Kölner Domkapitular wirbt für mehr Nähe und Zuwendung

"Einladung statt Berührungsangst"

Ein Plädoyer für Hinschauen und menschliche Zuwendung hielt Domkapitular Markus Bosbach. Seine Predigt im Kapitelsamt im Kölner Dom war von einigen Zitaten in kölscher Sprache gespickt. Die Gemeinde dankte mit Applaus.

Zuwendung zu kranken, alten und einsamen Menschen / © Lorenz Lenk (KNA)
Zuwendung zu kranken, alten und einsamen Menschen / © Lorenz Lenk ( KNA )

Die christliche Grundhaltung sei nicht die der Miesepetrigkeit, sondern die der Freude, erinnerte Domkapitular Markus Bosbach gleich zu Beginn des Gottesdienstes und nahm an diesem Karnevalssonntag Bezug auf den Kanon "Gaudeamus hodie", den die Männerstimmen des Kölner Domchores zum Einzug gesungen hatten.

Biblische Lesungen wie die heutigen höre man seit den Jahren der Corona-Pandemie mit ganz anderen Ohren, nahm Bosbach die aus dem Buch Levitikus und das Evangelium von der Heilung des Aussätzigen zum Anlass, sich mit heutigen Infektionswellen auseinanderzusetzen. Von Rücksichtname auch außerhalb von Pandemien wie das Tragen eines Mundschutzes wie beispielsweise in Asien sei hier in Europa nicht zu spüren, beklagte der Domkapitular. Selbst in der Philharmonie sei von einem rücksichtsvollen Husten in ein Taschentuch oder in die Armbeuge oder von Masken nichts zu merken: "Da wird aus voller Kehle die Virenladung in den Saal getrötet, als ob es Corona nie gegeben hätte."

Schutz vor Ansteckungen und Infektionen

Angst vor Viren und Ansteckung habe es schon zu allen Zeiten gegeben, wie man an der ersten Lesung aus dem Buch Levitikus aus der Zeit um 500 vor Christus erkennen könne. Und so habe man die Gesellschaft vor Ansteckungen und Infektionen schützen wollen. Doch Jesus habe Kranke und Aussätzige berührt und geheilt. Natürlich benötige man für Heilung auch medizinisches Wissen, gab Bosbach zu bedenken. "Kranke werden nicht einfach durch Liebe und Barmherzigkeit gesund." Doch Zuwendung und Hinschauen seien auch für die Heilung von Mitmenschen erforderlich.

Im Kölner Karneval gebe es in diesen Tagen ein Lied von den Bläck Fööss, dass diese Zuwendung und Zusammengehörigkeit besonders betone: "Drink doch ene met, stell dich nit esu ann, du stehs he die janze Zick erüm", zitierte Domkapitular Bosbach den Refrain. Einladung statt ausgrenzender Berührungsangst sei also gefragt, und dies könne man in den Tagen des Karnevals in der Stadt sehr gut spüren.

Witz rundet Predigt ab

Man könne dem Zelebranten angesichts der vielen Kölschen Zitate gerne Kölner Lokalpatriotismus vorwerfen, aber "dat es jet ,wo mer stolz drop sin", sagte Bosbach und schloss mit einem Witz über einen Streit unter Kölner Patrizierfamilien, wer denn die älteste sei. Die Schmitzens hätten da gesagt: "Ihr kennt doch alle die Eva im Paradies. Die war ’ne geborene Schmitz." – Auf Bosbachs Abschlussruf "Amen, Halleluja und Alaaf" reagierte die im Dom versammelte Gemeinde schließlich mit spontanem Applaus.

Musikalische Elemente wie den Halleluja-Ruf von Brings vor dem Evangelium und Improvisationen über Kölsche Karnevalslieder zur Kommunion rundeten das Kapitelsamt an diesem Karnevalssonntag ab. Zum Auszug kam wieder das Register "Loss jonn" in der Schwalbennestorgel zum Einsatz, bei dem zu den Klängen von "Mer losse de Dom in Kölle" der verstorbene Dompropst Bernhard Henrichs mit Narrenkappe aus dem Gehäuse schaut.

Quelle:
DR