Kirche unterstützt Anti-Rechts-Demo am Holocaustgedenktag

"Klar positionieren"

Aachener Katholiken beteiligen sich an den vom Runden Tisch gegen Rechts geplanten Kundgebungen gegen Faschismus und Demokratie an diesem Samstag. Dass diese am Holocaustgedenktag stattfinden, verleihe ihnen besondere Tiefe.

Symbolbild Demonstration gegen Rechtsextremismus / © Frank Hammerschmidt (dpa)
Symbolbild Demonstration gegen Rechtsextremismus / © Frank Hammerschmidt ( dpa )

DOMRADIO:DE: "Wir sind Aachen. Nazis sind es nicht”. Unter dieses Motto haben Sie Ihre Veranstaltungen am Samstag gestellt. Wie zuversichtlich sind Sie, dass viele kommen werden? 

Martin Pier (Referent im Bistum Aachen und Vertreter des Bistums beim Aachener Runden Tisch gegen Rechts): Ich bin sehr zuversichtlich. Denn das Echo und das Interesse von Organisationen, sich daran zu beteiligen und Informationen zu bekommen, sind sehr groß. So groß, dass wir nun auf Anraten der Polizei auf einen Demonstrationszug verzichten und von den ursprünglichen Plänen abrücken mussten, auf einem zentralen Platz in Aachen eine Kundgebung zu veranstalten. Stattdessen wird es jetzt auf drei Plätzen in Aachen parallel drei Kundgebungen geben. 

DOMRADIO.DE: Am Runden Tisch gegen Rechts der Aachener Oberbürgermeisterin kommt ein breites Bündnis zusammen. Wer ist außer den Kirchen dabei? 

Pier: Es sind die demokratischen Parteien dabei, die im Rat der Stadt vertreten sind. Es sind verschiedene Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften, der Aachener Friedenspreis und noch verschiedene andere zivilgesellschaftlich bedeutsame Gruppen dabei. 

DOMRADIO.DE: Es wird an diesem Samstag also drei Kundgebungsorte geben. Was haben Sie konkret geplant? 

Pier: Es wird einen bunten Mix aus Musik und Kulturbeiträgen geben, die im besten Sinne unterhalten und die Demonstrierenden bei Laune halten sollen. Hinzukommen Statements und Positionierungen aus der Politik und von den verschiedenen sonstigen Akteuren.

Wir sind mit der katholischen Kirche in einem gemeinsamen Statement vertreten, das aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gehalten wird. 

Aachener Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Aachener Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: An diesem Samstag ist gleichzeitig auch Internationaler Holocaustgedenktag. Was bedeutet das für Ihre Kundgebungen?

Pier: Als die Oberbürgermeisterin zum Runden Tisch geladen hat, gab es bereits eine angemeldete Demonstration zum Holocaustgedenktag. Diese schon im Ansatz angelaufenen Planungen sind dann der ganzen Stadt und dem Runden Tisch zur Verfügung gestellt worden, um das zu einer Demonstration gegen Rechts groß zu machen.

Diese Kundgebungen gegen Rechts bekommen jetzt dadurch eine besondere Tiefe, dass sie am Holocaustgedenktag stattfinden.

DOMRADIO.DE: Sie vertreten die katholische Kirche am Runden Tisch gegen Rechts. Wo sehen Sie die Rolle der Kirche im Kampf gegen Rechtsradikalismus? 

Pier: Die Kirche ist ein soziales System, das sich insbesondere auch der Anwaltschaft für Schwache widmet. Nazigedankengut dagegen stellt Schwache an den Rand beziehungsweise zielt sogar darauf ab, Schwache zu verdrängen und zu vernichten. Dagegen aufzustehen verbindet uns mit allen anderen Gruppierungen, die auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. 

DOMRADIO.DE: Wie sollten sich Katholikinnen und Katholiken in Ihren Augen am besten positionieren? 

Pier: An diesem Samstag geht vor allen Dingen darum, sich klar gegen etwas zu positionieren - nämlich gegen Nazis. Was uns ansonsten im Profil vielleicht von politischen Parteien oder in der persönlichen Haltung oder Meinung voneinander unterscheidet, darf da gerne in den Hintergrund treten.

Erst einmal verbündet und vereint uns der Boden des Grundgesetzes. Wir stehen auf und stehen beisammen und halten zusammen gegen Nazis. Das ist das, was morgen zählt. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

Bistum Aachen

Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Das Bistum Aachen mit einer Fläche von 4.022 qkm liegt im Westen von Deutschland. Es erstreckt sich von der Nordeifel (Mechernich, Schleiden) bis zum Niederrhein (Krefeld). Die angrenzenden Diözesen sind Köln, Münster, Essen, Trier, Lüttich (Belgien) und Roermond (Niederlande).

Das Bistum Aachen umfasst insgesamt 57 Kommunen. In den drei Großstädten Aachen, Mönchengladbach und Krefeld leben 383.319 von 1.037.352 Katholikinnen und Katholiken, die anderen in den 54 weiteren Kommunen.

Quelle:
DR