Klimakonferenz-Teilnehmer haben unterschiedliche Motive

Ein Rundgang über das Tagungsgelände

Das Publikum der UN-Weltklimakonferenz könnte vielfältiger kaum sein: Teilnehmer aus nahezu allen Ländern der Erde sind in Bonn zusammengekommen. Doch nicht jeder interessiert sich für ehrgeizige Klimaziele.

Autor/in:
Alexander Pitz
Fidschi Pavillon auf der UN-Klimakonferenz in Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Fidschi Pavillon auf der UN-Klimakonferenz in Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )

Anti-Terror-Barrikaden am Straßenrand, Polizisten in umweltfreundlichen Elektromobilen und jede Menge eilige Besucher, die Rollkoffer hinter sich herziehen: Die am Montag begonnene UN-Weltklimakonferenz bringt auf dem Tagungsgelände am Bonner Rheinufer mehr als 25.000 Menschen zusammen. Sie alle wollen die Zeit bis zum 17. November nutzen, um auf internationaler Ebene Fortschritte in Sachen Klimaschutz zu erzielen.

Zumindest fast alle. Ein Art Empfangsgruppe, die Gäste noch vor der Sicherheitsschleuse begrüßt, interessiert sich offenbar nicht für ehrgeizige Klimaziele: "Wie geht es Ihnen?", fragt ein Mittfünfziger mit Schiebermütze. Der Zeuge Jehovas steht mit mehreren Glaubensgenossen vor der nach einem Fidschi-Gruß benannten "Bula Zone". "Wir sind überall, wo Menschen sind", sagt er und verteilt Zeugen-Jehovas-Prospekte an die Konferenzbesucher. Die meisten gehen achtlos vorbei.

Meditiationsräume eingerichtet

Mehr Aufmerksamkeit zieht eine Delegation junger US-Amerikaner auf sich, die mit Transparenten und improvisierten Redebeiträgen auf die Probleme des Klimawandels hinweisen. Nach kurzer Zeit sind sie von einer fotografierenden Menschentraube umgeben. "Wir sind gekommen, um die Politik von Trump und Tillerson öffentlich zu verdammen", sagt die aus Washington angereiste Carina Gonzalez. Die 24-Jährige mit mexikanischen Wurzeln will es nicht hinnehmen, dass sich die USA bei der Begrenzung der globalen Erwärmung querstellen. Schließlich handele es sich um einen "Überlebenskampf der ganzen Menschheit".

Wer nach hitzigen Klimagesprächen kurz innehalten und Besinnung suchen will, für den haben die Konferenzveranstalter eigens spezielle "Meditationsräume" eingerichtet. "Bitte meditieren/beten Sie in Stille, damit andere nicht beim Meditieren/Beten gestört werden", steht auf den Hinweisschildern am Eingang. Und tatsächlich ist es still in diesen Räumen, denn sie sind meist leer. Nur ein paar nach Mekka ausgerichtete Gebetsteppiche weisen darauf hin, das wohl hin und wieder jemand vorbeikommt.

Am deutschen Pavillon in der "Bonn-Zone" versucht man derweil, die Gäste mit klimafreundlichem Gratis-Kaffee aus Costa Rica anzulocken. Das Konzept geht auf: Um die Mittagszeit hat sich eine lange Schlange vor der Kaffeetheke gebildet. "Unser Pavillon hat sich zu einem Besuchermagneten entwickelt", sagt Markus Kurdziel, Koordinator der Internationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums.

Das habe freilich mit dem kostenlosen Kaffee zu tun, aber auch mit den attraktiven "Sideevents". Die finden in einem aus Holzplatten gezimmerten Veranstaltungsraum auf der deutschen Ausstellungsfläche statt. Mehr als 1.500 Teilnehmer seien es seit Montag gewesen, bilanziert Kurdziel. "Damit sind wir außerordentlich zufrieden."

Austausch mit Pavillon der Fidschi Inseln

Ausgezeichnet funktioniere auch der Austausch mit den Vertretern der Republik Fidschi vom Pavillon direkt gegenüber, versichert der Klimaexperte. Der pazifische Inselstaat leitet das Bonner Mammuttreffen mit Deutschland als "technischem Gastgeber". "Es gibt einen gemeinsamen Auftrag", betont Kurdziel. "Wir alle wollen das Klima besser schützen."

Bei so viel internationalem Engagement will die Türkei nicht fehlen. Für das wegen seiner heiklen Menschenrechtslage in die Kritik geratene Land ist die Konferenz in Deutschland eine willkommene Gelegenheit, sich von einer besseren Seite zu zeigen. Gratis-Getränke wie am deutschen Pavillon gibt es allerdings nicht. Dabei ist vor dem türkischen Stand ein imposanter Samowar aufgebaut. Ein junger Mann mit schickem Anzug gießt Tee in filigran verzierte Orient-Tässchen.

"Der ist nur für Gäste", entgegnet er einem afrikanischen Klimaschützer, der gerne einen Schluck probiert hätte. Bei Fragen zur türkischen Klimapolitik wird man an einen "Sprecher" verwiesen. Der drückt einem - durchaus herzlich - einen Präsentbeutel in die Hand. Auf Fragen geht er nicht ein. Der Beutel muss reichen. "Discover the Potential" (Entdecke das Potenzial) ist darauf zu lesen. Darin findet sich unter anderem ein Regenschirm - mit dem Logo des türkischen Umweltministeriums.

Bescheidener mutet dagegen der Stand der Republik Guinea an. Dort sitzt eine ältere Frau in landestypischer Tracht und erläutert Interessierten, was das westafrikanische Land gegen die globale Erwärmung unternehmen will. "Es gibt verschiedene Projekte", sagt die guineische Expertin. Für eine Umsetzung würden noch Investoren benötigt. Ob sie denn in Bonn schon einen Investor gefunden habe? "Nein", antwortet sie verlegen. "Aber die Konferenz hat ja gerade erst begonnen."


Quelle:
KNA