Kirchenvertreter würdigen theologisches Schaffen des Papstes

Einer der einflussreichsten Denker

Führende Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland haben das theologische Wirken von Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Dieser sei einer der einflussreichsten Denker der Gegenwart, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag in Regensburg. Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx betonte, die Forschungen des Papstes hätten "heilsame Beunruhigung" hervorgerufen.

 (DR)

Zollitsch und Marx äußerten sich bei einer Feier zum Erscheinen des ersten Bandes der "Gesammelten Schriften" des Papstes. Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller überreichte als Herausgeber das Werk unter dem Titel "Theologie der Liturgie" an den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset. Die vom Freiburger Herder-Verlag veröffentlichte Reihe ist auf 16 Bände angelegt. Der Papst hatte den ersten Band vor wenigen Tagen im Vatikan aus den Händen von Müller entgegengenommen.

Joseph Ratzinger sei mit seinen Werken "auf Augenhöhe mit dem intellektuellen Anspruch der modernen Welt", sagte Marx vor mehreren hundert Gästen. Sein Denken beunruhige kirchliche und weltliche Kreise gleichermaßen und zeige, dass die Christen nicht die "Nachhut der Geschichte" seien, sondern dieser vorausgingen. Zollitsch unterstrich, einer der Schwerpunkte des theologischen Schaffens Benedikt XVI. sei die Verhältnisbestimmung von Glaube und Vernunft. Beide Begriffe dürften sich nicht voreinander verschließen.

Müller betonte die theologische Einheit von alter und neuer Messfeier. Die Reform durch das Zweite Vatikanische Konzil sei nicht überall als Bruch mit der Tradition empfunden worden. Das Aufrechnen von vor- und nachkonziliarer Theologie und Liturgie sei ein "ideologisches Vehikel", das sich gegen die Einheit der Kirche richte, so der Regensburger Bischof, der wie Ratzinger früher Dogmatikprofessor war. Die Liturgiereform sei "als Ende eines fast unnatürlichen Zustandes" empfunden worden.