Kirchen übergeben Leitlinien zu antijüdischen Bildwerken an Löhrmann

Sich der Verantwortung stellen

Katholische und evangelische Kirche in NRW legen gemeinsame Leitlinien zum Umgang mit antijüdischen Darstellungen vor. Sie rufen dazu auf, historische Werke zu prüfen und Verantwortung im christlich-jüdischen Dialog zu übernehmen.

Antijüdische Darstellung im Dom / © Matthias Deml (Dombauhütte Köln)

Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche in Nordrhein-Westfalen haben die Leitlinien zum Umgang mit antijüdischen Bildwerken in und an Kirchen an die Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW, Sylvia Löhrmann, übergeben.

Jüdisches Leben in Deutschland ist Sylvia Löhrmanns neuer Fokus (privat)
Jüdisches Leben in Deutschland ist Sylvia Löhrmanns neuer Fokus / ( privat )
Sylvia Löhrmann

 Die Publikation mit dem Titel "und jetzt? Leitlinien zum Umgang mit antijüdischen Bildwerken in und an Kirchenräumen" wurde unter Leitung der Kölner Erzdiözesankonservatorin Anna Pawlik und dem Kölner Referenten für den Interreligiösen Dialog, Thomas Frings, erstellt, wie das Erzbistum Köln am Dienstag mitteilte. Die Leitlinien sollen Mitarbeitern der Kirchen Hilfe im Umgang mit antijüdischen Darstellungen geben und sie für das Thema sensibilisieren. 

Verhältnis zwischen Christentum und Judentum

Die Vertreter der beiden Kirchen erklären im Geleitwort der 40 Seiten starken Publikation: "Wir werden uns zunehmend bewusst, dass der christliche Antijudaismus dem modernen Antisemitismus einen fruchtbaren Boden bereitet hat. Vor diesem Hintergrund stellen wir uns der Verantwortung der Aufarbeitung." Man wolle "dazu ermutigen, vor Ort bewusst und gut begründet mit den Objekten umzugehen und Verantwortung zu übernehmen". Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Leitlinien wird an alle Engagierten appelliert, "kritisch durch die vertrauten Räume zu gehen und zu prüfen, ob antijüdische Motive dort zu finden sind".

In den Leitlinien wird eingeräumt, dass das Verhältnis des Christentums zum Judentum jahrhundertelang "von Ablehnung, Verurteilung und Feindschaft geprägt" war. Erst nach den Schrecken der Shoa hätten sich die Theologen auf "die Wurzeln ihres Glaubens" besonnen. Beim Umgang mit Schmähbildern an und in kirchlichen Gebäuden sei "eine verantwortungsvolle Auseinandersetzung" notwendig.

Der Verantwortung stellen

Es sei "unabdingbar, vor Ort individuelle Lösungen gemeinsam mit der ortsansässigen jüdischen Gemeinde und staatlichen Stellen zu erarbeiten, um die nötigen Schritte zur lokalen Aufarbeitung zu leisten".

"Die Leitlinien der beiden Kirchen in Nordrhein-Westfalen zum Umgang mit antijüdischen Darstellungen an Kirchenräumen werben für eine verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit der schwierigen Vergangenheit in Bezug auf das Verhältnis zum Judentum", erklärte Löhrmann. Sie sei "dankbar, dass sich die Kirchen ihrer Verantwortung stellen und diesen Prozess in Rückbindung an die jüdische Gemeinschaft gestalten".

Interreligiöser Dialog

Der interreligiöse Dialog ist der katholischen Kirche ein wichtiges Anliegen. Sie versteht darunter alle positiven Beziehungen mit Personen und Gemeinschaften anderen Glaubens, um sich gegenseitig zu verstehen und einander zu bereichern. Im Dialog geben die Gläubigen Zeugnis von der Wahrheit ihres Glaubens im Respekt vor der religiösen Überzeugung des Anderen. So gehören Dialog und Verkündigung zusammen.

Der interreligiöse Dialog wird auf unterschiedlichen Ebenen vollzogen:

Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto (shutterstock)
Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto ( shutterstock )
Quelle:
epd