Kirchenrechtler Lüdecke über den Streit zwischen Kirche und Politik um den Umgang mit Missbrauchsopfern

"Missbrauchsopfer nicht auch noch politisch missbrauchen!"

Der Bonner Kirchenrechtler Prof. Norbert Lüdecke hat im domradio-Interview den Vorwurf von Bundesjustizministerin Leutheuser-Schnarrenberger, die Kirche solle im Missbrauchsskandal endlich konstruktiv mit den Behörden zusammenarbeiten, scharf verurteilt. Lüdecke: "Das war mindestens so unprofessionell wie untypisch für die Ministerin." Leutheuser-Schnarrenberger habe emotional reagiert und Dinge "zusammengemengt, die gar nicht zusammengehören".

 (DR)

Er könne die verärgerte Reaktion von Erzbischof Zollitsch verstehen. Zudem finde seines Wissens der Kontakt zwischen betroffenen Bistümern und den Behörden sehr früh und effizient statt. Lüdecke:" Im Übrigen gilt meines Erachtens: Wer sexuell missbraucht wurde, sollte jetzt nicht auch noch, für wessen Profilierung auch immer, politisch missbraucht werden!"
Lüdecke sieht für die innerkirchliche Aufarbeitung keine Alternative: "Das verspielte Vertrauen der Gläubigen, das höchste Kapital für die Bischöfe, kann nur wieder gewonnen werden durch konsequente Aufklärung und Transparenz!"