Kirchenkreis muss Trägerschaft für elf Kitas abgeben

Kitas für Kirchenkreis nicht mehr zu stemmen

Der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein, Träger von 56 Kindertageseinrichtungen, habe in den vergangenen Jahren immer wieder auf die prekäre Situation hingewiesen. Jetzt ist die Situation nicht mehr zu stemmen.

Symbolbild Kita  / © Friso Gentsch (dpa)
Symbolbild Kita / © Friso Gentsch ( dpa )

Der evangelischer Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein gibt die Trägerschaft für elf seiner Kindertageseinrichtungen ab. Die Entscheidung sei aus personellen, organisatorisch-strukturellen und finanziellen Gründen gefallen, teilte der Kirchenkreis am Mittwoch in Siegen mit. 

In den vergangenen Jahren habe der Kirchenkreis als Träger von 56 Kindertageseinrichtungen immer wieder auf die prekäre Situation hingewiesen, betonte Superintendentin Kerstin Grünert. Doch ein "Weiter so" sei nicht möglich. Die Trägerschaft ende am 31. Juli.

"In unseren evangelischen Kitas wird hervorragende Arbeit geleistet, bisweilen unter schwierigen Bedingungen", sagte Grünert. Doch die Aufforderung an die Politik zur Auskömmlichkeit der Kita-Arbeit, beispielsweise im Rahmen der "Black Week - Wir sehen schwarz für unsere Kitas. NRW bleib sozial!" mit Protestaktionen und Demonstrationen, sei ins Leere gelaufen. 

Die Superintendentin sprach angesichts der Aufgabe von elf Einrichtungen von einer schmerzlichen und schweren Entscheidung. Die Bildungs- und Erziehungsarbeit sei ein wichtiger Bestandteil zur Entwicklung von Demokratieverständnis, Nächstenliebe, Toleranz und Mitmenschlichkeit.

Ständige Engpässe

Oliver Berg, Verwaltungsleiter des Kirchenkreises, unterstrich, dass in den evangelischen Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis rund 3.000 Kindern Raum gegeben werde, sich zu entwickeln. "Wir tun dies subsidiär für den Staat. Dies ist aber unter den gegebenen Voraussetzungen so wie im bisherigen Umfang nicht mehr möglich."

Der Fachkräftemangel und die Personalvorgaben seien kaum zu bewältigen, erläuterten Grünert und Berg die Entscheidung des Kirchenkreises. Besonders in kleineren Kitas führten personelle Engpässe häufig zum Notbetrieb. Ein Ausgleich durch andere Einrichtungen sei nicht mehr möglich. Zudem bestehe bei vielen Kita-Gebäuden ein erheblicher Investitionsbedarf. Eine umfängliche Refinanzierung durch das Land sei nicht vorgesehen.

Anspruch auf Betreuungsplätze

Finanziell kann der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein nach eigenen Angaben die Belastung durch den kirchlichen Trägeranteil (2025: 1,95 Millionen Euro) und den Verlusten aus dem Betrieb der Einrichtungen nicht mehr stemmen. Im Jahr 2024 lag allein das Defizit bei zwei Millionen Euro, für das Jahr 2025 steht eine Summe von rund 900.000 Euro im Haushaltsplan, wie es hieß. Diese Summen seien im Wesentlichen durch hohe Tarifabschlüsse und die Kostensteigerungen der vergangenen Jahre bedingt.

Derzeit stehe der Kirchenkreis im Austausch mit den Jugendämtern, wie und durch wen eine Betreuung ab dem 1. August 2026 erfolgen kann, hieß es. Die Jugendämter seien verpflichtet, den gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz zu gewährleisten.

Verwaltungsleiter Berg betonte, dass sämtliche Kita-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch weiter beim Kirchenkreis beschäftigt sein werden.

Quelle:
epd