Kirchen beten für Opfer von Tsunami und Atomkatastrophe

"Als Christen haben wir Hoffnung"

Mit einer Andacht im Berliner Dom ist am Samstag der Opfer der Tsunami- und Atomkatastrophe in Japan gedacht worden. Dabei warnte die evangelische Kirche auch vor den Risiken der Atomenergie. Auch die Kirche in Japan ruft zum Gebet auf.

 (DR)

"Es sind schreckliche Bilder, die uns gestern Nachmittag erreicht haben", sagte der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge in seiner Ansprache. "Und helfen konnten wir nicht." Viele "brennende Fragen" ließen die Menschen ratlos und ohne Antwort zurück. Auch in den Gottesdiensten an diesem Sonntag wollen die Kirchen die Japaner in ihre Gebete einschließen.



Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Friedrich Weber, erinnerte in Hannover an die Opfer des Erdbebens. "Uns erfüllt ein tiefes Erschrecken angesichts der Naturkatastrophe und ihrer zerstörerischen Folgen", sagte der Braunschweiger Landesbischof am Samstag vor der Synode der fünf evangelischen Kirchen. "Wir sehen, wie gefährdet alles ist, was wir Menschen tun."



Bischof Weber und der westfälische Präses Alfred Buß sprachen den Opfern von Tsunami und Atomkatastrophe zugleich ihr Mitgefühl aus. "Was wir jetzt schon sehen, ruft Entsetzen, Trauer und Solidarität hervor", erklärte Buß am Samstag in Bielefeld. "Als Christen haben wir eine Hoffnung, die über unsere Welt, über unser Denken und Begreifen hinausweist."



Warnung

Beide Bischöfe warnten zugleich vor den Risiken der Atomenergie. Die Katastrophe 25 Jahre nach Tschernobyl erinnere auf schreckliche Weise daran, dass die Risiken der Kernenergienutzung nicht beherrschbar seien, erklärte Buß. "Das Unglück von Fukushima führt uns die katastrophale Überheblichkeit vor Augen, die menschliche Selbstüberschätzung, die davon ausging, das tödliche Risiko könne kontrolliert werden", sagte der oberste Repräsentant von rund 2,5 Millionen Protestanten. In Tschernobyl in der Ukraine ereignete sich vor 25 Jahren der bisher größte Atomunfall.



Bischof Weber sagte, eine mögliche nukleare Katastrophe als Folge des Erdbebens stärke auch in Niedersachsen die Sensibilität für den Umgang mit der Atomkraft im Blick auf Gorleben und die Asse. Hannover pflege zudem seit 28 Jahren eine enge Städtepartnerschaft mit Hiroshima.



"Anlass zum Zeugnis vom Gebot der Liebe"

Die katholische Kirche in Japan wird auf die Tragödie des Erdbebens und des Tsunami im Norden des Landes vor allem mit dem Gebet und konkreten Gesten der Solidarität reagieren", so Bischof Marcellinus Daiji Tani von Saitama, dessen Diözese ebenfalls von der Auswirkungen der verheerenden Flutwelle betroffen ist.

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"Die größten Schäden wurden in Sendai verursacht", so der Bischof, "aber auch in meinem Bistum Saitama etwas weiter südlich sind die Auswirkungen zu spüren. Gott sei Dank kamen hier keine Menschen ums Leben. Große Sorge bereitet uns die Situation im Atomkraftwerk Fukushima. Doch wir werden Mut fassen müssen und die Kraft des Heiligen Geistes wird uns dabei helfen. Bei den Sonntagsgottesdiensten werden wir an die Opfer, die Verletzten und die Obdachlosen erinnern. Als christliche Glaubensgemeinschaft sind wir bereit zum Gebet und zu konkreten Gesten der Solidarität".

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"Dieses schmerzliche Ereignis", so der Bischof abschließend, erinnert uns daran, dass unser Leben in den Händen Gottes liebt und ein Geschenk Gottes an uns ist. Außerdem werden wir alle dies zum Anlass nehmen, um das Gebot der Liebe zu Bezeugen, vor allem in der vor uns liegenden Fastenzeit".