Kirchen sehen in 8. Mai 1945 Tag der Befreiung und des Aufbruchs

"Zum Gedenken gehört die Verantwortung für die Zukunft"

Das Ende des Zweiten Weltkriegs ebnete den Weg in ein neues Europa. Die beiden großen Kirchen zeigen sich dankbar für diese Entwicklung. Zugleich warnen sie vor neuen Bedrohungen des Friedens von außen und innen.

Weltkriegsende - Einmarsch von US-Truppen in Mainz (dpa)
Weltkriegsende - Einmarsch von US-Truppen in Mainz / ( dpa )

Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland haben den 8. Mai 1945 als "Tag der Befreiung und des Aufbruchs in eine neue, bessere Zeit" charakterisiert.

Bischöfin Kirsten Fehrs und Bischof Georg Bätzing / © Peter Jülich/epd-bild (KNA)
Bischöfin Kirsten Fehrs und Bischof Georg Bätzing / © Peter Jülich/epd-bild ( KNA )

Obwohl Europa in Trümmern gelegen habe und Millionen Menschen durch den Krieg und die Vernichtungsmaschinerie des NS-Staates ihr Leben verloren hätten, habe mit dem Kriegsende am Donnerstag vor 80 Jahren eine Zeit von Versöhnung, Frieden, europäischem Zusammenwachsen und transatlantischer Freundschaft begonnen, erklärten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischöfin Kirsten Fehrs, am Mittwoch in Bonn und Hannover.

"Zum Gedenken gehört die Verantwortung für die Zukunft", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Zu den Gründen für den Zivilisationsbruch der NS-Herrschaft gehöre, dass "die Demokratie in Deutschland nicht genügend Verteidiger und Verteidigerinnen hatte, die bereit waren, sich den ernsten Herausforderungen der Zeit zu stellen, tragfähige Kompromisse auszuhandeln und der Gewalt rechtzeitig entgegenzutreten", so Fehrs und Bätzing.

Abstiegsängste und Relativierung von Werten

Der Aufstieg des Nationalsozialismus sei auch Folge von Abstiegsängsten und -erfahrungen großer Teile der Bevölkerung und der Krise der traditionellen Ordnungen gewesen: "Mit dem Wunsch nach radikaler Änderung der Verhältnisse ging eine Relativierung, Aufgabe, auch offene Ablehnung der christlichen, humanistischen und aufklärerischen Werte und ihres Menschenbildes einher."

Das Ende des Zweiten Weltkriegs

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg auf dem europäischen Kriegsschauplatz. Hitler und sein Regime hatten mit dem von ihnen angezettelten Krieg Deutschland in die schlimmste Niederlage seiner Geschichte geführt. 55 Millionen Tote waren zu beklagen, davon 5,5 Millionen Deutsche und 50 Millionen Angehörige zahlreicher anderer Völker. Ein Viertel der Toten waren Zivilisten, unter ihnen sechs Millionen Juden, die dem rassenideologischen Wahn zum Opfer gefallen waren.

Die Innenstadt von Köln nach der Bombadierung durch die Alliierten 1945 / © akg-images GmbH (epd)
Die Innenstadt von Köln nach der Bombadierung durch die Alliierten 1945 / © akg-images GmbH ( epd )

Die Kirchen erinnerten gleichzeitig an die europäische Aufbauarbeit einer globalen Friedenssicherung. "Mit der gemeinsamen Verpflichtung der Staaten auf Gewaltfreiheit und Menschenrechte 1990 wurde ein neues Zeitalter begründet", hieß es. "Europa und auch die Deutschen durften die befreiende Erfahrung machen, dass Schuld und Gewalt und ihre Folgen nicht das letzte Wort haben müssen", so die Kirchen-Repräsentanten.

"Nie wieder"

Freiheit und Frieden, Recht und Menschenwürde würden aber nicht nur von außen bedroht. Es gelte, diese Werte auch im Innern zu verteidigen. "Aus der Dankbarkeit für die Versöhnung erwächst der Wille: Diesmal verteidigen wir unsere Werte. Allen Versuchen, die Geister von Gewalt und Menschenfeindlichkeit wieder zu beleben, halten wir entgegen: Nicht mit uns, nie wieder."

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA