Kirchen kritisieren EU-Asylkompromiss als verantwortungslos

"Gott kommt als Flüchtlingskind"

Die Kirchen haben die Einigung auf eine Europäische Asylpolitik kritisiert. Statt auf Abschreckung und Abschiebung zu setzen und so Menschen der Not auszuliefern, müsse die EU einen Raum des Schutzes und der Solidarität schaffen.

Drohnenaufnahme des Flüchtlingslagers Mavrovouni auf Lesbos / © Maximilian von Lachner (DBK)
Drohnenaufnahme des Flüchtlingslagers Mavrovouni auf Lesbos / © Maximilian von Lachner ( DBK )

"Das Vorhaben, unschuldige Menschen - auch Familien mit kleinen Kindern - in haftähnlichen Lagern an den EU-Außengrenzen zu internieren, ist verantwortungslos", erklärten die Verantwortlichen beider Kirchen am Mittwoch in Berlin.

Weiter erklärten der Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen, Erzbischof Stefan Heße, und der EKD-Beauftragte für Flüchtlingsfragen, Bischof Christian Stäblein, dass daran gerade zu Weihnachten erinnert werde.

Weihnachten nicht verstanden?

"Gott will uns in einem schutzbedürftigen und verletzlichen Kind begegnen. Er kommt als Flüchtlingskind zur Welt." Es passe nicht zusammen, Weihnachten zu feiern und den Flüchtlingsschutz zu schwächen.

Das Europaparlament und die spanische EU-Ratspräsidentschaft hatten sich in der Nacht auf Mittwoch auf einen Kompromiss für die Reform der europäischen Asyl- und Migrationspolitik verständigt. Künftig muss demnach jeder Flüchtling an den EU-Außengrenzen strikt kontrolliert und registriert werden.

Verpflichtende Solidarität für EU-Länder 

Wer nur geringe Aussicht auf Schutz in der EU habe, werde ein rechtsstaatliches Asylverfahren an den Außengrenzen durchlaufen und im Fall einer Ablehnung von dort zurückkehren müssen. Dabei werde besondere Rücksicht auf Kinder genommen, heißt es.

Zudem sieht die neue Verordnung eine verpflichtende Solidarität für EU-Länder vor, die mit hohen Flüchtlingszahlen umgehen müssen. Mitgliedsstaaten, bei denen das nicht der Fall ist, können wählen, ob sie Asylbewerberinnen und -bewerber aufnehmen oder finanzielle Beiträge leisten.

Unchristliche Politik

Weiter erklärten die Kirchen, ebenso kritisch seien Versuche, den Flüchtlingsschutz in sogenannte sichere Drittstaaten außerhalb der EU auslagern zu wollen. Das hatte unter anderem der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn gefordert. Stattdessen müsse jede Person, die in einem EU-Land Schutz erbitte, Anspruch auf ein faires, rechtsstaatliches Verfahren erhalten.

Gerade für Politikerinnen und Politiker, die sich am christlichen Menschenbild orientierten und die sich den Begriff der Humanität auf die Fahnen schrieben, sollte das Eintreten für den Flüchtlingsschutz ein Herzensanliegen sein.

Quelle:
KNA