Kirchliche Warnungen vor der AfD

"Für mich als Christ nicht wählbar"

Der Generalvikar des Erzbistums Köln, Dominik Meiering, wirft der AfD "Vereinfachungen und aggressive Parolen jenseits unserer rechtsstaatlichen Basis" vor. Auch der Mainzer Karl Kardinal Lehmann warnt vor der "Alternative für Deutschland".

Die Initiative "Kein Publikum für die AfD" fordert den Boykott / © Fredrik Von Erichsen (dpa)
Die Initiative "Kein Publikum für die AfD" fordert den Boykott / © Fredrik Von Erichsen ( dpa )

Hochrangige Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche äußern sich kritisch zur AfD. "Eine Partei, die so widersprüchlich auftritt, empfiehlt sich nicht", warnte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann in der "Rheinischen Post" (Donnerstag).

Man müsse daher auf die einzelnen Mitglieder und auf die Verantwortlichen schauen, doch wer "einen blanken Rassismus sowie einen antiquierten Nationalismus in unserer heutigen Welt vertritt, der ist für mich als Christ nicht wählbar. Da kann es keine Kompromisse geben", betonte Lehmann.

Erinnerung an Nazi-Diktatur 

In diesem Zusammenhang erinnerte der Kardinal auch an die Zeit der Nazi-Diktatur. Man habe sich schon einmal bitterböse getäuscht "und dabei weltweit viel Unheil angerichtet". Leute, so Lehmann, "die dies alles nicht deutlich sehen und entschieden diese Vergangenheit verharmlosen wollen, dürfen bis zu einer Klärung in unserem Land keine politische Verantwortung bekommen".

Der katholische Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, bezeichnete zahlreiche Positionen der AfD als nicht akzeptabel. Im Interview mit Radio Vatikan rief er dazu auf, sich mit der Linie der Partei intensiv auseinanderzusetzen. Das Programm sei teilweise sehr widersprüchlich. Nicht akzeptabel sei, dass die Partei Europa zum Sündenbock mache und «dass wir nationalistische Töne anschlagen, dass wir gegen Fremde einfach Ängste schüren. Da müssen wir ganz intensiv ins Gespräch und in die Auseinandersetzung gehen».

Ängste ernst nehmen 

Der Bischof mahnte, die Ängste vieler Bürger vor einer Zerstörung von Kultur und Gesellschaft und vor sozialem Abstieg ernst zu nehmen. "Man darf sie auch nicht dämonisieren." Mit denen, die zum Dialog bereit seien, müsse gesprochen werden.

Der Generalvikar des Erzbistums Köln, Dominik Meiering, wirft der AfD "Vereinfachungen und aggressive Parolen jenseits unserer rechtsstaatlichen Basis" vor. Im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag) empfiehlt der Verwaltungschef von Kardinal Rainer Maria Woelki, AfD-Vertretern dafür kein öffentliches Forum zu bieten. Zu einem "sachlichen, fairen Gespräch" sei er dagegen "immer bereit".

Auch Katholiken unter AfD-Sympathisanten 

Zur Frage nach katholischen AfD-Sympathisanten sagte Meiering, unter denen, die sich Sorgen machten, seien auch Katholiken. "Wie viele die AfD wählen, kann ich nicht sagen. Aber wir nehmen ihre Sorgen ernst und wollen Orientierung geben, wo Befürchtungen und Ängste um sich greifen. Das ist unser Auftrag als Kirche."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wirft der AfD vor, mit ihrem neuen Programm einen "Kampf der Kulturen" heraufzubeschwören. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" kritisierte er, die AfD setze auf die "Abgrenzung, Abwertung, ja Ausgrenzung" von Muslimen. Er forderte die Partei auf, angesichts solcher Auffassungen auf das Wort "christlich" künftig zu verzichten. "Denn wer auf Spaltung setzt und Flüchtlinge pauschal verdächtigt, handelt nicht christlich."

 

 


Quelle:
KNA