Kirchen in Deutschland begehen Ostern mit Zuversicht

"Ostern ist die Zeit der Versöhnung"

Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche haben mit zuversichtlichen Worten das Osterfest begangen. In ihren Predigten betonten sie, dass auch in Zeiten von Krisen und Krieg die Osterbotschaft Hoffnung geben kann.

Feier der Osternacht / © Beatrice Tomasetti (DR)
Feier der Osternacht / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, rechnet mit einer Verschärfung zahlreicher Krisen in der Welt und sieht im diesjährigen Osterfest eine "hochaktuelle Zeitansage". Der Eindruck trüge wohl nicht, dass es mehr Krisen würden, "mehr Gewalt, mehr Unfriede, mehr Unübersichtlichkeit und Zukunftsgefährdung für kommende Generationen", sagte Bätzing am Ostersonntag. Zugleich betonte der Limburger Bischof: "Die Auferstehung Jesu, die wir heute feiern, setzt der Eskalation der Krisen und der Gewalt die Eskalation des Lebens und der Liebe entgegen." So würden Frieden und Verständigung möglich.

Ostern sei "nicht nur ein Fest im Lauf des Jahres, ein paar schöne Feiertage zu Beginn des Frühlings". Die Lebensmacht des auferstandenen Christus setze den grausamen Realitäten von Kriegen und menschlichem Leid in seinen vielen Gestalten ein "Schwergewicht" entgegen, so Bätzing. Die Ostergeschichte sei kein Mythos, sondern
"geschichtlich greifbar" geworden und hochaktuell. "Ich will mich gern auf die Seite des Lebens und der Liebe schlagen, denn dort wartet der lebendige Christus aus uns, damit wir mit ihm zusammen diese Welt verändern."

Bischof Bätzing mahnte zugleich dazu, sich kirchlichem Fehlverhalten in der Vergangenheit ernsthaft zu stellen. Immer dann, wenn sich die Kirche und einzelne Gläubige allzu sehr mit der Macht eingelassen hätten, hätten sie Menschen um die Liebe betrogen, sagte Bätzing. Teilweise sei auch der Glaube dieser Menschen vernichtet worden. "Es gibt keine Alternative zu Umkehr und Erneuerung", sagte der Limburger Bischof. Die katholische Kirche habe sich in mühsamen und oft strittigen Prozessen einen festen Kernbestand an Glaubensüberzeugungen erarbeitet. Dies könne den Gläubigen Halt und Orientierung geben. "Womöglich ist das aber viel weniger, als es dicke dogmatische Handbücher vorzugeben scheinen", schränkte Bätzing ein. 

Bischof Georg Bätzing (Archiv) / © Fabian Strauch (dpa)
Bischof Georg Bätzing (Archiv) / © Fabian Strauch ( dpa )

"Weg mit dem alten Sauerteig"

Bätzing sagte, nicht alles, was sich im Laufe der Zeit an Tradition herausgebildet habe, sei erhaltenswert. "Die Vergangenheit vor Augen, bemerken wir auch den schalen Geschmack des alten Sauerteigs der Bosheit und Schlechtigkeit", kritisierte er unter Bezugnahme auf ein Wort des Apostels Paulus aus der Bibel. "Immer dann, wenn sich die Kirche und einzelne Gläubige allzu sehr mit der Macht eingelassen haben, wenn sie meinten, über Menschen bestimmen zu sollen um Christi willen, dann sind sie den Wegen des Auferstandenen nicht gefolgt, haben Menschen (...) betrogen bis hin zur frevlerischen Vernichtung der Glaubenszuversicht." Bätzings Konsequenz: "Weg mit dem alten Sauerteig, auch wenn es konfliktreich und schmerzhaft ist!"

EKD-Ratsvorsitzende Kurschus: Ostern ist Fest des Widerstands

Annette Kurschus, EKD-Ratsvorsitzende / © Friedrich Stark (epd)
Annette Kurschus, EKD-Ratsvorsitzende / © Friedrich Stark ( epd )

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat angesichts der Krisen in der Welt zu Gottvertrauen aufgerufen. Kein Augenblick sei ohne die Möglichkeit, dass es durch Gottes Kraft anders wird und neu, sagte Kurschus am Sonntag im Festgottesdienst zu Ostern im Berliner Dom. Das sei in den aktuellen Zeiten ganz besonders wichtig.

Die Theologin erwähnte in ihrer Predigt beispielhaft die Not der Menschen im Iran, in Syrien und in der Ukraine. Sie müssten Unvorstellbares aushalten. Die westfälische Präses und oberste Repräsentantin der deutschen Protestanten sagte, die Botschaft von der Auferstehung setze die Menschen "mittendrin in Not und Tod und Elend auf eine andere Spur. Auf die Spur der Hoffnung und des Lebens. Das Ziel, auf das wir zugehen, ist ein für alle Mal nicht mehr der Tod." Die Theologin betonte: "In jeder noch so aussichtslos scheinenden Situation, in jeder noch so hoffnungslosen Lage, ja selbst im Sterben gehen wir auf das Leben zu."

Die EKD-Ratsvorsitzende sagte, die Gnade Gottes sei tröstlich, sie mache groß und stark und nehme die Menschen in die Pflicht. "Ich bin nicht vergeblich von Gott in die Welt gestellt, ich bin nicht vergeblich auf die Spur des lebendigen Christus gesetzt. Also auch an mir liegt es, wie diese Spur sich fortsetzt in die Welt", sagte Kurschus in ihrer Predigt und fügte hinzu: "Auch ich habe Möglichkeiten, das Licht des Auferstandenen leuchten zu lassen in den vielen Dunkelheiten dieser Welt." Laut Kurschus ist Ostern "ein Fest des Widerstands mitten im Tod und mitten im Elend". Deswegen könne das Fest auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges gefeiert werden. Aus dieser Osterbotschaft resultiere die Verantwortung, "zu Protestleuten gegen den Tod" zu werden.

Kardinal Marx: Leben ist stärker als der Tod

 © Robert Kiderle (DR)
© Robert Kiderle ( DR )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, Ostern helfe, "die zerstörten Ressourcen der Hoffnung und der positiven Lebenslust neu zu füllen oder wiederzuentdecken". Die Kernbotschaft laute: "Ich glaube, dass das Leben stärker ist als der Tod. Ich glaube, dass die gute Schöpfung nicht ganz von Menschen verdorben werden kann. Ich glaube, dass in mir der schöpferische Lebensgeist Gottes lebendig ist. Und ich glaube, dass ich nicht allein bin - im Leben nicht und auch im Tod nicht."

Heinrich Bedford-Strohm / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Heinrich Bedford-Strohm / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Bedford-Strohm: Aufrecht durchs Leben gehen

Auch der bayerische evangelische Landesbischof und ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hob auf eine befreiende Wirkung der Osterbotschaft ab. Die Auferstehung Jesu Christi sei eine Illusion; seine Liebe breite sich unter den Menschen aus und gebe den Menschen Kraft in der Seele, "so dass wir aufrecht, frei und stark in der Liebe durchs Leben gehen können".

Kardinal Woelki: Ostern ruft zu Frieden und Versöhnung auf

Ostern ruft nach Aussage des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki zu Frieden und Versöhnung auf. Das Fest bestärke darin, gegen Gewalt und Lebenszerstörung aufzustehen, sagte er in seiner Osterpredigt. Der österliche Frieden sei für die ganze Welt gedacht: "Würde er angenommen, sähe es überall in der Welt anders aus."

In dieser Zeit seien viele Menschen von Dunkelheit umgeben, so Woelki. Er erinnerte dabei an die Menschen in der Ukraine, die Flüchtlinge weltweit und jene, die auch in Deutschland in Armut lebten. Gegen die Finsternis stehe die Osterbotschaft an: "Was wir an Ostern feiern, das ist unsagbar tröstlich: Dass Jesus von den Toten erstanden ist."

In der Osternacht hatte Woelki mehreren Frauen das Tauf- und Firmsakrament gespendet. Die  Osternacht sei die Nacht "unserer persönlichen Begegnung mit dem auferstandenen Herrn und insofern die Nacht, die unser ganzes Leben zu einem Fest macht, zu einem Fest ohne Ende", so Woelki.  

Bischof Overbeck: Sich für Frieden einsetzen

Er feiere das Fest der Auferstehung mit großer Nachdenklichkeit, erklärte der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in seiner Osterbotschaft. Die Kriege dieser Welt lägen wie der Schatten von Karfreitag auf Ostern. Das Fest verpflichte die Menschen dazu, sich für Frieden einzusetzen.

Bischof Genn: Auferstehung Jesu gibt auch in Krisen Hoffnung

Bischof Felix Genn / © Lars Berg (KNA)
Bischof Felix Genn / © Lars Berg ( KNA )

Der Münsteraner Bischof Felix Genn zeigte sich bewegt vom Glauben der Menschen in den Kriegsgebieten. Trotz ihrer Lage verzweifelten sie nicht und behielten ihre Hoffnung. Der christliche Glaube könne auch in Zeiten des Leids Halt geben. Trotz allen Leides hätten die Glaubenden aller Zeiten auf die Macht Gottes gesetzt. Auch wenn das Gotteslob in Situationen der Bedrängnis fremd erscheine, sei der Jubel über das Ende der Macht des Todes ein Zeichen dafür, dass der Tod nicht Herr über diese Welt sein dürfe: "Gerade unser österlicher Jubel ist eine radikale Relativierung all der Mächte der Tötenden und des vielfältigen Todes." 

Die Berichte in der Bibel würden helfen, der Macht des Todes in die Augen zu blicken, weil Jesus selber wisse, was tot sein bedeute, sagte Genn weiter. Der österliche Jubel über den wiederauferstandenen Jesus fordere zum "Wagnis des Vertrauens auf den guten Schöpfer und Vollender dieser Welt heraus".

Gerade in diesem Jahr tue er sich schwer, davon zu sprechen, dass der Tod besiegt und überwunden sei, sagte Genn noch am Samstagabend in der Osternachtfeier im Münsteraner Dom. Die Realität in der Welt scheine dagegen zu sprechen. "Trotzdem und gerade in unserer Zeit, in der so viele Kriege Zerstörung und Tod anrichten, in der wir so viele Tote zu beklagen haben, verkünden wir die Auferstehung Jesu Christi", erklärte Genn.

Bischof Neymeyr  (dpa)
Bischof Neymeyr / ( dpa )

Bischof Neymeyr: Leiden der Menschen nicht verharmlosen

"Ostern ist das Fest des Lebens, aber wir hören in den Nachrichten viel von Tod und Sterben", räumte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr ein. Als Beispiele nannte er das Erdbeben in der Türkei und in Syrien sowie den Krieg in der Ukraine. "Wir Christen feiern Ostern nicht mit dem Rücken zu solch schrecklichen Nachrichten", fügte Neymeyr hinzu. Vor der Feier der Auferstehung Jesu von den Toten, von der die Bibel berichtet, erinnerten Christinnen und Christen am Karfreitag an seinen Tod am Kreuz. "Deshalb können gerade wir Christen nicht das Leiden der Menschen verharmlosen."

Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz / © Julia Steinbrecht (KNA)
Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Bischof Ipolt: Am Reich des Lebens mitwirken

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt sagte, das Reich des Todes, in dem Jesus nach christlichem Glauben vor seiner Auferstehung gewesen sei, sei auch heute für manche Menschen "ganz nah". Er verwies auf die Flüchtlinge, "die weiterhin in größter Not und unter großen Gefahren eine Flucht über das Mittelmeer wagen und dabei ertrinken", sowie die Soldaten in der Ukraine, "die meist den Namen Christi tragen und - katholisch oder orthodox sind - und sich gegenseitig umbringen". Angesichts dessen sei die Osterbotschaft eine Mahnung, dabei mitzuwirken, "dass unsere Welt sich mehr und mehr in ein Reich des Lebens und der Hoffnung verwandelt", so der Bischof des Bistums Görlitz.

Erzbischof Stefan Heße / © Torben Weiß (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Torben Weiß ( KNA )

Erzbischof Heße: Gott folgt nicht dem Willen der Macht

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße erinnerte zu Ostern daran, dass die Liebe stärker ist als weltliche Macht und als der Tod. In letzter Zeit werde sehr viel von Macht gesprochen, schreibt Heße in einem Beitrag für die "Neue Kirchenzeitung". "Wir erleben missbrauchte Macht, wir sehen viele politische Kämpfe um die Macht. Und wir sind selbst auf der Suche nach einer gerechten Verteilung von Macht." Gott hingegen folge nicht dem Willen zur Macht. "Gott wird Mensch unter Menschen. Er liefert sich aus. Er wird ein Ohnmächtiger, den man auslacht, foltert und ans Kreuz schlägt." Gottes Weg sei die Liebe.

Erzbischof Heiner Koch / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Harald Oppitz ( KNA )

Erzbischof Koch: Auferstehung ist Ansporn

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch betonte, die in der Bibel verkündete Auferstehung Jesu vom Tod sei ein Ansporn, sich für das Leben aller Menschen einzusetzen, "für das Leben der Ungeborenen, für das Leben der Benachteiligten und Diskriminierten, das Leben der von Flucht und Vertreibung und der von den Folgen des Klimawandels Bedrohten, für das Leben der Sterbenden".

Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim / © Harald Oppitz ( KNA )

Bischof Wilmer: Einsatz für Frieden

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer warb für einen stärkeren Einsatz für den Frieden. Es gehe auch um das Abrüsten in Worten und Gedanken, um Dialogfähigkeit und um den Abbau verhärteter Fronten in Deutschland. "Das ist unerlässlich für ein friedliches und gutes Miteinander in unserer Gesellschaft ebenso wie in der Kirche."

Bischof Feige: Auferstehung macht Mut

Bischof Gerhard Feige / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Gerhard Feige / © Dominik Wolf ( KNA )

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sagte, die in der Bibel bezeugte Auferstehung Jesu Christi von den Toten mache Mut, "sich nicht mit Tendenzen und Praktiken abzufinden, die sich gegen menschliches Leben richten, statt es zu schützen und zu fördern". Die Frage nach dem Leben sei eine Urfrage des Menschen, so Feige. "Wie wir Leben verstehen, prägt auch, wie wir uns zu aktuellen Debatten darüber positionieren." Als Beispiele dafür nannte er die Auseinandersetzungen über die Bewertung von Schwangerschaftsabbrüchen und über Hilfestellungen zur Selbsttötung sowie über die Bereitschaft der gesamten Gesellschaft, mit Hilfe der Kindergrundsicherung ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Wiesemann, Gerber, Fürst: Hoffnung trotz aller Krisen 

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann warnte vor Resignation. Die christliche Osterbotschaft beinhalte trotz aller heutigen Krisen Hoffnung auf ein neues Leben. Das zeige sich etwa im Einsatz vieler Menschen für die Umwelt und die Überwindung sozialer Gräben.

Bischof Gebhard Fürst / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Gebhard Fürst / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Auch der Fuldaer Bischof Michael Gerber ermunterte an Ostern zu einem Neuaufbruch - trotz negativer gesellschaftlicher Entwicklungen.

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, deutete Ostern als Fest der Überwindung von Hoffnungslosigkeit, Angst und Trauer.

Burger und Dieser: Kirche neuen Glauben schenken

Die Suche nach Gott darf nach den Worten des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger auch bei den Reformdebatten in der katholischen Kirche nicht in den Hintergrund geraten. Beim Synodalen Weg sei in den vergangenen Jahren viel über Defizite, Versagen im Missbrauchsskandal und Strukturen diskutiert worden. "Aber haben wir noch Jesus gesucht, den lebendigen, den auferstandenen Herrn?", fragte Burger und rief dazu auf, der Kirche und ihrer Botschaft neuen Glauben zu schenken.

Auch der Aachener Bischof Helmut Dieser nahm in seiner Osterpredigt Bezug auf den am 11. März beendeten Synodalen Weg. Bei allen Auseinandersetzungen komme es darauf an, Jesus nah zu sein, sagte er. "Welche kirchenpolitische Positionen auch immer wir derzeit vertreten, worum auch immer wir in der Kirche ringen und kämpfen - das ist der Grund unserer Einheit: das neue Leben des Auferstandenen in uns", so Dieser.

Rudolf Voderholzer (l), Bischof von Regensburg, und Stefan Oster, Bischof von Passau / © Arne Dedert (dpa)
Rudolf Voderholzer (l), Bischof von Regensburg, und Stefan Oster, Bischof von Passau / © Arne Dedert ( dpa )

Voderholzer und Oster:  Christus in die Mitte stellen 

Die Ängste der Menschen vor Krieg, vor einem Auseinanderbrechen der Gesellschaft oder gar der Zukunft thematisierte der Passauer Bischof Stefan Oster. Angst könne lähmen oder zu panischem Aktionismus führen, was beides wenig hilfreich sei. Als Christen gelte es deshalb auf das Wort des gekreuzigten und auferstandenen Jesus zu hören, der deutlich sage: "Fürchtet euch nicht!" Wer sich mit Christus innerlich verbinde, den könne dies frei machen von Angst und in ein wirksames Engagement in Kirche und Gesellschaft führen.

Der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, hob hervor, die Kirche sei auch heute attraktiv, "wenn sie nämlich das tut, wofür sie da ist: Christus in den Mittelpunkt stellen und die Hoffnung stärken".

Bischof Hanke: Begegnung mit Christus ermöglichen

In Eichstätt rief Bischof Gregor Maria Hanke Christen auf, den zweifelnden und verletzten Mitmenschen die Begegnung mit Christus zu ermöglichen. Es gelte, die Kirche wieder als "Erfahrungsgemeinschaft des Osterereignisses" wahrzunehmen.
 

Bischof Stephan Ackermann / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Stephan Ackermann / © Harald Oppitz ( KNA )

Ackermann: Bibel kennt geschlechtliche Vielfalt

Einen ganz eigenen Akzent setzte der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Er hob hervor, dass schon die Bibel geschlechtliche Vielfalt kenne. Die Heilige Schrift denke nicht in einem primitiven Entweder-Oder, sondern wisse um die "ganze Vielfalt und Mannigfaltigkeit der Schöpfung", so Ackermann.

Im Trierer Dom betonte er die österliche Kraft gegen Leid und Tod. Die Welt stehe an Ostern nicht still, räumte er ein und verwies auf die Ukraine, den Jemen oder den Nahen Osten. Doch seit Ostern gehörten das Licht, das nicht vergehe, die Hoffnung, die stärker sei als alle Resignation, der Friede, der den Hass überwinden kann, zur Wirklichkeit dazu.

Timmerevers: Fest, das verwandelt

Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers betonte, dass Ostern nicht "über die Wunden unserer Zeit hinwegtäuscht". Es sei "kein frohes Fest der perfekten Welt". Vielmehr sei es ein Fest, "an dem Verwundungen angenommen und verwandelt werden".

Franz Jung nach seiner Bischofsweihe im Würzburger Kiliansdom / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Franz Jung nach seiner Bischofsweihe im Würzburger Kiliansdom / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Jung: Etwas Neues beginnt

Am Ostermorgen hätten sich neue Türen geöffnet, so Würzburgs Bischof Franz Jung. "Wir dürfen lernen, dass in jedem Ende zugleich etwas ganz Neues beginnt." Das gelinge aber nur, wenn man vorgefasste Vorstellungen aufgebe.

Bischof Kohlgraf: Gott trägt den Menschen 

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf rief die Menschen dazu auf, nicht nur auf sich selbst und ihre eigene Stärke zu setzen. "Ostern ist das Fest, an dem wir feiern, dass Gottes Macht dort am stärksten ist, wo der Mensch mit seiner Weisheit am Ende ist." Spätestens im Tod sei man "wirklich ohnmächtig, zu keiner eigenen Stärke mehr fähig". Aber gerade dann werde Gott den Menschen tragen und begleiten.

Bischöfe in Paderborn und Osnabrück: Fest der Freude

Der Übergangsverwalter des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, erinnerte daran, dass Ostern trotz allen Leids auf der Welt ein Fest der Freude sei: "Ostern sagt uns, dass nicht vergeblich gelitten wird. Als Christinnen und Christen glauben wir, dass Ostern unsere Sehnsucht nach dem 'Leben in Fülle' erfüllt." Der Bischofsstuhl im Erzbistum Paderborn ist seit Oktober vakant. Bis zur Wahl eines neuen Bischofs leitet Diözesanadministrator Michael Bredeck die Diözese.

Monsignore Dr. Michael Bredeck / © Tobias Schulte (EPB)
Monsignore Dr. Michael Bredeck / © Tobias Schulte ( EPB )

Der Paderborner Weihbischofs Dominicus Meier Hoffnung rief dazu auf, offen für Jesus Christus zu sein. Das eigentliche Problem des Lebens und des Glaubens seien nicht Krisen, Konflikt und Mangel, sagte Meier am Ostermontag im Paderborner Dom. Das Problem sei, "dass wir den Meister des Lebens, der mit uns geht und neben uns steht, nicht sehen, vielleicht oftmals übersehen". Der Weihbischof rief dazu auf, Augen und Herzen zu öffnen, "um das
in Jesus Christus erstandene Leben mitten in unserem Alltag zu erkennen". Der Bischofsstuhl im Erzbistum Paderborn ist seit Oktober vakant. Bis zur Wahl eines neuen Bischofs leitet Diözesanadministrator Michael Bredeck die Diözese.

Johannes Wübbe, Weihbischof in Osnabrück / © Harald Oppitz (KNA)
Johannes Wübbe, Weihbischof in Osnabrück / © Harald Oppitz ( KNA )

Ähnlich äußerte sich der Übergangsverwalter des katholischen Bistums Osnabrück, Weihbischof Johannes Wübbe. Gott wolle jeden auf dem Weg vom Dunkeln zum Licht mitnehmen. Nach dem überraschenden Rücktritt von Franz-Josef Bode Ende März ist der Osnabrücker Bischofsstuhl derzeit nicht besetzt.

Nach den Worten des Bamberger Weihbischofs Herwig Gössl ist das Osterfest keine Beruhigungspille oder Vertröstung auf das Jenseits. Die Auferstehung Jesu von den Toten sei vielmehr eine Energiegabe, "die uns Mut macht und die Kraft gibt, sich immer wieder für das Leben einzusetzen, auch wenn es anstrengend ist und manchen auf die Nerven geht".

Bischof Meier: Comeback der Weltgeschichte

Bertram Meier / © Dieter Mayr (KNA)
Bertram Meier / © Dieter Mayr ( KNA )

Der Augsburger Bischof Bertram Meier nannte Ostern "das größte Comeback der Weltgeschichte". Ohne Ostern "wäre die Kirche nur ein Verein von Verrückten, die einem Guru hinterherlaufen und immer noch nichts gelernt haben", so Meier. "Aber die Auferstehung macht die Kirche zum 'Volk für das Leben'."

Bischof Meister: Verbundenheit mit Menschen in der Ukraine

Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers  / © Harald Oppitz (KNA)
Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers / © Harald Oppitz ( KNA )

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat am Ostersonntag die Verbundenheit von Christinnen und Christen in aller Welt betont. "Wir haben die gleiche Herkunft: Wir sind getauft im Namen Jesu Christi. Wir haben die gleiche Abstammung: Wir nennen Gott unseren Vater", sagte Meister in seiner Festpredigt in der hannoverschen Marktkirche. Das oft gebrauchte Wort von der christlichen Geschwisterlichkeit habe für ihn durch einen Besuch im ukrainischen Odessa tiefere Bedeutung gewonnen.

Vor zwei Wochen habe er dort mit einer kleinen lutherischen Gemeinde einen Gottesdienst gefeiert, berichtete Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Dabei habe er intensive Nähe zu den Menschen in der vom Krieg erschütterten Stadt gespürt. "Ich wollte in die Augen sehen, wollte ihre Stimme hören, in ihre Dörfer gehen und von ihrem Schicksal einen Eindruck bekommen." Diese Begegnung sei für ihn wichtiger gewesen, "als manches wohlfeile Gerede in unserem Land über Waffenlieferungen oder Frieden um jeden Preis".

Meister betonte, wie wichtig es sei, den Menschen in der Ukraine zuzuhören. In Begegnungen habe er gespürt, wie groß der Wunsch sei, dass ihr Leid, aber auch ihre Hoffnungen bezeugt und erinnert werden. "Nicht nur Gutes, auch das Böse muss erinnert werden, damit Gerechtigkeit geschaffen wird", betonte der Landesbischof.

Theologe Arends: Botschaft für weltliches Engagement 

Der leitende Theologe der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, hat in seiner Osterpredigt die Botschaft der Auferstehung Jesu nach der Kreuzigung als zentrale Botschaft für den heutigen Alltag der Menschen auf Erden betont. Der Glaube an die Auferstehung nach dem Tod hin zu Gott dürfe nicht als "weltflüchtig" missverstanden werden, sagte der Landessuperintendent am Ostersonntag in der Erlöserkirche in Detmold laut Predigttext. Die Auferstehungsbotschaft führe mitten hinein in den Alltag dieser Welt und in das Engagement in dieser Welt und für diese Welt. "Der Osterglaube ist nicht nur etwas für die Feiertage, sondern will im Alltag gelebt werden."

"Auferstehung lässt uns erleben, dass gerade, wo gefühlt alles zu Ende ist, neues Leben hervorgeht", sagte der Theologe. Mit Ostern und der Hoffnung der Auferstehung im Herzen seien Christinnen und Christen "Protestleute gegen den Tod". Als solche könnten Christen aber nur glaubwürdig sein, wenn sie sich für das Leben engagieren. Arends würdigte beispielhaft die Arbeit und das Engagement in den unterschiedlichen diakonischen Einrichtungen für tätige Nächstenliebe.

Thorsten Latzel / © Henning Schoon (KNA)
Thorsten Latzel / © Henning Schoon ( KNA )

Zudem nannte Arends den Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz und für den Frieden in der Welt. Aus dem christlichen Glauben heraus dürfe sich die Haltung der Kirche zu dem grausamen Angriffskrieg in der Ukraine sich nicht darin erschöpfen, Waffenlieferungen für richtig zu halten, sagte er. "Zugleich muss doch alles nur Mögliche unternommen werden, um dem Sterben in der Ukraine ein Ende zu machen, und das erschöpft sich sicher nicht in Waffenlieferungen."

Präses Latzel: Zeugen der Auferstehung erkennen

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hat in seiner Osterpredigt die Bedeutung von heutigen und lebendigen "Zeugen der Auferstehung Jesu" hervorgehoben. In der Bibel nenne der Apostel Paulus eine lange Reihe zeitgenössischer Zeugen, sagte der leitende Theologe am Sonntag in der Düsseldorfer Johanneskirche. Doch diese Zeugen, damals bekannte und wichtige Garanten für den Wahrheitsgehalt,  seien lange tot. "Wir brauchen unsere eigene Reihe der Auferstehungszeugen", mahnte Latzel. Denn der auferstandene Jesus stärke die Menschen, "dass wir aufstehen, gegen den Tod, mitten im Leben".

Seine persönliche Reihe von Auferstehungszeugen sei daher eine andere als die der Bibel, schilderte Latzel und nannte etwa seine Mutter. Sie habe zu seinen Kinderzeiten in der Küche aus der Bibel vorgelesen und in ihm die Hoffnung geweckt, dass es mehr gebe in der Welt und dass mit dem Tod nicht alles aus sei. Auch wenn Menschen wie seiner Mutter selbst den Auferstandenen nicht gesehen hätten, seien sie für ihn dennoch Zeugen der Gegenwart Jesu, sagte der Theologe.

Für andere seien solche Zeugen vielleicht "Protestleute", Unbekannte an vielen Unrechtsorten dieser Welt, die sich nicht damit abfinden wollten, dass die Herrscher das letzte Wort behielten, sagte Latzel. Oder es seien eigenen Erfahrungen. Manchmal geschehe es im Gottesdienst, "dass wir etwas von seiner Gegenwart spüren, dass wir merken, ja, es ist wahr, Jesus lebt, der Tod ist weiter da, aber er hat seine trennende Macht verloren".

Erstmals nach der Corona-Pandemie fanden die Gottesdienste ohne besondere Auflagen statt. Mancherorts kamen gleichwohl deutlich weniger Menschen in die Kirchen.

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert. Stand: 10.4.23, 15:00 Uhr)

Ostern

An Ostern feiern Christen ihr wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist das Fundament ihres Glaubens. Kerngehalt ist, "dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird", so der katholische Katechismus.

Seit dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 wird das älteste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Osterkerzen / © Harald Oppitz (KNA)
Osterkerzen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
dpa , epd , KNA