Kirche startet Hotline für ehemalige Heimkinder

Guter Rat unter 0180/4100 400

Die katholische Kirche startet eine telefonische Hotline für ehemalige Heimkinder, die körperliches oder seelisches Leid in katholischen Heimen erlitten haben. Betroffene erhalten ab Mittwoch die Möglichkeit, eigens geschulten Beratern ihre Erlebnisse zu schildern und Unterstützung bei der Aufarbeitung ihrer Biografie erhalten. Unter der Nummer 0180/4100 400 stehen Berater als erste Ansprechpartner bereit.

 (DR)

Die Berater sollen auf Wunsch auch weitere Hilfen katholischer Beratungsstellen anbieten. Das Projekt, das die Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum Köln im Auftrag der Bischofskonferenz durchführt, ist zunächst auf ein Jahr angelegt, wie der zuständige Diözesanbeauftragte Hannspeter Schmidt mitteilte. Die Hotline wird montags, mittwochs und freitags von 9 bis 18 Uhr erreichbar sein. Zusätzlich gibt es auch eine Online-Beratung im Internet.

Klares Signal
Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, sagte bei der Vorstellung des neuen Beratungsangebots, die Bischofskonferenz bedauere zutiefst, dass «damals offenbar auch in katholischen Heimen Kindern und Jugendlichen Unrecht sowie seelische und körperliche Gewalt angetan wurde». Mit der Hotline wolle die Kirche ein klares Signal setzen, dass sie sich den Erwartungen ehemaliger Heimkinder stellen und sie bei der Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichten unterstützen wolle. «Die Kirche will die Entstigmatisierung ehemaliger Heimkinder und ihre Rehabilitation».

Langendörfer betonte das große Interesse der Bischofskonferenz an der Aufklärung solcher Fälle. Er verwies auch auf weitere Initiativen wie ein Forschungsprojekt der Kirchen an der Universität Bochum. Die Bischofskonferenz setze sich auch dafür ein, dass ehemalige Heimkinder Einblick in ihre früheren Akten erhielten. Langendörfer verwies auch auf mehrere Gespräche des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, mit Betroffenen.

Passgenaue Hilfen
Die Vertreterin der Deutschen Ordensobernkonferenz, Schwester Sara Böhmer, bekräftigte die Bereitschaft der Orden in Deutschland, zur Aufklärung beizutragen. «Die Lebensgeschichten der Heimkinder sind auch unsere Lebensgeschichten», sagte sie. Viele Ordenseinrichtungen hätten eigene Forschungsprojekte und Aufklärungsbemühungen unternommen. Es gehe aber zunächst um die Schicksale einzelner Menschen. Die Orden wollten möglichst passgenaue Hilfen von der Seelsorge bis zur Psychotherapie ermöglichen.

In dieser Woche tagt in Berlin erneut der Runde Tisch, an dem das Schicksal von Heimkindern in den 1950er und 1960er Jahren aufgearbeitet werden soll. Das vom Bundestag eingerichtete Gremium soll Vorwürfe aufklären, nach denen bis Ende der 1960er Jahre auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik zahlreiche Kinder in staatlichen und kirchlichen Heimen misshandelt oder ausgebeutet wurden. Insgesamt waren rund 800.000 Kinder und Jugendliche zwischen 1945 und 1975 in Heimen untergebracht, davon rund 500.000 in kirchlichen Einrichtungen.