Kölner Fotografen zeigen ein anderes Bild vom Karneval

„elf uhr elf“

„Karneval ist völlig anders, Karneval ist viel mehr, viel größer, viel umfassender, viel menschlicher“, sagt der Fotograf Matthias Jung im dormadio.de Interview. Der zugewanderte Kölner hat das Fotoprojekt „elf uhr elf“ ins Leben gerufen. Neun der bekanntesten Kölner Kunstfotografen haben drei Sessionen lang den Karneval mit ihren Kameras dokumentiert.

Vor dem Tore / © Frederic Lezmi
Vor dem Tore / © Frederic Lezmi

Matthias Jung kommt nicht aus Köln, er ist ein Imi, ein zugewanderter Kölner, der seit 15 Jahren in der Stadt lebt. „Karneval war für mich faszinierend und erschreckend zugleich“, sagt er, und von Anfang an war für den Kunstfotografen klar, dass er zu dem Thema Fotos machen wollte, er wußte aber nicht, wo anfangen. Dann hatte er die Idee, ein Gemeinschaftsprojekt Kölner Fotografen anzuregen und lud neun Kollegen in die Kultkneipe „Schreckenskammer“. Hier entwickelten die Künstler das Fotoprojekt „elf uhr elf“.

„Paar Rotationen“, Mariechen“, „Oberhäupter“, „Loss mer singe“, oder „Wir waren Helden“, so heißen die unterschiedlichen Überschriften, die sich die Fotografen vornahmen. Matthias Jung ging nachts in die Stadt und machte Bilder vom „Zugwegrand“. Schwarz weiß und menschenleer wirken seine Aufnahmen fast bedrohlich. Alle Schaufenster sind vernagelt, als ob eine Flut über Köln hereinbrechen würde. „Man sieht eine Bretterpiste, keine Geschäfte, kein Glas, kein Denkmal – alles ist vernagelt. Für mich stellt das optisch den absoluten Gegensatz zu dem da, was eigentlich stattfindet“. Die Nachtbilder vom Zugwegrand stehen im Bildband mitten zwischen den anderen Fotografien – den knutschenden Paaren oder dem Tanzmariechen, das sich vor dem Auftritt aufwärmt.

Kleine Texte von Kölner Autoren runden den Fotoband ab. So erzählt Ute Wegmann in ihrem Essay: „Und zwischen uns die Zeit - aus Glas“ von den Stunden vor „elf uhr elf“. Im domradio.de Interview sagt sie: „Mich hat die Zeit immer fasziniert, wo man nicht weiß, wer ist eigentlich echt und wer ist maskiert, die Stunden, wenn der Karneval ganz langsam beginnt“.

Die laif photogalerie in Köln, Merowingerstr. 5, zeigt bis Aschermittwoch die "elf uhr elf" Fotografien. 


Feiern bis der Arzt kommt / © Ute Behrend
Feiern bis der Arzt kommt / © Ute Behrend