Kölner Domorganist zu neuer Orgel im Petersdom

"Armselige Lösung"

Der Kölner Domorganist Winfried Bönig kritisiert die neue digitale Orgel im Petersdom. In einem Interview sprach er von einer armseligen Lösung für einen Raum wie den Petersdom. Der Unterschied sei auch für den Laien hörbar.

Die Kuppel des Petersdoms / © Cristian Gennari (KNA)
Die Kuppel des Petersdoms / © Cristian Gennari ( KNA )

"Die Fachwelt befindet sich irgendwo zwischen Entsetzen, Bestürzung und Unverständnis", sagte der Leiter des Studiengangs Kirchenmusik an der Musikhochschule Köln im Interview mit katholisch.de in Bonn. Nur mit Pfeifen bestückte Orgeln seien einem Kirchenraum angemessen. Er sprach von einer "Billiglösung", die angesichts der Bedeutung der Liturgie und angesichts der hochkarätigen Kunst im Petersdom völlig unverständlich sei.

"Unterschied für jeden hörbar"

Wenn man "statt eines goldenen Kelches einen Plastikbecher auf den Altar stelle", wäre es auch günstiger, sagte er. "Den lebendigen Klang, den eine Pfeife erzeugt, kann man nicht nachmachen. Auch Sie als Laie würden sofort einen Unterschied zwischen einer digitalen Orgel und einer Pfeifenorgel hören."

Die Orgel des US-amerikanischen Herstellers «Allen» war erstmals an Weihnachten erklungen. Der Vatikan begründete die technische Neuerung damit, dass die im vorderen Teil der Basilika installierte Pfeifenorgel für den Gesamtraum nicht ausreichte. Bönig bezeichnete das als vorgeschobenes Argument. Richtig sei, dass eine Pfeifenorgel aufwendiger sei und eine große Orgel an die Rückseite der Kirche gebaut werden müsse. "Da würde sie auch hinpassen."

 Einbau der Orgel aus Pennsylvania (Englisch):

"Unerfreuliches Imitat"

Bönig sprach von einer "ganz und gar unkünstlerischen Entscheidung". Während die Unesco die Orgeln und das Orgelspiel zum Weltkulturerbe erkläre, baue der Petersdom als "DIE Kirche der katholischen Welt so ein Instrument ein". Er verwies auch auf eine allgemeine Regelung im Erzbistum Köln, nach der keine elektronischen Orgeln angeschafft werden dürften. "Die Digitalorgel bleibt im Kirchenraum ein unerfreuliches Imitat."

Der Domorganist sagte, er unterstütze eine Beschwerde-Petition italienischer Orgelbauer. Sie hatten in einem Offenen Brief an den Präfekten der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah, gegen die elektronische Orgel im Petersdom protestiert. Die Petition wurde bereits von rund 8.500 Menschen unterzeichnet. Der Petersdom in Rom ist das bekannteste Kirchengebäude der Welt, 60.000 Menschen finden darin Platz.


Winfried Bönig / © Winfried Bönig
Winfried Bönig / © Winfried Bönig
Quelle:
KNA