Köln bekommt repräsentative Großmoschee

Gegen alle Widerstände

Köln bekommt eine der größten Moscheen Deutschlands. Sie wird nach Plänen der renommierten Kirchenarchitekten Gottfried und Paul Böhm gebaut. Das entschied der Vorstand der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) einstimmig. Die Verträge mit den Gewinnern des Architekturwettbewerbs sollen am Freitag geschlossen werden.

 (DR)

Köln bekommt eine der größten Moscheen Deutschlands. Sie wird nach Plänen der renommierten Kirchenarchitekten Gottfried und Paul Böhm gebaut. Das entschied der Vorstand der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) einstimmig. Die Verträge mit den Gewinnern des Architekturwettbewerbs sollen am Freitag geschlossen werden. Das Erzbistum Köln zeigte sich erfreut. Die Moschee hole den Islam "aus den Hinterhöfen", sagte der Referatsleiter Interreligiöser Dialog, Werner Höbsch. Zuvor hatte es heftige Proteste gegen das Projekt gegeben.  

"Köln freut sich auf diese Moschee"
Die rechtsextreme Wählerinitiative "Pro Köln" hatte seit Beginn der Planungen Stimmung gegen den Moscheebau gemacht. In Flugblättern hatte sie die "weitere Islamisierung" Kölns und "den fortschreitenden Multikulti-Wahnsinn" angemahnt. Erst Anfang der Woche präsentierte "Pro Köln" 10.000 gesammelte Unterschriften, mit denen sich Kölner Bürger gegen den Neubau des islamischen Gotteshauses aussprechen.

Von der Initiative nicht beeindrucken ließ sich zum Glück nicht der Rat der Stadt: Baubeginn ist nach den Worten von Oberbürgermeister Fritz Schramma im Sommer 2007. Die Minarettmoschee mit Kuppel soll 1.200 Gläubigen Platz bieten. Hinzu kommt ein Kultur- und Begegnungszentrum.

"Als Katholiken haben wir schon lange das Bedürfnis, Muslimen ein Haus zu geben, in dem sie ihre Religion in Würde ausleben können", sagte Paul Böhm. "Ich glaube, damit einen wesentlichen Beitrag zur Integration leisten zu können." Der Oberbürgermeister gratulierte ihm zum Entwurf und betonte: "Köln freut sich auf diese Moschee." Die 120.000 Muslime in der Stadt hätten sich ein schönes, repräsentatives Gotteshaus verdient. 20 Jahre habe man darüber diskutiert, nun solle gebaut werden. Nur die Verkehrssituation müsse noch gründlich überdacht werden, damit es beim Freitagsgebet im Stadtteil Ehrenfeld nicht zu Stauungen komme.

Erzbistum erfreut
Auch das Erzbistum Köln zeigte sich erfreut. Die Moschee hole den Islam "aus den Hinterhöfen", sagte der Referatsleiter Interreligiöser Dialog, Werner Höbsch. Der Landesintegrationsbeauftragte Thomas Kufen begrüßte den Bau als sichtbares Zeichen der Integration. Gegen die Pläne hatte es Proteste von Anwohnern gegeben. Der Ditib-Vorsitzende sagte an ihre Adresse, der Gebetsruf des Muezzin werde nur im Innenhof der Moschee zu hören sein. Ditib orientiere sich dabei am Willen der deutschen Bevölkerung. Auch über die Höhe der Minarette, die ursprünglich 50 Meter hoch sein sollten, habe man noch nicht entschieden. Laut Böhm werden am Wettbewerbsentwurf noch "funktionale Änderungen" vorgenommen.

Die Moschee entsteht auf dem Gelände einer ehemaligen Arzneifabrik, auf der Ditib seit 20 Jahren eine provisorische Moschee betreibt. Der Neubau wird aus Spenden und Mitgliederbeiträgen finanziert. In der Wettbewerbsjury saßen neben den Bauherren auch Vertreter der Architektenkammer, Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner, Repräsentanten des Stadtplanungsamtes und der Ratsfraktionen. Die Ehrenfelder CDU hatte den Bau mit dem Argument verhindern wollen, 80 Prozent der Stadtteilbewohner seien dagegen. Auch im Duisburger Stadtteil Marxloh entsteht derzeit eine Ditib-Moschee mit mehr als 1.000 Plätzen. Dort wurde vor zwei Wochen Richtfest gefeiert.
(KNA,dr)