Kirchen gedenken an den Kartagen des Leidens Jesu - Lehmann ermutigt zu Gottvertrauen

Kreuz zentrales Zeichen des Christentums

Millionen Christen weltweit haben am Karfreitag mit Gottesdiensten des Leidens Jesu Christi gedacht. Kardinal Karl Lehmann ermutigte in seiner Predigt zu Gottvertrauen ermutigt. Zwar dürfe man angesichts des vielen Leides in der Welt sprachlos werden, sagte er im Mainzer Dom. Auch Jesus sei gerade darum zutiefst menschlich, weil er am Kreuz die Erfahrung der Verzweiflung zu teilen scheint. Die Verzweiflung allein habe aber "keine letzte Macht", bekräftigte der frühere Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

 (DR)

Die Erfahrung der Gottesferne werde immer mehr als eine allgemeine Erfahrung verstanden, räumte der Mainzer Bischof ein. Doch Gott selbst sende den Menschen in der Auferstehung Jesu Christi "ein Licht" und ein "erlösendes Wort", fügte Lehmann nach einem vorab verbreiteten Redemanuskript hinzu: "Darum kann auch die letzte Verlassenheit Gottes selbst am Ende nur von Gott selbst eine Antwort finden."

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner sprach in seiner Predigt von zwei Kreuzen: "das Kreuz Christi und mein persönliches Kreuz. Sie rufen sich gegenseitig, und wir sollen dieses Rufen hören: vom Kreuz Christi her
das Wort: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen!" (Mt 11,28), von unserem Kreuz her: "Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!" (Mk 10,47). Wenn dieses Rufen nicht mehr gehört werde, müsse "man misstrauisch werden gegen alle Versuche der Menschen, auf eine andere Art mit dem Problem des Leidens fertig zu werden." Dann nützten "keine Erfindungen etwas, da nützt kein Fortschritt, da bleibt als Letztes immer nur die Resignation oder der Trotz."

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx verwies auf die politische Botschaft des Kreuzes. Das Kreuz stehe für "eine umfassende Gerechtigkeit", bei der "Ausbeuter und Gewalttäter nicht das letzte Wort behalten", sagte Marx im Münchner Dom. Die Opfer der Geschichte müssten deshalb nicht in die "Nacht der Hoffnungslosigkeit" versinken, so der katholische Theologe.

Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige sprach sich für den unbedingten Schutz menschlichen Lebens aus. In seiner Botschaft am Karfreitag kritisierte er das "Töten von Embryonen" zur Stammzellgewinnung und das Selektieren menschlichen Erbguts. Dahinter stehe der "feste Wille", möglicherweise krankes Leben von vornherein auszuschalten, so der Bischof.

Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Huber wandte sich am Karfreitag gegen den Krieg im Irak. Dieser sei "die teuerste Sackgasse aller Zeiten", sagte Huber in seiner Predigt in der Berliner Marienkirche. Besonders beklagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland die Lage der Christen im Irak. Was ihnen widerfahre, gleiche "ethnischen Säuberungen und Völkermorden an anderen Orten, die von der Weltöffentlichkeit tatenlos wahrgenommen werden".

Rund 700 Teilnehmer bei ältestem Kreuzweg Deutschlands
Rund 700 Menschen sind am Karfreitag dem ältesten Kreuzweg Deutschlands, dem ökumenischen Kreuzweg in Lübeck, gefolgt.

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen sagte, der Schrei des Gekreuzigten finde Widerhall in den Gefolterten im Irak, den Verfolgten in Tibet, den Misshandelten in Kenia und den Hungernden im Sudan.

Thissen betonte, der Kreuzweg sei Ausdruck für das Mitleiden und Mithoffen mit dem Nächsten. Er verwies auf vielfältige Formen der Missachtung des Lebens durch jährlich mehr als 100.000 Abtreibungen in Deutschland, durch "schleichende Bemühungen um die Tötung alter Menschen" und die Vernachlässigung von Kindern.

Der evangelische Altbischof Karl Ludwig Kohlwage hob die ökumenische Bedeutung des Kreuzwegs als gemeinsamem Pilgerweg evangelischer und katholischer Christen hervor. Er kritisierte, schon in den Tagen vor Karfreitag sei alles für Ostern hergerichtet. Der Tag der Kreuzigung schiebe sich wie ein "dunkler Riegel" in diese verfrühte Feststimmung.

Der Kreuzweg wurde 1493 auf Initiative des Lübecker Kaufmanns Hinrich Konstin errichtet und führt von der evangelischen Kirche Sankt Jakobi durch die Innenstadt bis zum Jerusalemsberg. In diesem Jahr stand er unter dem Motto "Sein Kreuz, ein Wert, mein Weg".

In mehreren Orten der Philippinen ließen sich unterdessen wieder rund zwei Dutzend Menschen mit Nägeln ans Kreuz schlagen, um die Leiden Christi nachzuempfinden. Einer jüngeren Tradition folgend, peitschten sie sich zudem selbst den Rücken blutig, um für ihre Sünden zu sühnen. Die Gesundheitsbehörden des Inselstaates hatten die Teilnehmer in diesem Jahr eindringlich vor den Risiken der Zeremonie gewarnt. Tausende Menschen verfolgten das Spektakel, das von der Kirchenleitung vehement abgelehnt wird.