Kita-Leiterin gegen rein vegetarisches Angebot

"Fleisch in Maßen gehört dazu"

In Freiburg hat der Gemeinderat vegetarisches Essen in Kitas und Grundschulen beschlossen. Ein besonderer Weg. Aber wäre der auch in katholischen Einrichtungen gangbar? Rita Leidig, Kita-Leiterin im Erzbistum Köln, ist skeptisch.

Kita-Kinder beim Mittagessen / © Oksana Kuzmina (shutterstock)
Kita-Kinder beim Mittagessen / © Oksana Kuzmina ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Kein Fleischgericht mehr für Kinder ab kommendem Schuljahr. Wie stehen Sie zu dem Beschluss des Gemeinderats in Freiburg? 

Kinder in einer Kita (dpa)
Kinder in einer Kita / ( dpa )

Rita Leidig (Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Anna des Erzbistums Köln in Friesenhagen/Rheinland-Pfalz): Ich habe diese Pressemitteilung mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. Ich bin der Meinung, dass Essen, was Kindern angeboten wird, abwechslungsreich, ausgewogen, nachhaltig sein sollte. Und dazu gehört für mich auch das Angebot von Fleisch und Fisch – natürlich in Maßen. 

DOMRADIO.DE: Das heißt, nicht jeden Tag?

Leidig: Nein, auf gar keinen Fall. Die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" hat ja Qualitätsstandards für eine ausgewogene Kita- und Schulverpflegung erarbeitet. Daran orientieren wir uns. Diese sehen vor, dass maximal einmal pro Woche Fleisch und Fisch auf den Tisch kommen sollte. 

Rita Leidig, Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Anna des Erzbistum Köln in Friesenhagen/Rheinland-Pfalz

"Ich finde es auch wichtig, immer eine fleischlose Alternative für die Kinder anzubieten, damit einfach die Geschmacksnerven der Kinder sensibilisiert werden."

DOMRADIO.DE: Wie kommen Sie denn den Eltern entgegen, die nicht möchten, dass ihre Kinder Fleisch essen? Gibt es an den Tagen, wo es bei Ihnen dann Fleisch gibt, eine Alternative für die Kinder? 

Leidig: Auf jeden Fall. Wenn es zum Beispiel Hackfleisch-Frikadellen gibt, bieten wir parallel dazu auch Gemüse-Frikadellen an. Ich finde es auch wichtig, immer eine fleischlose Alternative für die Kinder anzubieten, damit einfach die Geschmacksnerven der Kinder sensibilisiert werden. Und wir animieren natürlich zum Probieren von allem. 

Essen in der KiTa (dpa)
Essen in der KiTa / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das Thema Essen ist ja, gerade wenn wir in diesen Tagen in den Supermarkt gehen, von besonderer Bedeutung. Im September lag die Inflation bei 10 Prozent, die Erzeugerpreise steigen weiter und wir merken seit einiger Zeit, wie stark die Preise für Lebensmittel steigen. Wirken sich die Entwicklungen auch auf das Verpflegungsgeld aus, das die Eltern zahlen? 

Leidig: Wir waren gezwungen, das Geld für eine tägliche Mahlzeit zu erhöhen. Bis zum Sommer haben die Eltern 2,50 € pro Essen bezahlt und wir mussten dann mit dem neuen Kita-Jahr auf 2,62 € pro Essen erhöhen. Aber ich muss auch dazu sagen, dass unsere Hauswirtschafterin eine sehr bedarfsgerechte Kalkulation macht, regional einkauft und so kommen wir mit diesem Essensbetrag sehr gut hin. 

Rita Leidig, Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Anna des Erzbistums Köln in Friesenhagen/Rheinland-Pfalz

"Ich bin der Meinung, dass Kinder einfach eine vielfältige und breitgefächerte Auswahl an Lebensmitteln brauchen, die auch vielfältige Sinneserlebnisse in Bezug auf Aussehen, Geruch und Geschmack bieten."

DOMRADIO.DE: Was denken Sie denn, wie realistisch ist es, dass auch in katholischen Kitas und Grundschulen in naher Zukunft auf fleischlose Kost umgestellt wird? Wird das kommen? 

Leidig: Da kann ich gerade keine Aussage zu machen. Ich bin aber der Meinung, dass Kinder einfach eine vielfältige und breitgefächerte Auswahl an Lebensmitteln brauchen, die auch vielfältige Sinneserlebnisse in Bezug auf Aussehen, Geruch und Geschmack bieten. Und dazu gehört für mich auch das Angebot von Fleisch. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR