Geschichte?  

Generalvikar Meiering: Das war in Turkana. Da war die Idee: Hier soll ein Ort sein, wo sich eine Gemeinde entwickeln kann. Eine Kirche steht dort schon, aber es fehlt noch ein Versammlungsort. Der Bischof hat uns gefragt, ob wir die Missionare dort nicht unterstützen wollen. Und in der Tat haben wir das für sinnvoll gefunden und gesagt, dass wir den Bau der Mehrzweckhalle unterstützen. Dort werden alle möglichen Veranstaltungen stattfinden: Schulunterricht, Glaubensweitergabe. Es werden sich kleine christliche Gemeinschaften zum Bibel teilen treffen und der Pfarrgemeinderat versammeln. Man darf sich das nicht wie bei uns vorstellen als ein perfektes Pfarrheim mit allem Drum und Dran. Das sind einfach Hallen, oft sogar unten geschlossen, aber oben geöffnet, mit einem Dach darüber. Das ist die Wirklichkeit dort, wo es ja eigentlich immer warm ist und man ständig draußen lebt. Es ist ein Ort, der markiert: Hier ist Gemeinde gegenwärtig und lebendig. 

DOMRADIO.DE: Gibt es denn etwas, das wir uns abschauen können für das Gemeindeleben bei uns im Erzbistum Köln? 

Generalvikar Meiering: Was mich sehr beeindruckt hat und was ich mitnehme, ist die Glaubensfreude der Menschen in Kenia und die Selbstverständlichkeit, mit der sie den Glauben leben. Wir müssen immer noch mal diskutieren, ob wir vor dem Essen beten oder nicht. In Kenia ist das alles wie selbstverständlich im Alltag zuhause: Sowohl in den kirchlichen Institutionen, wie auch in den Familien. Man betritt das Haus mit "Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit Amen". Gott wird ständig ins Gespräch gebracht. Einander zu segnen und füreinander zu beten: Das taucht ständig auf. Da haben wir hier einen großen Nachholbedarf, dass wir dem lieben Gott wieder eine Selbstverständlichkeit geben in unserem täglichen Tun.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR