Kirchliche Arbeitsgemeinschaft gegen Rechtsextremismus gegründet

Gemeinsam gegen Rechts

Kirchliche Verbände haben sich am Vorabend des in Dresden geplanten Neonazi-Aufmarsches zu einer "Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus" zusammengeschlossen. Der Rechtsextremismus sei mit dem christlichen Glauben unvereinbar, so die einhellige Meinung der Initiatoren.

 (DR)

Zum 65. Jahrestag der Bombardierung Dresdens durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg werden für Samstag Tausende Neonazis und Gegendemonstranten in der Stadt erwartet. Im Mittelpunkt des Gedenkens an die Bombennächte von 1945 steht eine Menschenkette, die um die historische Altstadt geplant ist. Das Oberverwaltungsgericht in Bautzen hat eine Demonstration der rechtsextremen «Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland» genehmigt. Erwartet werden rund 7.000 Neonazis aus dem In- und Ausland.

Die Kirche werde «den neuen Nazis nicht gestatten, durch ihre hasserfüllte Sicht auf die Geschichte den Frieden zu gefährden», erklärte Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl am Freitag in der Elbestadt. Er kritisierte zugleich drei Bundestagsabgeordneten der Linkspartei, die sich im Januar beim Besuch des israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres im Bundestag nicht von ihren Plätzen erhoben. Dies sei «ein Tiefpunkt der deutschen Parlamentsgeschichte» gewesen und ein Beleg dafür, dass es Antisemitismus «leider auch auf dem anderen Extrem des politischen Spektrums» gebe.

Die Generalsekretärin der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi für Deutschland, Christine Hoffmann, erklärte, derzeit drohten «die Grenzen zwischen dem, was wir die Mitte der Gesellschaft nennen, und dem rechten Lager fließend zu werden». Im Internet gebe es verschiedene Auftritte, bei denen Vertreter der extremen Rechten als offizielle katholische Kirche getarnt aufträten. Es sei wichtig, «deutlich zu machen, wo christlich und katholisch aufhört, und Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus beginnt.»

Der Referent der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Daniel Legutke, bezeichnete den Rechtsextremismus als Fundamentalismus. Er erreiche etwa als «Kampf gegen Islamismus» viele Bereiche der Gesellschaft und stelle die Gemeinschaft Europas grundsätzlich in Frage.

Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) begrüßte die Gründung des Aktionsbündnisses. «Die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Basis unserer Gemeinschaft, die aktive Unterstützung rechtsstaatlicher Strukturen, Weltoffenheit und gegenseitiger Toleranz bleibt dennoch eine Alltagsaufgabe für Jedermann», so Orosz. Der neuen Bundesarbeitsgemeinschaft werde eine besondere Bedeutung «bei der demokratischen Vernetzungsarbeit gegen neofaschistische Gruppen zukommen».