Kirchliche Hilfswerke warnen vor Notlage in Ost-Kongo

Ruanda Treiber des Konflikts

Im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo schwelt seit Jahren eine humanitäre Krise. Immer wieder gibt es Gewalt-Attacken. Von katholischer Seite kommt in dieser Sache nun scharfe Kritik am Staat Ruanda.

Beamte des Roten Kreuzes klären am 22.08.2024 im Don Bosco Flüchtlingslager bei Goma, Demokratische Republik Kongo, über Mpox auf. / © Moses Sawasawa/AP (dpa)
Beamte des Roten Kreuzes klären am 22.08.2024 im Don Bosco Flüchtlingslager bei Goma, Demokratische Republik Kongo, über Mpox auf. / © Moses Sawasawa/AP ( dpa )

 Kirchliche Mitarbeiter machen Ruanda für das neuerliche Aufflackern eines Dauerkonflikts im Herzen Afrikas verantwortlich. Am Montag meldeten die von der Regierung in Kigali unterstützen M23-Milizen die Eroberung der Provinzhauptstadt Goma im benachbarten Kongo. 

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor (MISEREOR)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor / ( MISEREOR )

Wie das Hilfswerk Misereor in Aachen unter Berufung auf Partner vor Ort mitteilte, breiteten sich seitdem Panik und Verzweiflung unter der Bevölkerung vor Ort aus. Die Organisation "Kirche in Not" wirft den Milizen zudem vor, Friedensverhandlungen mit der Demokratischen Republik Kongo im Sinne Ruandas zu boykottieren.

400.000 Menschen geflohen

"Die aktuelle Situation in und rund um Goma ist chaotisch", so die Misereor-Expertin für die Demokratische Republik Kongo, Astrid Meyer. Schon seit Jahresbeginn seien über 400.000 Menschen auf Grund des Konfliktes zwischen M23-Milizen und der kongolesischen Armee nach Goma geflohen. Deren Situation sei nun dramatischer denn je. 

"Ruandas aggressives Vorgehen im Ost-Kongo muss in aller Deutlichkeit verurteilt und mit allen politischen Mitteln sanktioniert werden. Die Menschen im Osten des Kongos fühlen sich mehr denn je allein gelassen - sowohl von der eigenen Regierung wie auch von der internationalen Gemeinschaft", betonte Meyer. Auch die Bundesregierung müsse darauf hinwirken, die Verantwortlichen in Ruanda und dem Kongo zu Verhandlungen zu bewegen.

Profit am Krieg 

Laut "Kirche in Not" liegt das Interesse Ruandas an der Region in den dortigen Bodenschätzen. Nord-Kivu habe Vorkommen von Gold, Diamanten, Kobalt und Coltan, hieß es. Dies seien wichtige Rohstoffe, zum Beispiel für die Elektro- oder Fahrzeugindustrie. Der Nordosten der Demokratischen Republik Kongo wird laut Mitteilung seit Jahren von bewaffneten Gruppen heimgesucht. 

Demokratische Republik Kongo, Bukavu. Ein Mann arbeitet in der Mine Zola Zola bei Nzibira in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu auf der Suche nach Mineralien und Erzen / © Jürgen Bätz (dpa)
Demokratische Republik Kongo, Bukavu. Ein Mann arbeitet in der Mine Zola Zola bei Nzibira in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu auf der Suche nach Mineralien und Erzen / © Jürgen Bätz ( dpa )

"Kirche in Not" sprach von der am längsten dauernden humanitären Krise Afrikas. Schätzungen zufolge befrinden sich bis zu 2,8 Millionen Menschen in der Region auf der Flucht. Auch kirchliche Einrichtungen seien wiederholt angegriffen worden.

Friedenssitzung abgesagt

Ruanda fördere die Miliz M23, erklärte der aus Portugal stammende Missionar Pater Marcelo Oliveira für "Kirche in Not". Die Miliz gelte als Urheber zahlreicher Gewaltakte an der Zivilbevölkerung. "Sie massakrieren und foltern weiterhin Menschen, die von einem Ort zum anderen ziehen." Eine für 15. Dezember anberaumte Friedenssitzung unter Vermittlung Angolas sei nicht zustande gekommen, weil die Vertreter der ruandischen Seite abgesagt hätten, so Oliveira weiter. "Sie suchen ständig nach Vorwänden, um fernzubleiben, und so setzt sich der Krieg endlos fort."

Auch am vergangenen Weihnachtsfest sei die im Rahmen des sogenannten Luanda-Prozesses vereinbarte Waffenruhe gebrochen worden, fügte der Pater hinzu. Für die Bewohner von Nord-Kivu sei Weihnachten "eine Zeit der Angst und Unsicherheit" gewesen: "Viele Menschen wurden vertrieben. Einige Gemeinden sind inzwischen Geisterdörfer. Die Menschen haben keinen Zugang zu den nötigsten Dingen."

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 27.1.2025 um 14:51 Uhr aktualisiert. 

Kirche in Not

KIRCHE IN NOT ist ein pastorales Hilfswerk, das sich rein aus Spenden finanziert. Es hilft vor allem bei der Aus- und Weiterbildung von Seminaristen, Priestern und Ordensleuten, bei Bau und Renovierung von Ausbildungsstätten und Kirchen, beim Übersetzen und Verlegen der Bibel und anderer religiöser Literatur und bei der Ausstrahlung religiöser Rundfunkprogramme.

KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. (KiN)
KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V. / ( KiN )
Quelle:
KNA