Kirchen kritisieren Polizeieinsatz bei Protesten gegen Stuttgart 21

"Nicht akzeptabel"

Nach dem Polizeieinsatz gegen Gegner des Bahnprojekts «Stuttgart 21» wird Kritik auch von kirchlicher Seite laut. Der katholische Stadtdekan Michael Brock bezeichnet den Polizeieinsatz vom Donnerstag als nicht verhältnismäßig. Auch der BDKJ protestiert.

 (DR)

"Es ist nicht akzeptabel, mit Wasserwerfern gegen Schüler vorzugehen", sagte er der "Stuttgarter Zeitung" am Samstag (02.10.2010). Am Donnerstag war es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen, als Einsatzkräfte mit einem Großaufgebot den Stuttgarter Schlosspark räumten. Dabei wurden nach Polizeiangaben rund 130 Menschen verletzt, darunter sechs Polizisten.



Kritik auch vom BDKJ

Brock forderte beide Seiten auf, einen Schritt auf den anderen zuzumachen. Die Befürworter dürften die Baustelle nicht mit Gewalt einrichten, solange nicht Wege gefunden worden seien, die Bevölkerung mitzunehmen. Der katholische Stadtdekan hatte den bisher einzigen Vermittlungsversuch zwischen Befürwortern und Gegnern des Bahnprojekts moderiert.



Auch der evangelische Prälat Ulrich Mack rief beide Seiten auf, "von Gewalt und illegalen Mitteln Abstand zu nehmen und zum Gespräch zurückzukehren". Er habe die Hoffnung, dass sich die "weiteren Ereignisse auf einem friedlichen Weg vollziehen", sagte der evangelische Regionalbischof dem epd.



Die Sorgen von Gegnern und Befürwortern des Projekts müssten gleichermaßen ernst genommen werden, betonte Mack. Auf der einen Seite stehe die Sorge um die Umwelt, auf der anderen der wirtschaftliche Fortschrittsgedanke. Die Kirche werde sich auch künftig nicht auf eine Seite stellen, sondern eine vermittelnde Position einnehmen, sagte der Theologe.



Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Baden-Württemberg kritisierte das Vorgehen der Polizei gegen die Gegner von "Stuttgart 21". Der Einsatz von Wasserwerfern und Pfefferspray sei ein erschreckendes Zeichen gewesen, wo ein bedachtes Vorgehen nötig gewesen wäre, sagte der Freiburger Diözesanleiter Manuel Schätzle. Es sei seit längerem bekannt gewesen, dass am Donnerstag eine angemeldete Schülerdemonstration stattfinden würde.