Kirchenrechtler glaubt nicht an demokratische Bischofswahl

Letztlich entscheidet das Domkapitel

Der Kirchenrechtler Rüdiger Althaus hält eine gleichberechtigte Beteiligung von Laien bei Bischofswahlen noch nicht für möglich. "Wie auch immer andere beteiligt werden. Es kommt formal letztlich auf den Beschluss des Domkapitels an."

Kirchenrechtler hält demokratische Bischofswahl derzeit nicht für möglich  / © Antonio Nardelli (shutterstock)
Kirchenrechtler hält demokratische Bischofswahl derzeit nicht für möglich / © Antonio Nardelli ( shutterstock )

Das sagte Althaus der Paderborner Bistumszeitung "Der Dom" (Sonntag). "Das bedeutet aber nicht, dass das, was die anderen Vertreter der Gläubigen sagen, völlig belanglos ist." Wenn die Gläubigen sich gegen einen Kandidaten aussprächen, könne das Domkapitel dieses Votum schwer überstimmen.

Paderborner Dom / © Borisb17 (shutterstock)

Althaus ist Priester und Mitglied des Domkapitels. Dieses Gremium wird bei der anstehenden Bischofswahl in Paderborn dem Vatikan eine Vorschlagsliste unterbreiten und den neuen Erzbischof aus einer Dreierliste des Papstes wählen.

Dreierliste des Papstes

Bei der Erstellung der Vorschläge will die Erzdiözese einen neuen Weg gehen und 14 katholische Laien einbeziehen, wobei aber eine Mehrheit der 14 Domkapitulare der Kandidatenliste zustimmen muss.

Die Vorschläge kann der Papst in seiner Dreierliste berücksichtigen, er muss es aber nicht. Ob sich an der eigentlichen Wahl aus der römischen Liste die Laiengruppe in Paderborn beteiligen darf, ist unklar, weil dem der Vatikan vorher zustimmen müsste.

Beschluss aus Synodalem Weg aufgegriffen

Paderborn greift mit seinem Vorstoß als erste deutsche Diözese einen Beschluss des kirchlichen Reformprozess Synodaler Weg auf.

Er sieht vor, dass jedes Bistums ein Gremium mit Laien bildet, das ebensoviele Mitglieder wie das jeweilige Domkapitel zählt und dieses bei der Erstellung der Kandidatenliste unterstützt. Zudem soll dem Gremium ein Anhörungs- und Empfehlungsrecht eingeräumt werden, sobald die Dreierliste aus Rom vorliegt.

Althaus warnte vor grundsätzlichen Anfragen an den Staatskirchenvertrag, in dem die Bischofswahlen geregelt sind.

Erzbischof Becker hatte Rücktritt angeboten

"Verhandlungen darüber aber würden bedeuten, dass alle Fragen, die das Verhältnis Staat-Kirche betreffen, auf den Prüfstand kämen, und in der heutigen gesellschaftlichen und politischen Situation weiß man nie, wie das ausgeht." Zudem bedürfe ein demokratisches Verfahren "einer weitergehenden theologischen Reflexion", sagte der Kirchenrechtler.

Erzbischof Hans-Josef Becker (EPB)
Erzbischof Hans-Josef Becker / ( EPB )

Im Juni hatte Erzbischof Becker kurz nach seinem 74. Geburtstag dem Papst aus Altersgründen seinen Rücktritt angeboten. Die Erzdiözese erklärte daraufhin, Laien an der Bischofswahl beteiligen zu wollen.

Erzbistum Paderborn

Erzbistum Paderborn / © Bernd Thissen (dpa)
Erzbistum Paderborn / © Bernd Thissen ( dpa )

Das Erzbistum Paderborn ist eine Ortskirche der katholischen Kirche. Rund 4,8 Millionen Menschen leben im Erzbistum Paderborn, davon sind mehr als 1,4 Millionen katholisch. In den Einrichtungen des Erzbistums sind annähernd 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Sie und viele ehrenamtlich Engagierte setzen sich täglich dafür ein, einen lebendigen Glauben zu gestalten und den Auftrag der Kirche zu erfüllen – in der Feier von Gottesdiensten, der Seelsorge, in Bildungseinrichtungen und mit caritativen Angeboten.

Quelle:
KNA