Erste Hauptversammlung des Zentral-Dombau-Vereins seit fünf Jahren

Kirche, Weltkulturerbe und mehr

Am Donnerstag fand in der Kölner Lanxess Arena die erste Hauptversammlung des Zentral-Dombau-Vereins seit fünf Jahren statt. Welche Auswirkungen haben Corona, Missbrauchsskandal und der Abbau des Nordturm-Gerüsts für den Verein?

Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die Hauptversammlung des Zentral-Dombau-Vereins in diesem riesigen Veranstaltungshaus Lanxess Arena war ein Novum, oder?

Dr. Rüdiger Fuchs (Secretär [sic!] des Zentral-Dombau-Vereins / ZDV): Ja, das war ein Novum. Normalerweise sind wir in der Philharmonie. Wir können dort immer etwa 2.200 Mitglieder begrüßen. Aber vor dem Hintergrund der Pandemie und auch dem Wachstum unseres Zentral-Dombau-Vereins auf jetzt mittlerweile knapp 18.000 Mitglieder haben wir uns vor einem Jahr schon entschieden, in die Lanxess Arena zu gehen. Und wir waren glücklich, dass die Lanxess Arena das auch für uns mietfrei ermöglicht hat.

DOMRADIO.DE: Jetzt musste man wegen der Corona-Pandemie natürlich auch bestimmte Einlass-Voraussetzungen machen. Sie haben das unter der "3G-Regel" laufen lassen – also genesen, getestet oder geimpft. Man musste ein Ticket buchen für den Einlass. Wie hat das alles geklappt?

Fuchs: Wir glauben, es hat wirklich gut geklappt. Es hat hier und da sicherlich auch ein bisschen technische Probleme gegeben, aber häufig haben die Mitglieder einfach bei uns dann in der Verwaltung angerufen und man hat ihnen dort geholfen bzw. unsere Damen, die da zuständig sind, haben einfach dann die Buchung vorgenommen und das dann rüber gemailt oder gesandt. Wie auch immer, aber das hat gut geklappt.

DOMRADIO.DE: Gestern war auch der Mädchenchor vom Kölner Dom da. Möglicherweise kamen sie sich dann vor wie Stars auf so einer riesigen Bühne. Wo hat der Chor gesungen?

Fuchs: Wir hatten die Halle geteilt und man stand auf einem Podium. Oliver Sperling, der Leiter, hat mir dann auch erzählt, es wäre die größte Gruppe, die jetzt seit der Pandemie zusammengekommen ist. Selbst im Kölner Dom war es eine kleinere Gruppe. Und ich glaube, die jungen Damen hatten wirklich Freude, dass sie in einem so großen Forum mal wieder auftreten konnten, denn das ist für die nun auch lange nicht möglich gewesen.

DOMRADIO.DE: Monsignore Assmann ist auch da gewesen. Für den Dompropst war das auch die erste Hauptversammlung, oder?

Fuchs: Ja, er ist ja schon einige Monate im Amt, aber es war seine erste Hauptversammlung. Das ist aber auch gar nicht verwunderlich, weil unsere Hauptversammlung ja auch nur alle vier Jahre stattfindet. Coronabedingt tatsächlich jetzt – auch ein Novum, erstmalig alle fünf Jahre.

DOMRADIO.DE: Der Zentral-Dombau-Verein ist zuständig für die Erhaltung des Kölner Doms. Welche Rolle spielt es, dass der Dompropst, also der Hausherr, dann auch anwesend ist bei dieser Mitgliederversammlung?

Fuchs: Wir haben quasi, auch in der Satzung geregelt, einen sogenannten Gesamtvorstand. Das sind 40 Bürger und Bürgerinnen hier aus dem Kölner Umfeld. Und es gibt vier gesetzte Positionen. Das ist zum einen der Erzbischof als Ehrenvorsitzender und dann gibt es eben den Dombaumeister, den Dompropst und die Oberbürgermeisterin.

DOMRADIO.DE: Was hat Dompropst Assmann denn gestern gesagt?

Fuchs: Er hat sich erst mal, glaube ich, wirklich gefreut, dass er beim ZDV sein konnte. Er hat auch noch mal den Mitgliedern ausdrücklich gedankt. Das ist ja nicht selbstverständlich, dass 18.000 Menschen hier jährlich für den Dom ihren Beitrag leisten. Das hat er auch noch mal stark hervorgehoben. Er freut sich natürlich darüber, dass hier diese Kathedrale dadurch wirklich erhalten werden kann und dass wir sie in einem guten Zustand erhalten können.

Aber das muss man auch sagen: Er hat darauf hingewiesen, dass er sich natürlich bewusst ist, dass durch den Missbrauchsskandal, den wir hier ja in Köln mit einer besonderen Aufmerksamkeit verfolgen, er sich denken kann, dass das auch Auswirkungen hat. Und trotzdem sagt er: Das ist ein Weltkulturerbe. Er ist ja auch nicht nur für die katholischen Bürger, sondern der Dom ist ja aus unserer Sicht überkonfessionell. Insoweit hat er noch mal dafür geworben, dass die Bürger wirklich am Ball bleiben und am Dom bleiben, damit er uns bleibt.

DOMRADIO.DE: Was machen Sie denn eigentlich da für Erfahrungen? Für die Kölnerinnen und Kölner ist der Dom ja viel mehr als eine Kirche und auch mehr als ein Weltkulturerbe. Es gab viele Kirchenaustritte, Sie haben den Missbrauchsskandal schon angesprochen. Spüren Sie das auch? Oder unterscheiden die Leute wirklich und sagen: Okay, vielleicht trete ich aus der Kirche aus, aber den Dom zu erhalten und weiter mitzufinanzieren, das ist mir trotzdem wichtig?

Fuchs: Unsere Erfahrung ist, unsere Mitglieder differenzieren da eigentlich schon sehr. Ihnen ist das sehr bewusst, denn sie bekommen unsere Flyer, sie bekommen unser Domblatt. Ich glaube, die wissen das. Trotzdem gibt es hier und da natürlich auch Menschen, die sagen: Ich kann das so nicht mehr mittragen. Wir versuchen sie dann zu überzeugen. Das gelingt mal, mal gelingt es nicht.

Aber wir haben jetzt keine Austrittswelle. Wir haben, das kann ich Ihnen sagen, von 17.900 auf 17.600, aber wir sind noch nicht am Jahresende. Wir hoffen, dass wir diese Zahl auch wieder aufholen. Also natürlich haben wir die Gespräche, aber wir haben keine Austrittswelle.

DOMRADIO.DE: Und von den 300, die weniger geworden sind, muss man ja auch sagen, treten ja nicht alle aus. Es versterben ja auch Menschen.

Fuchs: Das ist richtig. Wir haben eine Vielzahl von Mitgliedern, die schon etwas älter sind. Jedes Jahr müssen wir mit einem Schwund von 800-900 Mitgliedern rechnen. Und die müssen wir natürlich wieder auffangen.

DOMRADIO.DE: Auf so einer Hauptversammlung geht es immer viel um Bilanzen. Sie sind auch gelernter Wirtschaftsfachmann. Hat der Zentral-Dombau-Verein Einbußen gehabt oder ist alles im grünen Bereich?

Fuchs: Also ich würde sagen, über die fünf Jahre, über die ich berichtet habe, sind wir vollkommen im grünen Bereich. Das Jahr 2020 war etwas rückläufig in der Einnahmesituation, aber das hängt damit zusammen, dass wir immer erhebliche Sonderspenden oder auch Erbschaften bekommen. Und das wechselt schon mal von Jahr zu Jahr. Aber ich kann für 2021 sagen, da sind wir wieder auf einem sehr guten Weg.

DOMRADIO.DE: Obwohl es nun Ausgaben gibt, die höher sind als sonst, denn am Nordturm am Kölner Dom ist das Gerüst abgebaut worden. Ein riesen Spektakel, ein riesengroßer Kran. Es hat den Kölner Dom ohne Gerüst quasi noch nie gegeben. Hier war unheimlich viel los. Haben Sie das auch gespürt im Zentral-Dombau-Verein?

Fuchs: Ja, das bekommt man natürlich mit. Es gibt ganz viele Anfragen und sehr viel Interesse. Das Positive ist, es gibt dann auch Menschen, die sich wieder an den Dom erinnern und dann doch nochmal eine Sonderspende machen. Das freut uns natürlich sehr. Und was ich auch noch sagen möchte, es ist natürlich nicht so, dass das nicht finanziell geplant war, denn die Abnahme eines solchen Gerüstes wird mit mindestens einem Jahr Vorlauf geplant.

DOMRADIO.DE: Bei der Mitgliederversammlung gestern gab es Neuwahlen. Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und auch Mario Kramp, der Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, sind beide gewählt worden. Wenn ein evangelischer Superintendent dabei ist, ist das bewusste Ökumene?

Fuchs: Das ist sehr normal, weil wir seit 1842 überkonfessionell sind. Nach meinem Kenntnisstand sind von Anfang an evangelische Bürger mit dabei gewesen und es hat nie eine Diskussion innerhalb unserer Mitgliedschaft darüber gegeben.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR
Mehr zum Thema